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14.07.07 / Aufgezwungene "Kunst" / Millionenschäden durch Graffiti - Szene wird immer brutaler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Aufgezwungene "Kunst"
Millionenschäden durch Graffiti - Szene wird immer brutaler
von Mariano Albrecht

Narrenhände beschmieren Tisch und Wände, lernen wir aus einem alten Kinderspruch, doch was in deutschen Großstädten auf S-Bahnen, Bussen und Häuserwänden prangt, hat mit Kinderschmierereien längst nichts mehr zu tun. Was uns Soziologen und sogenannte Street-Art-Aktivisten als Jugendkultur oder Kunst verkaufen wollen, ist alles andere als das. Es ist schlichtweg Sachbeschädigung. Gemeint sind Graffiti. Die kribbelbunten, mit Spraydosen allerorten angebrachten Bilder beschäftigen nicht nur die Polizei, die vermeintliche Straßenkunst verursacht bundesweit Schäden um die 500 Millionen Euro, die von Firmen oder Privatpersonen aufgebracht werden müssen, um die Machwerke von den Flächen wieder zu entfernen. Denn die Damen und Herren Künstler verrichten ihr Werk ungeachtet des Kunstverständnisses der Eigentümer von Flächen.

Die Sprayer von heute haben sich der allgemeinen Subkultur von Jugendbanden angepaßt und sich in schwerkriminelles Terrain begeben. In der Graffiti-Hauptstadt Berlin nimmt die Gewalt unter verfeindeten Sprayerbanden zu. Nach dem Vorbild der US-amerikanischen Hip-Hop- und Rapper-Szene werden Reviere abgesteckt und mit sogenannten Tags (Namenskürzel) markiert.

Die Berliner Polizei hat gemeinsam mit der Bundespolizei die GE GiB, die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Graffiti in Berlin, gebildet. Dezernatsleiter Kriminaloberrat Andreas Grabinski bestätigt die Zunahme von Gewalt. "Hier hat sich eine gefestigte Szene gebildet, die untereinander sogenannte ,Battles' (Schlachten) austrägt und auch vor unseren Leuten nicht zurückschreckt. Messer, Schraubendreher, Eisenstangen und Baseballschläger gehören zur Kampfausrüstung der Sprayer, die Szene ist knallhart geworden." Die GE GiB ist zirka 30 Mann stark. Trotz des Einsatzes modernster technischer Mittel wie Wärmebildkameras zur Überwachung von U-Bahn-Tunneln und Baustellen wird man kaum Herr der Lage. Die Täter sind organisiert, planen ihre Aktionen generalstabsmäßig. Es wird ausgespäht, abgesichert und zugeschlagen. Eine bestimmte Tätergruppe gibt es nicht, sagt Dezernatsleiter Grabinski, hauptsächlich sind die Sprayer Deutsche aus allen sozialen Schichten vom Schüler aus gutem Hause bis zum Studenten oder Arbeiter. Täter mit Migrationshintergrund sind eher selten. Jedoch hat sich in Berlin ein regelrechter Sprayertourismus etabliert, neben Paris und London ist Berlin ein "Hot Spot", die Stars der Szene reisen zu Treffen. Die Illegalität von Graffiti auf öffentlichen Gebäuden wird von der Kunstszene ausgeblendet. Das Wiener Institut für Graffiti-Forschung nimmt es mit dem private Eigentum von Bürgern nicht so genau. Wo gesunder Menschenverstand Sachbeschädigung attestiert, verharmlosen vermeintliche Kunstkenner den Vandalismus: ",Beschmieren' scheint uns nicht der richtige Ausdruck."

Dezernatsleiter Grabinski betont jedoch, daß man auch gegenüber noch so kunstvollen Graffiti in der Öffentlichkeit "null Toleranz" aufbringt. Auch die Bereitstellung von erlaubten Flächen habe zu nichts geführt. "Die Motivation der Täter ist nicht die Kunst, sondern die Provokation", stellt Grabinski fest. "Ruhm und Ehre erlangt in der Szene der, der illegal sprayt."

Der Berliner Verein "Noffiti" organisierte in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit internationalen Graffiti-Gegnern die ersten Anti-Graffiti-Kongresse in der Hauptstadt, der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit übernahm die Schirmherrschaft. Ziel war es, Strategien gegen die illegalen Sprayer zu entwickeln, mit Erfolg. 2005 verschärfte die Bundesregierung den Strafrechtsparagraphen für Sachbeschädigung. Doch die linke Kultur- und Jugendszene läuft Sturm.

