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28.07.07 / Ein Papst aus Schwaben / Vor 950 Jahren verstarb der fünfte deutsche Heilige Vater, Viktor II.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-07 vom 28. Juli 2007

Ein Papst aus Schwaben
Vor 950 Jahren verstarb der fünfte deutsche Heilige Vater, Viktor II.
von Corinna Weinert

Wir sind Papst!" war die Schlagzeile der "Bild"-Zeitung am 20. April 2005, einen Tag nach der Wahl von Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. Der erste deutsche Papst seit 482 Jahren als Oberhaupt von einer Milliarde Katholiken, der achte deutsche Papst, der im Vatikan regiert. Damit sind die Deutschen nach Italienern, Franzosen und Griechen die Nation, die den Heiligen Vater am vierthäufigsten gestellt hat - doch macht der deutsche Anteil am Papsttum bei insgesamt 265 Amtsinhabern lediglich drei Prozent aus.

Im 11. Jahrhundert, zwischen 1046 und 1058, gab es eine sogenannte deutsche Epoche, in der fünfmal hintereinander ein deutschstämmiger Bischof zum Papst ernannt wurde. Hierunter war auch der um 1020 geborene Bischof von Eichstätt Gebhard I., der als Viktor II. von 1055 bis 1057 in Rom amtierte. Dieses Wochenende hat Papst Viktor II. 950. Todestag.

Viktor II., als Gebhard von Dollnstein-Hirschberg in Schwaben geboren, war der jüngste von vier Söhnen, die Graf Hartwig I. von Calw-Dollnstein-Hirschberg und dessen Frau Biliza hatten. Über den Werdegang von Gebhard von Dollnstein-Hirschberg ist nicht viel bekannt, es finden sich lediglich Hinweise darauf, daß er bis 1042 in der Domschule zu Regensburg tätig war. Als im Oktober 1042 der Eichstätter Bischof Gezmann nach nur zweimonatigem Episkopat verstarb, übertrug Kaiser Heinrich III. Gebhard von Dollnstein-Hirschberg das Bischhofsamt. Gebhard von Dollnstein-Hirschberg wurde somit der 17. Bischof von Eichstätt und in der Bischofsliste mit dem Namen Gebhard I. geführt.

Im April 1054 starb Papst Leo IX. Mitte September 1054 traf in Mainz eine Gesandtschaft aus Rom ein. Ihr Auftrag bestand in der Bitte an den Kaiser, einen neuen Hirten für die Gemeinde in Rom zu bestimmen, da Italien und der Kirchenstaat zu jener Zeit Bestandteil des kaiserlichen Machtbereichs waren und Heinrich III. demzufolge das alleinige Papstwahlrecht ausübte.

Entschlossen bat Subdiakon Hildebrand - der spätere Papst Gregor VII. (1073-1085) - der die Gesandtschaft führte, nicht nur um einen Nachfolger, sondern explizit um den Bischof von Eichstätt. Heinrich III. stimmte dem Vorschlag zu, doch Gebhard I. verspürte kein Verlangen, die Cathedra Petri zu besteigen. Erst ein halbes Jahr später gab Gebhard I. dem Wunsch von Kaiser Heinrich III. nach.

Am 13. April 1055 (Gründonnerstag) wurde er in Rom als Papst Viktor II. inthronisiert. Bischof von Eichstätt blieb er auch als Papst. Viktor II. war der vorerst letzte deutsche Bischof auf dem Papstthron und der letzte von einem Kaiser eingesetzte Papst. War Rom anfangs noch skeptisch gegenüber diesem neuen Oberhaupt der Kirche, so änderte sich dies rasch. Viktor II. erwies sich als ein aktiver Reformer, der seinem apostolischen Auftrag gerecht wurde und strenge Maßstäbe gegen Simonie und Korruption der Kleriker durchsetzte.

Am 23. Juli 1057 begab sich Viktor II. nach Arezzo in der Toskana, um ein Konzil anzukündigen. In der Sommerhitze erkrankte der Papst an einem Fieberanfall und starb am 28. Juli 1057 in der bischöflichen Kurie. Sein Pontifikat dauerte zwei Jahre, drei Monate und 15 Tage.


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