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14.07.07 / Ost-Deutsch (23): Feuerwerk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Ost-Deutsch (23):
Feuerwerk
von Wolf Oschlies

Mosty v buduschtschee" (Brücken in die Zukunft) heißt das "Internationale Feuerwerk-Festival" in Königsberg, über dessen erfolgreichen Verlauf die PAZ Ende Mai berichtete. Zum Glück hat sie mir die sprachliche Pointe belassen, daß "Feuerwerk" auf russisch "fejerverk" heißt. Bei Russen hat das frühneuhochdeutsche "Feuerwerk" sprachliche Karriere gemacht, beginnend mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs: "Fejerverk ist die Bezeichnung für ein Schauspiel und für die Materialien, die dazu verwendet werden". Den Umgang mit "fejerverocnyj" (Adjektiv) Material versehen Experten wie der "oberfejerverker", damit nichts schief geht. .

Seit heidnischen Zeiten haben Russen gern "poteschnye ogni" (Freudenfeuer) abgebrannt, aber erst Peter der Große (1672-1725) führte 1697 Wort und Werk ein: "Meine große Leidenschaft sind Seefahrt und fejerverki". Den Moskauern befahl er, in der Nacht zum 1. Januar 1699 "puskatj fejerverki", Feuerwerke abzulassen, und seine höfischen "fejerverki" waren in ganz Europa berühmt - nicht zuletzt, weil der Zar als sein eigener "fejerverker" und Erklärer von Technik und Symbolik des bunten Feuerzaubers auftrat.

Peter war kein Pyromane, sondern ein guter Psychologe: Unter seiner Herrschaft war Rußland eigentlich ständig im Krieg, der Wehrdienst war "unbefristet" und hart, Desertionen selbst in den privilegierten Garderegimentern häufig. Erst Peters "Triumphmärsche" und "Siegesfejerverki" schufen nationalen Stolz auf Armee und Militärmacht, den seine Nachfolger fortsetzten - vor allem Katharina die Große (1729-1796), die für "fejerverki" auch den "Vater der russischen Wissenschaft", den Chemiker Michail Lomonosov, einspannte.

1915 zündete das für lange Jahre letzte "fejerverk" in Rußland, die 1917 an die Macht geputschten Bolschewiken kehrten erst im Zweiten Weltkrieg zu Peters des Großen Taktik zurück, und so erlebte Moskau in Kriegszeiten abgezählte 355 Sieges-"fejerverki". Danach gab man sich bescheidener, zündete pro Jahr nur drei "fejerverki", das größte zum Revolutionstag, dem 7. November. Heute gibt es "fejerverki" überall, die spektakulärsten natürlich in Königsberg, russisch Kaliningrad, und "kaliningradskie Russkie" sind eh' die Elite - sagt mein Freund Jurij von der Universität der Stadt.


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