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04.08.07 / Prachtvolle Hommage an einen Kaiser / Trier würdigt Konstantin den Großen mit gleich drei sehenswerten Ausstellungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-07 vom 04. August 2007

Prachtvolle Hommage an einen Kaiser
Trier würdigt Konstantin den Großen mit gleich drei sehenswerten Ausstellungen
von Uta Buhr

Zweitausend Jahre Geschichte blicken auf euch herab!“ Der Lateinlehrer aus Hannover bemüht sich vergeb-lich, seine 17jährigen für die monumentalen Kaiserthermen zu interessieren. Das ändert sich schlagartig, als der fränkische Tribun Mallobaudis in bestickter Tunika, das Schwert an der linken Seite, mit einem zackigen „Salve“ die Szene betritt. Gebieterisch fordert er die Anwesenden zu einem Gang durch die größte römische Bäderanlage außerhalb Roms auf. Und nun beginnt eine Zeitreise durch die wechselvolle Geschichte der einstigen Augusta Treverorum, gespickt mit pikanten Einzelheiten über Intrigen römischer Würdenträger und die listigen Finten der germanischen Untertanen.

Der traditionelle Rundgang beginnt an der Porta Nigra - dem Schwarzen Tor - der antiken Stadtbefestigung. Das gigantische Amphitheater, die gut erhaltenen Barbarathermen und andere bedeutende Bauwerke legen auch heute noch Zeugnis ab von der Bedeutung Triers, das sich zu Zeiten Kaiser Konstantins (275-337) stolz das „deutsche Rom“ nannte. Mit 70000 Einwohnern war es nicht nur die größte Stadt nördlich der Alpen, sondern eine der wichtigsten Metropolen im gesamten Imperium Romanum.

In diesem Jahr feiert Trier seine Erhebung zur Kaiserstadt unter Konstantin dem Großen. Eingebunden sind die Ausstellungen in die Feierlichkeiten zur „Kulturhauptstadt Europas 2007 - Luxemburg und Großregion“, wozu auch das Bundesland Rheinland-Pfalz gehört. Gleich drei Museen widmen sich in einem Zyklus dem Phänomen Flavius Valerius Con-stantinus. Konstantin wurde vermutlich am 27. Februar 280 in Nitsch im heutigen Serbien / Montenegro geboren und starb im Mai des Jahres 337 in Nikomedia (Izmir). Er war einer der blutigsten Kaiser Roms. Auf seinem Weg zur Alleinherrschaft über das römische Weltreich soll er buchstäblich „über Leichen gegangen“ sein. Man sagt ihm nach, er habe allein 40 Mitglieder seiner eigenen Familie meucheln lassen. Dennoch, so lautet das Urteil vieler Historiker, war er ein großer Kaiser, der unser heutiges Europa geprägt hat wie keiner vor ihm. Eine Reihe von Baudenkmälern und Kunstschätzen in Trier künden noch heute vom Regnum Konstantins und der Bedeutung „seiner“ Stadt. Die erhaltenen Römerbauten zählen bereits seit längerem zum Unesco-Weltkulturerbe.

Die Spurensuche beginnt unter dem Titel „Herrscher des Römischen Imperiums“. Der Rundgang durch das Rheinische Landesmuseum Trier gibt dem Besucher einen roten Faden an die Hand und macht ihn zunächst mit den Voraussetzungen und historischen Gegebenheiten vertraut, die Konstantin auf den Thron brachten. Objekte rund um die Schlacht an der Milvischen Brücke stehen im Mittelpunkt, darunter der Porträtkopf des Maxentius und der Silberschatz des Licinius. Die Niederlage des Maxentius markiert die Bekehrung Konstantins zum Christentum. Die Legende berichtet, vor dem Waffengang gegen seinen Schwager Maxentius sei ihm ein Kreuz erschienen und eine Stimme habe ihm befohlen: „In hoc signo vinces“ - in diesem Zeichen siege. Der luxuriöse Lebensstil des Kaisers und seiner hohen Beamten wird durch wertvolle Schmuck-stücke, Münzen und Gefäße dokumentiert.

Prachtvolle, mit Edelsteinen besetzte Helme belegen die große Bedeutung des Militärs, dessen Schlagkraft Konstantin die Alleinherrschaft über das Weltreich sicherte.

Konstantins strategisches Meisterstück war die Religionspolitik. Er förderte die Kirche, verbot aber die tradierten Bräuche nicht. Er ließ sich selbst als heidnischen Sonnengott Sol invictus darstellen - eine seinerzeit äußerst populäre Gottheit.

Die Metropolen der Spätantike nehmen einen bedeutenden Platz ein: Trier, Rom und Konstantinopel. Die Stadt Trier bildet den Mittelpunkt. Zahlreiche Exponate zeugen von der Vielfalt des Alltags und dem verschwenderischen Leben der Oberschicht jener Tage. Welcher Rom-Tourist hat nicht schon den kolossalen marmornen Kopf Konstantins bestaunt? Dank Spitzentechnologie gelang jüngst eine originalgetreue Kopie, die den Abschluß dieser Ausstellung bildet.

„Tradition und Mythos“ am Beispiel Konstantins werden im Stadtmuseum Simeonstift anschaulich dargestellt: Der Kaiser als Liebling der Päpste und Garant ihrer Macht. Verschiedene Kirchenfürsten und weltliche Herrscher sahen sich als seine legitimen Nachfolger. Gemälde, Zeichnungen, Handschriften, Skulpturen und Filme belegen den Einfluß Konstantins auf die Zeitläufte. Beeindruckend ist Peter Paul Rubens’ Konstantinzyklus, den er im 17. Jahrhundert für den französischen König Ludwig XIII. schuf. Das Simeonstift zeigt einen fünf Meter hohen Bildteppich aus dem zwölfteiligen Œuvre, das die Doppelhochzeit Konstantins mit Fausta und seiner Halbschwester Constantia mit seinem Mitregenten Licinius darstellt.

Die Silvesterlegende wird akribisch behandelt. Danach wurde Konstantin von der Lepra befallen, durch ein Wunder geheilt und später von Bischof Silvester getauft. Die „Konstantinische Schenkung“ und der Bau der Laterans- und Peterskirche in Rom sollen sein großzügiges Dankeschön an den Heiligen Stuhl gewesen sein. Beides ist in zahlreichen Gemälden und Zeichnungen festgehalten.

Auf kostbaren Ikonen, Votivtafeln und Kreuzreliquiare erscheint Konstantin als Heiliger der Ostkirche. Spätere europäische Herrscher instrumentalisierten den Kaiser und ließen sich gern als „Constantinus Novus“ feiern, unter ihnen Hohenzollernkönig Friedrich Wilhelm IV. im 19. und Benito Mussolini, der „Duce“, Mitte des 20. Jahrhunderts.

Das Bischöfliche Stadt- und Diözesanmuseum Trier zeigt unter dem Titel „Der Kaiser und die Christen“ die enorme Bedeutung Konstantins für den Klerus und die Verbreitung des Christentums. Als erster förderte der Kaiser den Bau von Gotteshäusern und schlug damit ein neues Kapitel in der Architekturgeschichte des Abendlandes auf.

In der Ausstellung sind Modelle aller unter Konstantin errichteten Kirchenbauten zu sehen. Das besondere Augenmerk richtet sich auf Bedeutung und Größe des ersten Trierer Doms. Des weiteren werden die Bilderwelten früh-christlicher Sarkophage thematisiert. Herausragend sind die „Polychromen Fragmente“ - Teile eines Sarkophages - die noch Reste der ursprünglichen Bemalung aufweisen. Grabinschriften aus den Vatikanischen Museen zu Rom sowie Tonlampen und Goldglasböden behandeln den Übergang von heidnischen Bestattungsritualen zu christlichen Grablegungen.

„Trier - eine Stadt wird christlich“, heißt der Schlußpunkt dieser Ausstellung. Mit frühchristlichen Mosaiken, architektonischen Schmuckelementen und Gegenständen des persönlichen Gebrauchs wird am Beispiel Triers demonstriert, wie die Annahme des christlichen Glaubens eine Stadt veränderte.

Die Hommage an Kaiser Konstantin den Großen in den drei einzigartig dokumentierten und kommentierten Ausstellungen läuft noch bis zum 4. November. Sie sollten ein Muß für jeden Europäer sein.

Weitere Informationen bei der Konstantin-Ausstellungsgesellschaft mbH, Telefon (06 51) 20 17 07 0, Fax (06 51) 20 17 07 9. Das Kombiticket für drei Museen kostet 12 / 10 Euro, Familienkarte 20 Euro.


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