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28.07.07 / Ost-Deutsch (25): Krach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-07 vom 28. Juli 2007

Ost-Deutsch (25):
Krach
von Wolf Oschlies

Deutschlands Große Koalition habe einen regionalen "krach" erlitten, meldeten unlängst russische Medien. Es ging um die Bremer Wahlen, also nicht um Krach im Sinne des althochdeutschen Verbs "krahhon", das lautmalend mißtönende Geräusche bezeichnete. Davon leitet sich das Substantiv "Krach" ab, das bei uns drei Grundbedeutungen hat: Lärm (ohrenbetäubender Krach), Zank (mit jemandem Krach haben) und Pleite.

Nur die letztgenannte Bedeutung, bei uns meist in Komposita gebraucht - Börsen-, Firmen-, Bankenkrach -, lebt in allen slawischen Sprachen, beginnend mit dem Russischen, in das nach 1905 Max Webers pessimistische Prognosen für Rußland übersetzt wurden: Die Autokratie zerfällt, Demokratie und liberale Marktwirtschaft haben dort keine Chance - ein totaler Bankrott droht, eben ein "krach", wie die Russen übersetzten.

1993 fand ich diesen "krach" in Sofia wieder. Ich hatte mir ein Buch von Todor Shiwkoff - vormals "dienstältester" Staats- und Parteichef Osteuropas, jetzt im Hausarrest - gekauft, in dem ich ungläubig las: "Bereits eingangs der 70er Jahre spürte ich, daß im kommunistischen System ein Krach angelegt ist". Mit Hilfe guter Freunde drang ich zu Shiwkoff vor, der mir bestätigte: Jawohl, das ganze System war ein absehbarer "krach"!

"Krach" als Synonym für den Riesenfehlschlag - so ist der Wortgebrauch bei unseren Nachbarn: In Rußland zeichnet sich ein "Immobilien-Krach" ab, weil man zu viel gebaut hat und keine Interessenten findet. In Kroatien wird gefragt, ob der "financijski krah" oder der "turisticki krah" größer seien. Nach der jüngsten Fußball-Weltmeisterschaft beklagte Osteuropa seinen "fudbalski krach" etc.

Dazu Verben, die zwar deutsch klingen, für Deutsche aber nicht nachvollziehbar sind: "Vzkvétat nebo krachovat", definieren Tschechen bündig die Marktwirtschaft: Aufblühen oder "krachen". "Budou lékárny krachovat" (werden Apotheken Pleite machen), fragten sie 2006, als es zu viele davon gab. Bei Südslawen fürchtet man zu "krahirati", beim kroatischen Fußballklub "Hajduk", wo man "necemo istrositi te potom krahirati" (sich nicht verausgaben und dann scheitern will). Gut ist nur, daß es im Umgang mit uns keine neuen "krachy" gibt, wie Ruinen tschechisch heißen. 


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