Arian Wendel, Mitglied des PDS/Linkspartei-nahen Jugendverbandes "['solid]" stellt dazu in der "Jungen Welt" fest: "In Deutschland drohen nicht nur hohe Geldstrafen. Seit der Gesetzesänderung vom letzten Sommer droht auch der Knast. Widerstand dagegen ist bitter nötig." In einer Presseerklärung des Verbandes heißt es dann dreist: "Statt für die Verfolgung von Sprayern, Graffitikongresse und die Reinigung von Hauswänden hunderte Millionen auszugeben, wäre das Geld in der Erweiterung des Jugendfreizeitangebotes und der Bereitstellung weiterer legaler Flächen sinnvoller verwendet." Logik á la Links, würde man die ausgegebenen Millionen nicht für das Bereinigen von Graffitischäden ausgeben müssen, könnte davon sicherlich der ein oder andere Topf für die Jugendarbeit gefüllt werden. Doch daran herrscht in der Szene "null Interesse", ähnlich wie im autonomen Milieu wird privates und öffentliches Eigentum nicht geachtet, es wird gegen den politischen Gegner "vorgegangen". Verleumdungskampagnen, Drohungen und Einschüchterungsversuche gegen Mitglieder des Vereins "Nofitti" sind an der Tagesordnung. Während man den Graffitigegnern ein Geklüngel mit der Reinigungsindustrie unterstellt, wird die Graffitiszene ganz offiziell tatsächlich gesponsert. Internationale Kongresse werden von der Farbenindustrie als Vermarktungsplattform benutzt. Von der Schablone bis zum reinigungsresistenten Farbspray werden alle Produkte beworben, die Sprayerherzen höher schlagen lassen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit ihren 900 Millionen Fahrgästen geben jährlich acht Millionen Euro für die Graffitibeseitigung aus, da die BVG ein Unternehmen der öffentlichen Hand ist, kommt der Steuerzahler für den Schaden auf.

 

Zeitzeugen

Hans Scholl - Verteidiger heutiger Wandschmierereien führen gern die alte Tradition des Widerstandes gegen Tyrannen an, der mit Wandparolen das Volk aufrütteln wollte. In der Tat nutzte auch die "Weiße Rose" um Hans und Sophie Scholl dieses Mittel im Kampf gegen das NS-Regime. Allerdings illustriert ihr Beispiel kaum die Berechtigung heutiger Schmierer. Vielmehr zeigt es, zu welch absurden historischen Vergleichen in der Debatte bisweilen gegriffen wird.

 

Harald Naegeli - Der 1939 geborene Schweizer gilt als Pionier der "Sprühkunst". Seit Ende der 70er Jahre wurde er als "Sprayer von Zürich" bekannt. Zunächst unentdeckt, wurde er schließlich verhaftet, weil er seine Brille am Tatort vergessen hatte. Nach einer Verurteilung 1981 floh er aus der Schweiz, wurde später gefaßt, saß seine Strafe ab und sprühte anschließend weiter. Naegeli gilt heute als anerkannter Künstler.

 

Keith Haring - Der 1958 geborene und 1990 an Aids gestorbene US-Amerikaner begann Ende der 70er Jahre mit Kreidezeichnungen in der New Yorker U-Bahn. Bald darauf machte Haring in der intenationalen Kunstszene Karriere, stellte 1982 auf der Documenta 7 in Kassel aus und bemalte Wände in allen Erdteilen, so auch in Berlin am Checkpoint Charlie 1986.

 

Walter Josef F. - Der bekannteste Sprüher von Hamburg ist besser geläufig unter dem Namen "OZ.", gesprochen "O-Zett-Punkt", nach seinem Zeichen ("tag", englisch gesprochen: täg), das er bereits über 120000mal in der Hansestadt versprüht hat. Der 57jährige sprüht und malt dieses Zeichen seit 15 Jahren und kratzt es ebenso in Fensterscheiben. Mehrfach verurteilt und inhaftiert beginnt der scheinbar verwirrte "OZ." sein Treiben nach jeder Freilassung aufs Neue, leistete sogar heftigen Widerstand gegen seine Verhaftung. Der Schaden geht in die Hunderttausende.

 

Otto Schily - Als Bundesinnenminister der rot-grünen Koalition forderte der SPD-Politiker im Jahre 2005 öffentlich eine härtere Bestrafung für illegale Wandschmierereien. Der grüne Koalitionspartner verhinderte dies und warnte vor einer "Kriminalisierung" der Sprüher-Szene.


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