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28.07.07 / Neues Verfahren fürs Umspuren entwickelt / Ein Ostpreuße und ein Hamburger wollen mit ihrem "Doppelspurrad" den Wechsel zwischen russischer und Normalspur erleichtern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-07 vom 28. Juli 2007

Neues Verfahren fürs Umspuren entwickelt
Ein Ostpreuße und ein Hamburger wollen mit ihrem "Doppelspurrad" den Wechsel zwischen russischer und Normalspur erleichtern

Allensteins Stadtvertreter Heinz-Werner Schwarz und Hermann C. Flessner, Professor und wie Schwarz Ingenieur mit Wohnort Hamburg, haben ein sogenanntes Doppelspurrad entwickelt, mit dem Eisenbahnwaggons sowohl auf der in der Russischen Föderation verwendeten Breitspur als auch auf der in Europa sonst üblichen 8,9 Zentimeter schmaleren Normalspur fahren können.

Wie häufig bei genialen Einfällen ist die Grundidee simpel. Die Doppelspurräder sind mit 18 Zentimetern knapp fünf Zentimeter breiter als herkömmliche Eisenbahnräder, so daß sie sowohl bei der Breit- als auch bei der Normalspur auf den Schienen aufliegen. Die Radflächen sind kegelförmig konstruiert und bilden einen Winkel gegen die Schiene. So werden sie auch ohne den üblichen Radkranz in der Spur gehalten - egal, ob es sich nun um die Breit- oder die Normalspur handelt. Dabei gilt, daß mit zunehmender Schwere der Ladung der Waggon sich um so sicherer in das Gleis schmiegt. Die Umspurung an der Grenze ist vergleichsweise einfach. Sie erfolgt über ein Übergangsgleis, bei dem sich die Spurweite fließend verbreitert beziehungsweise verjüngt. "Das ganze passiert auf maximal drei Metern Gleis über eine Radumdrehung", geht Flessner ins Detail. Ein Problem bereitet jedoch die Breite der Doppelspurräder auf der Breitspur. "Die Weichen machen uns Gedanken und die Spurrillen, wie man sie von Bahnübergängen her kennt", räumt Flessner offen ein.

Trotz dieses Wermutstropfens reagierten die Experten der Deutschen Bahn geradezu begeistert, als ihnen die Erfindung vorgestellt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland haben die beiden Ingenieure ihr Doppelspurrad bereits patentieren lassen. Zwei Jahre nach der Anmeldung kam heuer das Patent. In der Russischen Föderation läuft das Patentierungsverfahren noch. Flessner sieht allerdings auch dort keine Probleme. Optimistisch meint er: "In einem Jahr haben wir die Entscheidung von der russischen Seite. Wenn es ernsthafte Einwände gegeben hätte, dann wäre unser Patentantrag bereits abgelehnt worden."

Schwarz hat bereits Verhandlungen mit der russischen Eisenbahngesellschaft RZD aufgenommen. Wenn das russische Patent vorliegt, hofft er in die heiße Verhandlungsphase übergehen zu können. 10000 Euro haben die beiden Deutschen pro Radsatz veranschlagt. Das ist kein Pappenstiel. Allerdings ist das bisherige Verfahren des Umspurens auch nicht gerade billig, Waggon für Waggon per schwerem Kran hochzuheben und auf einen neuen Radsatz zu setzen.  E. B.


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