28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.07.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Vollkommen nutzlos / Wählen ist langweilig, unsere Politiker sind arme Schlucker, Kohlen-Gabi riecht nicht gut, und der Hitzetod fühlt sich ganz schön kalt an
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wählen gehen hat früher richtig Spaß gemacht. Beim Ankreuzen umwehte uns ein Hauch von Macht: Heute sind wir mal dran mit Entscheiden! Kraftvoll setzten wir unser Zeichen in der Kabine und fühlten uns dabei wie stolze Soldaten, die am Tage der Entscheidungsschlacht ihren Schuß abgeben. Abends erfuhren wir dann, ob wir oder die Bösen gewonnen hatten und unsere Feldherren bedankten sich artig bei uns, ihren Recken "draußen im Land". Danach konnten wir eine Nacht nicht schlafen, entweder aus Hochgefühl oder aus Wut über das blöde Volk und die Verschlagenheit der unverdienten Gewinner.

Alles zu Ende, alles vorbei. Heute werfen wir unsere Stimmen wie Jetons auf ein verworrenes Parteienspielfeld, auf dem undurchsichtige Croupiers damit kreuz und quer herumkoalitionieren. Bald liegt unser Einsatz in irgendeinem bunten Haufen, in den wir nie hineinwollten. Und Danke sagt auch keiner mehr, sondern, wie nach Abschluß der Großen Koalition: "Der Wähler hat uns keine andere Wahl gelassen." So setzen sie uns keck auf die Anklagebank jenes Gerichts, das eigentlich ihre Handlungen beurteilen soll.

Im Reigen der Parteien geht es dabei zu wie auf schlüpfrigen Partnertausch-Feten. Jede macht's mit - fast - jedem. So haben sich erschütterte Bürger das lüsterne Treiben in den berüchtigten "Kommunen" der späten 60er vorgestellt: Während die Union noch auf Ehe mit der SPD macht und künftige Zweisamkeit mit den Liberalen als ihre Wunschpartie verkündet, zwinkert sie bereits den Grünen zu. Die wollen eigentlich mit der SPD, lassen die Union aber dennoch ein bißchen näherkommen. Die SPD spielt schlecht gelaunt mit und gibt mit der Union den Schwank "Schlechte Ehen sind die solidesten", während sie unverdrossen das grüne Händchen tätschelt und sich unterm Tisch vorsichtig der Linkspartei zum Füßeln entgegenstreckt - "aber nur auf Länderebene". Ja, ja.

Die Liberalen finden sich in dem Kuddelmuddel am wenigsten zurecht. Früher wurden sie für ihre Freizügigkeit bei der Partnerwahl beneidet und verachtet zugleich. Heute macht "es" nicht nur jeder, die anderen übertreffen die Freidemokraten sogar noch um Längen in ihrer Bündnis-Promiskuität.

Wie soll man sich da noch herausstellen? Im Hause Westerwelle herrscht Ratlosigkeit, die Liberalen haben ihre schillernde Aura eingebüßt. Übrigens auch was ihre Repräsentanten angeht. Als bekannt wurde, daß die "Nebeneinkünfte" der Abgeordneten veröffentlicht würden, hatten wir gerade von den Blaugelben sagenhafte Enthüllungen erhofft - Verbindungen in die internationale Bankenszene, schrödernde Russengeschäfte, irgendwas Halbseidenes mit Ölscheichs oder so in der Richtung.

Nichts von dem, die Wirklichkeit ist zum Heulen wurstig: Ex-FDP-Chef Wolfgang Gerhardt etwa hat sich etwas nebenbei verdient als Redner bei einer Firma für Einbauküchen. Sein Mitliberaler Patrick Döring sitzt im Vorstand eines Unternehmens, das Krankenversicherungen für Hunde und Katzen feilbietet. Du liebe Güte! Oder wie der Ami sagt: Wau! Von ein paar Ausnahmen abgesehen fielen die Enthüllungen über das Finanznetzwerk der Volksvertreter ziemlich mager aus; wer auf lauter Ackermänner mit Millionengehalt gehofft hatte, erlebte eine Woche der Enttäuschung.

Die Koalitionen beliebig, die Politiker langweilig - wen sollte es da wundern, daß die Wahlkabinen auf immer mehr Deutsche kaum noch Reiz ausüben? Aber das ist gefährlich für die Demokratie, sagt man. Also müssen wir etwas tun, damit Politik wieder attraktiver wird.

