26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.07.07 / Sprechzimmer auf Rädern / Im Arteriomobil werden kostenlose Vorsorgeuntersuchungen zu Gefäßerkrankungen angeboten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-07 vom 21. Juli 2007

Sprechzimmer auf Rädern
Im Arteriomobil werden kostenlose Vorsorgeuntersuchungen zu Gefäßerkrankungen angeboten
von H.- J. Mahlitz

Angefangen hatte es ganz undramatisch. Auf den ersten Blick sah es so aus, als hätte ein Tourist sich vor lauter Begeisterung mit seinem Wohnmobil in den Fußgängerbereich des Potsdamer Platzes verirrt. Auf den zweiten Blick wurde aus dem "Wohnmobil" das Arteriomobil.

Das macht neugierig. Was wird denn da geboten? Die Neugier lohnt sich: Geboten wird eine vorsorgende PAVK-Untersuchung, spontan vor Ort, ohne Voranmeldung, meist nur mit kurzen oder gar keinen Wartezeiten, und sogar kostenlos. Das darf man sich in deutschen Geiz-ist-geil-Landen natürlich nicht entgehen lassen.

Aber was verbirgt sich eigentlich hinter der geheimnisvollen Abkürzung PAVK? Das P steht für peripher, das A für arteriell, das VK für Verschlußkrankheit. Gemeint sind damit Gefäßerkrankungen von Durchblutungsstörungen bis zum vollständigen Arterienverschluß, vorzugsweise in den Beinen, in jedem zehnten Falle aber auch in den Armen. Also im sogenannten peripheren Bereich.

Freilich bedeutet "peripher" keineswegs, daß es sich hier um eine Randerscheinung handeln würde. Im Gegenteil. Jeder zehnte Deutsche im Alter ab 50 Jahren leidet an solchen mehr oder minder schweren Durchblutungsstörungen in den Beinen, insgesamt sind rund dreieinhalb Millionen Bundesbürger von derartigen Gefäßkrankheiten betroffen. Jedes Jahr kommen über 100000 neue Patienten hinzu. Und die volle Dramatik verdeutlicht diese Zahl:  Jedes Jahr müssen sich 35000 Menschen wegen PAVK einer Amputation unterziehen.

Hinzu kommt: Etwa 60 Prozent aller Menschen, die unter Durchblutungsstörungen in Beinen oder Armen leiden, haben auch Gefäßverengungen im Bereich der Halsschlagader oder der Herzkranzgefäße. So ist das statistische Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, für diese Personengruppe deutlich höher als die Gefahr einer Amputation.

Die Risikofaktoren sind hinlänglich bekannt: an erster Stelle das Rauchen, ferner Diabetes mellitus, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, mangelnde körperliche Bewegung. Aus dieser Auflistung ergibt sich auch schon, was man dagegen vorbeugend tun kann: Finger weg vom Nikotin, vernünftige, ausgewogene Ernährung, gezielte körperliche Betätigung. Kommt die Vorbeugung zu spät, ist also die Krankheit bereits fortgeschritten, muß medikamentös oder gar operativ eingegriffen werden.

Hier schließt sich der Kreis, hier wird es für den um Authentizität bemühten Autor dramatisch. Eigentlich wollte er, um "lebendiger" schreiben zu können, ja nur selber einmal ausprobieren, wie eine solche Untersuchung im Arteriomobil abläuft.

Im Vorgespräch mit Dr. Dirk Kampe (Gemeinschaftspraxis Kaiserdamm Berlin) und Manfred Pfeiffer, Bundesgeschäftsführer des Patientenselbsthilfegruppen-Bundesverbands, werden zunächst die Risikofaktoren abgearbeitet: Nichtraucher seit 15 Jahren, keine familiäre Vorbelastung, kein Übergewicht, kein Diabetes, kein Bluthochdruck, allerdings etwas erhöhte Cholesterinwerte - und, beruflich bedingt, Bewegungsmangel über einen langen Zeitraum.

Insgesamt nicht schlecht, diese Bilanz. Also ab in den hinteren Teil des von Nobel-Wohnmobilbauer Niesmann & Bischoff fachgerecht (und ohne Aufpreis, Chapeau!) umgebauten Wohnmobils, ins rollende Untersuchungszimmer. Mit Blutdruckmesser und Ultraschallgerät bestimmt Dr. Kampe den sogenannten Knöchel-Arm-Index und erläutert dabei: "Für gewöhnlich entspricht bei einem liegenden Menschen der Blutdruck, der am Oberarm gemessen wird, dem Blutdruck, der auch am Fußknöchel gemessen werden kann. Der Quotient aus beiden Werten liegt dann folglich bei 1." Engstellen in den Arterien aber führten zu niedrigerem Blutdruck an den Knöcheln, somit auch zu einem kleineren Quotienten, so Dr. Kampe weiter.

"Bei Werten unterhalb 0,9 liegen höchstwahrscheinlich krankhafte Gefäßveränderungen vor, auch wenn es sonst noch keine Symptome gibt. Ab einem Quotienten unter 0,5 ist die Durchblutungsstörung stark behandlungsbedürftig."

Bis dahin fühlt der Autor sich noch völlig sicher; er wollte ja nur vor Ort den Untersuchungsablauf recherchieren, ohne persönlich betroffen zu sein.

Zehn Minuten später - länger braucht man in dem auch computermäßig bestens ausgestatteten Arteriomobil nicht für die Auswertung - folgt die dramatische Wende: Der Knöchel-Arm-Index liegt im Bereich "stark behandlungsbedürftig". Dr. Kampe überreicht einen Brief an den Hausarzt, dieser sieht ebenfalls akuten Handlungsbedarf und legt alles weitere in die bewährten Hände des Gefäßchirurgie-Spezialisten Prof. Dr. Stefan von Sommoggy, der dem Behandlungszentrum Vogtareuth (Chiemgau) inzwischen zu Weltruf verholfen hat.

Vorläufiges Fazit dieser nicht ganz alltäglichen Recherche: Die Bedeutung von Vorbeugung und Früherkennung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wer wartet, bis es bei jeder kleinen Anstrengung schon richtig weh tut, setzt sich der Gefahr irreparabler Schäden - bis hin zur Amputation - aus. Die Aktion "Arteriomobil-Tour 2007", organisiert und durchgeführt von Manfred Pfeiffers Selbsthilfegruppen-Verband, gesponsort von der Merck Pharma GmbH und der Deutschen Gefäßliga und ehrenamtlich unterstützt von Fachärzten im ganzen Bundesgebiet, ist ein lobenswerter Beitrag im Kampf gegen die periphere arterielle Verschlußerkrankung, die dabei ist, sich zu einer der folgenschwersten Volkskrankheiten zu entwickeln.

 

Weitere Termine der Arteriomobil-Tour 2007: 7. und 8. September, 9 bis 17 Uhr: München, 11. und 12. September, 9 bis 17 Uhr: Chemnitz. 20. und 21. Oktober, 9 bis 17 Uhr: Münster. Informationen: AVK-Selbsthilfegruppen Bundesverband e.V., Vorsitzende: Inge Pferdehirt, Wuppertal, E-Mail: avk.bv.ip@t-online.de, Bundesgeschäftsführer: Manfred Pfeiffer, E-Mail RWB-Pfeiffer@t-online.de, Telefon (0 61 36) 92 40 50, Fax (0 61 36) 92 52 51, Internet: www.avk-bundesverband.de

Foto: Wichtige Untersuchung: Das Arteriomobil auf Tour


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren