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14.07.07 / Kirchberg und Weißenhorn zum Pfand / Vor 500 Jahren verpfändete Kaiser Maximilian I. Jakob Fugger für 50000 Gulden die Grafschaft und die Herrschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Kirchberg und Weißenhorn zum Pfand
Vor 500 Jahren verpfändete Kaiser Maximilian I. Jakob Fugger für 50000 Gulden die Grafschaft und die Herrschaft
von Rüdiger Ruhnau

Was Geld für eine Macht sein kann, haben die Fugger der Welt gezeigt. Nur ein Fugger konnte es wagen, an den mächtigsten Souverän einer ganzen Epoche, an den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Karl V., einen solchen Brief zu schreiben: "Es ist bekannt und liegt am Tage, daß Eure Majestät die römische Krone ohne meine Hilfe nicht hätte erlangen können, wie ich denn solches mit eigenhändigem Schreiben der Kommissare Eurer Kaiserlichen Majestät beweisen kann." Es war kein leichter Weg, den die heute noch existierenden fürstlichen und gräflichen Zweige der Fugger zurücklegen mußten, bis der Aufstieg zur modernen Wirtschaft mit Weltgeltungsanspruch gelang.

Der Ahnherr des Hauses Fugger, Hans Fugger, wanderte im Jahre 1367 als handelstreibender Weber nach Augsburg ein. Doch erst in der dritten Generation, unter Jakob Fugger, dem Reichen, dem Jüngeren, begann das große politische Geldgeschäft. Er lieh dem Erzherzog Siegmund von Tirol 23627 Gulden und ließ sich dafür als Sicherheit einen Teil der Landschaft Tirol und der Tiroler Silbergruben verpfänden. Ein Jahr später gab Jakob Fugger dem Erzherzog ein zweites Darlehen von 150000 Gulden. Dafür erhielt er die gesamte Silberausbeute der Grazer Bergwerke. Als die Regierung Tirols an den römisch-deutschen König und österreichischen Erzherzog Maximilian überging, wurden die Augsburger Fugger zu Gläubigern des späteren Kaisers.

Kaiser Maximilian I. war ein anderer Herrscher als der schon betagte Vater Ferdinand III. Mitten im Leben stehend, war der Gedanke der Universalmonarchie in ihm lebendig. Kein Kaiser vor ihm hat mit so heißem Herzen um die Machterweiterung des Reiches gerungen. Als er auf dem Reichstage zu Konstanz 1507 vergeblich an die Reichsstände appellierte, Geld für einen neuen Feldzug nach Italien zur Verfügung zu stellen, sprangen die Fugger für den ewig geldbedürftigen Maximilian ein:

Am 27. Juli 1507 verpfändete der Habsburger die Grafschaft Kirchberg und die Stadt Weißenhorn, beide in Schwaben, an den Augsburger Bankier Jakob Fugger, der sich dafür den Grafentitel einhandelte. Grund genug für die heutige Familie Fugger, in Augsburg das Jubiläum "500 Jahre Fugger in Kirchberg und Weißenhorn" mit einer Reihe von festlichen Veranstaltungen zu begehen.

Seit Jahren schon diente Jakob Fugger der Reiche als Bankier der Römischen Kurie, nebst einer nicht geringen Zahl von Kardinälen und Erzbischöfen. Mit beträchtlichen Summen finanzierte er auch die Wahl Albrechts von Brandenburg zum Erzbischof von Mainz. Es war seinerzeit üblich, daß sich die Söhne regierender Fürsten geistliche Pfründen zu ihrer Versorgung sicherten. Albrecht von Brandenburg-Ansbach, bereits 1511 zum Hochmeister des Deutschen Ordens avanciert, erhielt, natürlich gegen erhebliche Bestechungsgelder, 1514 den Mainzer Bischofstuhl. Aus den regulären Einkünften des Erzbistums konnte er die Rückzahlungsraten der Fugger-Anleihe nicht aufbringen. Man verfiel auf ein dubioses Geschäft. Der Erzbischof ließ sich vom Papst die Einnahmen eines ausgeschriebenen Jubelablasses übertragen. In der Praxis sah das folgendermaßen aus: Den wandernden Ablaßprediger begleitete ständig ein Agent des Hauses Fugger, der den Schlüssel zum Ablaßkasten trug. Die Hälfte des eingegangenen Geldes ging nach Rom, die andere Hälfte wurde auf die bischöflichen Schulden an Jakob Fugger verrechnet. Der Ablaßhandel - "so bald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt" - war bekanntlich ein Hauptgrund, der Martin Luther veranlaßte, gegen die katholische Kirche vorzugehen. In seinen Schriften schimpfte Luther, man sollte den Augsburgern "einen Zaum ins Maul legen". Niemand von den reuigen Sündern hat damals wohl geahnt, daß sein Obolus bei den Fuggern landete.

