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21.07.07 / Pakistans ehemaliger Osten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-07 vom 21. Juli 2007

Pakistans ehemaliger Osten

Bengalen sank unter der britischen Kolonialherrschaft von einem der reichsten Gebiete der Welt im 18. Jahrhundert zu einem seiner Armenhäuser herab. Als im Jahre 1947 der indische Subkontinent gespalten wurde, widerfuhr auch Bengalen dieses Schicksal. Während der westliche Teil Bestandteil der Indischen Union wurde, kam der östliche Teil wegen seiner muslimischen Prägung als Ost-Pakistan zum islamischen Pakistan.

Wenngleich Brüder im Glauben gab es zwischen West- und Ost-Pakistanern gravierende Mentalitätsunterschiede. Obwohl die zivilen Bengalen mit ihren Jute- und Reisexporten Überschüsse erzielten, blickten die kriegerischen Panjabi in West-Pakistan nur mit traditioneller Verachtung auf ihre Landsleute im Osten herab und plünderten sie wirtschaftlich aus, übervorteilten sie bei der Verteilung der Leitungspositionen im gemeinsamen Staat und zwangen ihnen 1954 Urdu als einzige Staatssprache auf. 1965 unternahm Pakistan im Zweiten Indisch-Pakistanischen Krieg keinerlei Anstrengungen zur militärischen Sicherung des Ostteils. Wie die militärische Verteidigung wurde auch der Deichbau in Ost-Pakistan durch die Zentralregierung stiefmütterlich vernachlässigt. Erst so konnte es dort zur verheerenden Flutkatastrophe von 1970 kommen.

Bei den ersten demokratischen Wahlen zum pakistanischen Parlament im Jahre 1970 erringt die ostpakistanische Awami-Liga einen erdrutschartigen Sieg. Sie gewinnt 153 der 163 ostpakistanischen Wahlkreise und damit die absolute Mehrheit im Parlament. Daraufhin erklärt Pakistans demokratisch nicht legitimierter Staatspräsident die Wahl für ungültig, verbietet den Wahlsieger und inhaftiert dessen führende Repräsentanten.

Der Konflikt eskaliert. Die Armee übernimmt die Macht. Der Führer der Awami-Liga proklamiert die Unabhängigkeit Ost-Pakistans. Truppen (West-)Pakistans besetzen den Ostteil. Indien greift auf Seiten Ost-Pakistans in den Konflikt ein und bringt im Dritten Indisch-Pakistanischen Krieg die Entscheidung. Ost-Pakistan wird als Bangladesch, als "Land der Bengalen" souverän, 1974 schließlich auch von Pakistan anerkannt.     M. R.


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