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21.07.07 / Pulsierende Gelassenheit / Amsterdam: Hollands Multikulti-Metropole lädt ein zum Staunen, Schauen und Einkaufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-07 vom 21. Juli 2007

Pulsierende Gelassenheit
Amsterdam: Hollands Multikulti-Metropole lädt ein zum Staunen, Schauen und Einkaufen
von Thomas Voigt

Als "Venedig des Nordens" wird das verträumte Amsterdam immer wieder gern bezeichnet. Denn nicht nur die vielen Kanäle, die hier Grachten heißen, erinnern an die zauberhafte Lagunenstadt in Norditalien. Amsterdam ist wie Venedig auf Holzpfählen ins Wasser gebaut. Der Tanz am Abgrund ist folglich eine weitere Gemeinsamkeit. In etwa 200 Jahren, das haben Denkmalschützer ausgerechnet, taucht Amsterdam ins angrenzende Ijsselmeer ab. Viele der schmalen Grachtenhäuser stehen heute schon schief. Doch Hollands schönste Stadt will davon nichts wissen. Besonders im Sommer feiern die 700000 Bewohner und jährlich sieben Millionen Touristen den Zauber dieser knallbunten Metropole - auf zahlreichen Musikfestivals, Theater-, Tanz- und Kunst-Events sowie in schier unzähligen Straßenkneipen und Cafés oder auf Booten.

Die Amsterdamer sind nur zu 75 Prozent niederländischer Herkunft. Das übrige Viertel verteilt sich auf gut 150 Nationalitätengruppen. Dazu gesellen sich Geschäftsreisende, Studenten und Künstler aus aller Welt. Dieses bunte Völkergemisch bewegt sich weniger als in anderen europäischen Metropolen mit dem Auto, sondern vielmehr auf dem Fahrrad, zu Fuß, in Straßenbahnen oder per Schiff durch die Stadt. Amsterdam-Besucher sind ebenfalls gut beraten, wenn sie ihr Auto weit außerhalb der Stadt parken - oder gar nicht erst damit anreisen. Für Autos ist in dieser Stadt schlichtweg kein Platz, und die Polizei ahndet Falschparken gnadenlos. Der Canal-Bus, der auf drei Linien etwa im Stundentakt durch Kanäle und Grachten schippert, ist zur Fortbewegung deutlich besser geeignet. Ein Tagesticket kostet 18 Euro und gilt bis um 12 Uhr am folgenden Tag. Ebenfalls empfehlenswert ist die "I am-sterdam Card", die für 43 Euro zwei Tage lang kostenlos öffentlichen Nahverkehr, 25 Prozent Ermäßigung in vielen Restaurants, Sehenswürdigkeiten und im Canal Bus sowie kostenlosen Eintritt in mehr als 20 Museen bietet. Allerdings ist das Anne-Frank-Haus nicht inklusive. Das Kontor- und Lagerhaus an der Prinsengracht 263, wo das Opfer des Holocaust sich mit seiner Familie zwei Jahre lang versteckt hielt und das bekannte Tagebuch schrieb, sollte aber bei keinem Amsterdam-Trip fehlen. Einen Steinwurf entfernt kann der Turm der Westerkirche erklommen werden. Der mühsame Aufstieg über enge, steile Holztreppen wird mit einem grandiosen Ausblick über die Grachtenstadt belohnt.

Den Handel mit schönen Dingen aus aller Welt hat Amsterdam als Teil einer ehemaligen Kolonialmacht nicht verlernt. Wer hier zum Einkaufen startet, findet ein überwältigendes Angebot. Im nördlichen Teil des Grachtengürtels entdecken selbst Alteingesessene immer wieder neue Kostbarkeiten. Gleich gegenüber dem Anne-Frank-Haus am anderen Ufer der Prinsengracht bietet die Galleria d'Arte Rinascimento alles, was die berühmte Delfter Porzellan-Manufaktur produziert.

Wenige Häuser weiter füllt Simon Levelt 25 Kaffeesorten aus antiken Glas-Silos ab - schon seit 1817 gibt es dieses Aromaparadies. Und ein Stück weiter oben an der Prinsengracht hält rockarchive.com unveröffentlichte Meisterfotografien von Rock'n'Roll-Stars zum Kauf bereit. Im schmucken Konsumtempel Magna Plaza läßt es sich auf vier Etagen auch bei Regen herrlich bummeln. Mit etwas Glück kann man einem Klavierspieler lauschen oder akrobatischen Darbietungen beiwohnen.

Sehenswert ist auch das Traditionshaus P.G.C. Hajenius (seit 1726) am Rokin, nicht nur wegen seines exorbitanten Sortiments an Tabak, Zigarren und Pfeifen. Die Inneneinrichtung ist eine unversehrte Kostbarkeit im Art-Deco-Stil der 20er-Jahre, wie Amsterdam sie an mehreren Orten zu bieten hat. Dazu gehören das Restaurant des American Hotels nahe dem abendlichen Touristen-Sammelpunkt Leidseplein und das Kino Tuschinski an der Reguliersbreestraat.

Wer gern durch die Stadtviertel streift, ist im China-Distrikt und im Jordaan gut aufgehoben. Rund um den Fo Kuang Shan Tempel gruppiert sich Europas größtes Chinesenviertel mit Supermärkten und Restaurants wie in Chinatown New York. Der Jordaan westlich der Prinsengracht war ursprünglich ein Wohnviertel für Arbeiter und Arme. Heute ist der Stadtteil zum Viertel der Studenten, Künstler, Lebenskünstler und Yuppies herangereift.

Umtriebig, pulsierend, gierig nach Leben, aber stets mit Gelassenheit - das ist das Rezept von Amsterdam. Es dürfte diese innere Ruhe sein, die den französischen Philosophen René Descartes schon 1631 sagen ließ: "Ich könnte mein ganzes Leben in Amsterdam verbringen. Jeden Tag gehe ich auf der Straße voller Lärm und Durcheinander spazieren, so ungehindert und ruhig, wie man durch seinen Garten schlendert."

Foto: Von Wasser umgeben: Amsterdam liegt auf etwa 100 kleinen Inseln.


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