Das größte politische Geschäft Jakob Fuggers war ohne Zweifel die Finanzierung der Kaiserwahl Karls V. Mit weit über einer halben Million Gulden engagierte er sich am Stimmenkauf der Kurfürsten für die Wahl des spanischen Königs zum Kaiser. Karl, ein Enkel Maximilians, war in Spanien aufgewachsen. Er hatte einen Gegenspieler, König Franz von Frankreich, der ebenfalls auf die Kaiserkrone reflektierte und den Kurfürsten großzügige Geldangebote machte. Als Geldgeber für beide kam nur der Fugger in Frage, kein anderer konnte die vielen Hunderttausende aufbringen, welche die Kurfürsten für ihre Stimmen verlangten. Jakob Fugger konnte also wählen. Er entschied sich für den spanischen Habsburger.

Wieder erwies sich der Augsburger als ein genialer Kaufmann. Denn inzwischen waren Berichte von der Entdeckung der Neuen Welt in Europa eingetroffen, wo Berge von Gold nur darauf zu warten schienen, per Schiff nach Spanien transportiert zu werden. Bis zum Ende seiner langen Regierungszeit, die von 1519 bis 1556 dauerte, blieb Karl V. abhängig von der Finanzkraft des Hauses Fugger. Die Augsburger Kaufmannsfamilie beherrschte die Edelmetallmärkte von Rom, Venedig und Antwerpen. In Spanien sicherten sie sich das ertragreiche Quecksilbergeschäft. Ihre Faktoreien standen in Skandinavien, im Baltikum, in Rußland und Portugal, sie rüsteten die erste deutsche Gewürzflotte aus, sie manipulierten die Wechselkurse der Währungen und erzielten zweistellige Renditen. Im Augsburger Handelskontor liefen die Fäden der damaligen Weltwirtschaft zusammen.

Ein halbes Jahrhundert lang bildete Danzig einen wichtigen Umschlagplatz für den Fuggerschen Kupferhandel. Jakob Fugger hatte die Bergwerksrechte der ungarischen Kupfergruben erworben, die Kupferlieferungen erfolgten auf der Weichsel über Krakau, Thorn nach Danzig. Dort wurde das Metall zunächst gelagert und dann weiter per Schiff in die Niederlande transportiert. Ein Teil des Kupfers, die Lieferung erfolgte als Vierkantkupfer, nahmen die einheimischen Messing- und Bronzegießereien ab, die mit Büchsenmachern zusammenarbeiteten. Die heute noch vorhandenen Rechnungs- und Inventarbelege gestatten eine genaue Übersicht der nach dem Westen verschifften Kupfermengen.

Der alte, geadelte Jakob Fugger besaß große Stadthäuser, Landsitze und Schlösser, er war Herr über 100 Dörfer mit 6500 Bauern. Seine Gewinne legte er in Grund und Boden an, die Erben verpflichtete er testamentarisch, diese Besitzungen unter keinen Umständen zu verkaufen. Wenn er auch Geschäfte "um des Gewinns willen" machte, eine großartige soziale Tat überlebte ihn bis in die Gegenwart. Er errichtete in seiner Heimatstadt die älteste Sozialsiedlung der Welt, die allseits berühmte "Fuggerei".

Inmitten Augsburgs, anstelle ärmlicher Holzhütten, entstand eine Mustersiedlung mit freundlichen Häusern, sauberen Gassen und Plätzen. Jakob Fugger ließ einen Vertragsbrief entwerfen: "Gott dem Allmächtigen zum Lobe und zur Förderung des eigenen Seelenheils haben wir für arme Bürger zu Augsburg etliche Häuser in Bau genommen und soll der Hauszins im Jahr 1 Gulden betragen". Als Albrecht Dürer im Jahre 1520 nach Augsburg kam, um Jakob zu malen, führte dieser seinen berühmten Gast selbst in die "Fuggerei". Über dem Herrentor konnte Dürer auf einer Tafel lesen: "Die Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger haben aus Frömmigkeit und daß sie ihr Vermögen der Güte Gottes danken, 106 Wohnungen ihren Mitbürgern geschenkt."

Die Leistungen der späteren Fugger-Generationen lagen vor allem auf kulturellem Gebiet. Aus den geschäftsinnigen Kaufleuten wurden kunstsinnige, ihren Wohlstand auslebende Ästheten, die zu den Mitbegründern der späteren Bayerischen Staatsbibliothek zählten. Ihre Schlösser und Patrizierhäuser künden auch nach fünf Jahrhunderten vom Ruhm und Reichtum des einst mächtigsten deutschen Handelshauses.

 

Informationen über das am 28. dieses Monats beginnende Jubiläumsprogramm "500 Jahre Fugger in Kirchberg und Weißenhorn" enthält der Internet-Auftritt der Familie unter www.fugger.de/de/l3_veranstaltungen.htm. Dort kann auch ein Prospekt heruntergeladen werden. Eine Alternative besteht darin, sich an die Fürstlich und Gräflich Fuggersche Stiftungs-Administration, Fuggerei 56, 86152 Augsburg, Telefon (08 21) 31 98 81-0, Telefax (08 21) 31 98 81-12, zu wenden.

Fotos: Gläubiger und Schuldner: Jakob Fugger der Reiche, der Jüngere (links) und Kaiser Maximilian I. (oben)


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