Die EU hat sich da etwas Spritziges einfallen lassen und ein Porno-Potpourri produziert, um auf ihr segensreiches Wirken aufmerksam zu machen. Das nur 44sekündige Schmacht-Streifchen wirbt für die EU-Filmförderung und hat eingeschlagen wie eine Bombe. Hunderttausende waren pikiert und ließen keinen Moment verstreichen, um den Skandalfilm im Internet mit eigenen Augen unter die beschlagene Lupe zu nehmen. Ein bißchen doppelmoralisch, nicht wahr? Aber so ist das eben bei solchen Sachen.

Ja, wirklich? Die Jugend haßt Heuchelei. Sie wendet sich daher ab und lieber dem Schicksal der Welt zu. Waren sie nicht schick anzusehen, die von der Klimaerwärmung wachgeschwitzten Weltstars in ihren mächtigen Mercedes-Limousinen? Leider war es in Hamburg viel zu kalt, um sich für das Klima zu erwärmen und zu naß, um gegen die Ausbreitung der Wüsten anzusingen. Deshalb kamen nicht so viele.

Solche Sorgen hatten die Veranstalter in Rio de Janeiro nicht, im Gegenteil: Weil die Rettung der Menschheit unterm Zuckerhut keinen Eintritt kostete wie an der Elbe, befürchteten die Sicherheitskräfte einen Massenauflauf samt Panik, Mord und Totschlag und erwogen, das Spektakel abzusagen. Das aber wäre eine Beleidigung für ganz Lateinamerika geworden.

Vielleicht hätte man von vornherein einen etwas ruhigeren Ort wählen sollen als das brodelnde Rio, Buenos Aires zum Beispiel. Dort wäre der Sängerstreit gegen die Erderwärmung beinahe zusammengefallen mit einem Wetterereignis, das tatsächlich zu denken gibt: der erste Schnee seit 1918. Das wäre mal ein Bild gewesen, wie Popstar Lenny Kravitz unter den verschneiten Palmen Argentiniens in Wollschal und Pudelmütze vor den tropfenden Nasen seiner schlotternden Fans gegen den globalen Hitzetod anrockt! Was Wunder, daß die Jugend solche Auftritte viel spannender findet als das öde Gefummel ihrer Politiker.

Die Staatslenker nervt ihr schlechtes Image, sie wären gern selbst die gefeierten Gurus der Bewegung zur Rettung der Welt. Umweltminister Sigmar Gabriel gehört ja eigentlich schon von Amts wegen zu den Guten und empfiehlt sich als Anti-Atom-Sigi dem aufgeschreckten Jungvolk als standhafter Anführer. Nach und nach aber bemerken selbst die treuesten Atomgegner, die ja auch allesamt Klimafreunde sind, daß der Sigi eigenartig riecht, wie ein alter Brikettofen nämlich.

Der arme Minister ist in ein schwarzes Loch gefallen, die sogenannte "Versorgungslücke". Um all die schrecklichen Kernkraftwerke abzustellen, müßten in Deutschland rund 30 neue Kohlekraftwerke gebaut werden. Nun tauchte ein Plan auf, wo die errichtet werden sollen. Der blitzblanke Anti-Atom-Sigi verwandelte sich unter den Augen seiner entsetzten Bewunderer in die rußschwarze Kohlen-Gabi.

Und von solchen Leuten sollen wir uns regieren lassen? Eigentlich unannehmbar. Das meinen auch der Ausländerbeirat und diverse muslimische Organisationen und haben für alle Fälle schon mal so eine Art Über-Bundestag ersonnen - und gleich selbst die Plätze eingenommen. Sie sind nicht bereit, das geplante neue Zuwanderungsgesetz des alten, ganz und gar unislamischen Bundestages hinzunehmen. Ihre Wortwahl macht klar, daß sie sich selbst mindestens als gesetzgeberische Veto-Macht ansehen, wenn nicht mehr.

Vor allem wenden sie sich dagegen, daß außerhalb Deutschlands lebende ausländische Ehefrauen künftig erst 18 werden sollen, bevor sie "nachziehen" dürfen und zudem 200 bis 300 Wörter der deutschen Sprache beherrschen müssen. Die Frauen wären dann ja alle volljährig und könnten selbstständig nach dem Weg fragen. Offenbar fürchten die Islam-Lobbyisten, daß das Weibervolk mit solchen Möglichkeiten nur Dummheiten anstellt, vor denen sie es beschützen müssen.

Sprachprobleme können andererseits Mißverständnisse auslösen. Manche Wörter klingen in der einen wie der anderen Zunge gleich, bedeuten aber etwas ganz unterschiedliches. Wenn der Ausländerbeirat von "Integration" spricht, meint er die Integration der Zuwanderer in seine Gruppierungen. Das schließt die Integration in die deutsche Gemeinschaft natürlich aus, denn dann wäre der Integrierte ja kein Ausländer mehr - und für den Beirat vollkommen nutzlos.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren