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14.07.07 / Günstig und massenwirksam / Wandmalerei ist prädestiniert für Information, Werbung und Propaganda

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Günstig und massenwirksam
Wandmalerei ist prädestiniert für Information, Werbung und Propaganda
von Manuel Ruoff

Bei der Wandmalerei werden die Farben entweder auf den noch feuchten Putz der Wand aufgetragen, das ist die sogenannte Freskomalerei oder auf den bereits trockenen Putz, Seccomalerei genannt. Da Graffiti meist illegal nach der Fertigstellung eines Baues und nicht währenddessen aufgetragen werden, haben wir es hier in der Regel mit der zweiten Form zu tun.

Im Gegensatz zu den Graffiti hat die Wandmalerei eine sehr lange Geschichte. Sie reicht zurück bis in die Zeit, als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten. Dank der Radiokarbonmethode wissen wir, daß Höhlenbilder bereits vor 31500 Jahren entstanden sind.

Der Mensch erkannte im Laufe seiner Entwicklung, daß sich Wandmalerei nicht nur zur Verschönerung von Wänden eignet, sondern auch zum Transport von Botschaften und Handlungsanweisungen, was sie wiederum für Werbung und Propaganda interessant macht.

So ist es kein Wunder, daß die Wandmalerei in romanischer Zeit durch die Christianisierung einen großen Aufschwung erlebte, eignete sie sich doch dazu, in Kirchen Analphabeten die Frohe Botschaft zu vermitteln.

Wie das Christentum schon seit dem Mittelalter bediente sich in der Moderne auch der attheistische Marxismus dieses Mittels. Besonders zu Zeiten des stalinistischen Sozialistischen Realismus wurden in der Sowjetunion und später auch bei deren Verbündeten auf großen Flächen, etwa in Betriebskantinen oder öffentlichen Plätzen, plakative politische Aussagen vermittelt.

Auch das nachrevolutionäre Mexiko setzte auf Wandmalerei im öffentlichen Raum. Dort entstand in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Kunstform des Muralismo. Murales sind Wandmalereien mit sozialkritischem und nationalem Inhalten. Hauptwerkzeug ist dabei der Pinsel. Entstanden ist diese Kunstrichtung durch Aufträge von Seiten der Regierung, die durch große Wandbilder der größtenteils analphabetischen Bevölkerung ihr Geschichtsbild des Landes näherbringen wollte. Als berühmteste Künstler dieser Richtung gelten die sogenannten "Tres Grandes", Diego Rivera, David Alfaro Siqueiros und José Clemente Orozco.

Der große Vorteil der Murales und der Wandmalerei überhaupt ist, daß man mit relativ geringem materiellen Aufwand relativ viele Menschen erreichen kann. Aus diesem Grunde ist dieses Mittel außer für arme Staaten auch für oppositionelle Widerstandsbewegungen besonders geeignet. Dieses wurde nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Europa erkannt, und so fanden die Murales ihren Weg auch in die Alte Welt.

Sowohl die gegen Rom gerichtete sardische als auch die gegen London gerichtete irische Unabhängigkeitsbewegung sind hier zu nennen. Auf Sardinien finden sich Murals vor allem in den rebellischen Bergdörfern. Insbesondere in Orgosolo, das als Hauptwiderstandsnest gilt, sind die Bildnisse allgegenwärtig. In Irland sind es vor allem die im Norden der Insel gelegenen und unter britischer Herrschaft stehenden Städte Belfast und Derry, die für ihre Murals bekannt sind. Dabei finden sich diese Wandmalereien nicht nur in den katholischen, sondern auch in den protestantischen Vierteln.


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