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14.07.07 / Der Geheimbefehl "Besinnung" / Die DDR-Staatssicherheit bespitzelte auch polnische Bürger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Der Geheimbefehl "Besinnung"
Die DDR-Staatssicherheit bespitzelte auch polnische Bürger
von Joachim Görlich

Ein polnisches Magazin deckte es auf: Wer immer von den polnischen Bürgern mit der DDR etwas zu tun hatte, kann sich nun auch an die "Birthler-Behörde" in Berlin wenden. Denn die deutsche Stasi habe auch polnische Bürger beschattet. Hinzugefügt sei: auch ehemalige polnische Bürger, nicht nur Menschen im Exil, sondern auch Spätaussiedler mit Kontakten nach Polen. Das Ganze nahm zu in der Vor-Solidarnosc-Ära, als 1978 der Pole Karol Wojtyla den Thron Petri bestieg. Und in der Solidarnosc-Ära ging es dann richtig los, da Polen und sein Geheimdienst SB (Sicherheitsdienst) in der Berliner Normannenstraße als unsichere Kantonisten und Weichlinge galten.

Zuerst warb die Staatssicherheit Gastarbeiter in der DDR an, die allerdings nur die untere Tastatur der Spitzelei bedienen konnten. Danach waren DDR-Bürger an der Reihe, die polnische Ehepartner hatten. Insbesondere die, die gar nach Polen umzogen und dort einem Job nachgingen. Das waren zumeist Leute aus der Intelligenz. Einige DDR-Bürger traten sogar der Gewerkschaft Solidarnosc bei, wurden zur Täuschung vom SB kurzfristig inhaftiert, hatten Führungspositionen inne.

Die erste Stasi-Operativ-Gruppe entstand in Warschau mit Führungsoffizieren aus der Warschauer DDR-Botschaft, wobei der Leiter stets diplomatischen Status hatte. Das war Herbst 1980. Danach folgten Breslau (Führungszentrale war das DDR-Generalkonsulat) sowie Danzig (Konsulat) und Kattowitz (Konsulat).

Gleich nach der Ausrufung des Kriegsrechtes in Polen am 13. Dezember 1981 gab DDR-Staatssicherheitsminister Erich Mielke seinen Geheimbefehl "Besinnung" heraus, der den Aufbau eines eigenen Stasi-Netzes in Polen vorsah, daß hauptsächlich die Solidarnosc auseinanderdividieren sollte.

Nun begann man für die Stasi auch polnische Genossen, Milizen, Militärs, hier primär Politoffiziere, anzuwerben, die den demokratischen Umsturz fürchteten, ihre bisherigen Pfründe davon schwimmen sahen. Ja, man warb als Stasi-Agenten sogar einige Offiziere des SB an.

Für Mielke war Polen überhaupt in Sachen Bespitzelung unterversorgt: Es kamen dort auf die damals 38 Millionen Einwohner "nur" 24000 SB-Leute. In der DDR war das Verhältnis 16 Millionen Einwohner zu 91000 Stasi-Mitarbeitern.

Im Jahre 1990 war die Operation "Besinnung" in Polen zu Ende. Die deutschen Stasi-Leute in Polen verschwanden meist hinter Oder und Neiße. In Polen machte der SB, wenn auch unter anderem Namen, bis 1995 weiter. Man hat sich kaum die Mühe gemacht, dieser DDR-Agenten habhaft zu werden.

Der militärische Informationsdiensts WSI der Polen wurde erst Ende 2006 zerschlagen, weil nicht nur sehr viele Offiziere vom einstigen KGB und dem militärischen Pendant GRU ausgebildet worden waren, sondern auch weil es bis zur Zerschlagung weiterhin russische "Berater" gegeben hatte.

Jetzt allerdings müssen die polnischen Agenten der DDR-Stasi das polnische "Institut für nationales Gedenken" IPN und dessen Staatsanwälte fürchten, die ihnen den Prozeß wegen "Landesverrat" machen wollen.

Einige dieser Staatsanwälte haben schon die Reise nach Berlin gebucht, um dort in der "Birthler-Behörde" die entsprechenden Akten zu wälzen.


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