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11.08.07 / Kindesmißbrauch auf Behördenrat? / Umstrittene Broschüre »Körper, Liebe, Doktorspiele« ist ein Fall für die Gerichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Kindesmißbrauch auf Behördenrat?
Umstrittene Broschüre »Körper, Liebe, Doktorspiele« ist ein Fall für die Gerichte
von Ansgar Lange

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist eine Fachbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.“ So stellt sich die Behörde – auch kurz BZgA genannt – im Internet vor. Am

20. Juli wurde sie 40 Jahre alt. Und wartet zum Jubiläum mit einem handfesten Skandal auf. „Körper, Liebe, Doktorspiele“ heißt der Titel einer Broschüre, die von der Institution, die sich sonst mit Aids-Aufklärung oder dicken Kindern beschäftigt, herausgebracht wurde.

Die Boulevard-Zeitung „Express“ hat jetzt über diesen Vorfall berichtet, der aber schon länger bekannt war. In ganz Deutschland wurden insgesamt 650000 Exemplare der „Aufklärungs“-Hefte verteilt. Sie liegen in Kindergärten, Familienbildungsstätten sowie bei Kinderärzten aus. Auch im Internet wurde der vermeintliche Ratgeber, der eher einer Gebrauchsanweisung für Pädophile gleichkommt, heruntergeladen. Deutschland beschäftigt ein ganzes Heer von berufsmäßigen Bedenkenträgern, sogenannten Experten und Beamten. Doch niemandem fiel anscheinend der skandalöse Inhalt der Broschüre auf – bis sich empörte Eltern an das von Ursula von der Leyen (CDU) geführte Bundesfamilienministerin wandten. Laut „Express“ erstattete eine Mutter bei der Staatsanwaltschaft Köln Anzeige gegen die Bundeszentrale wegen Aufrufs zum Kindesmißbrauch.

Bereits rund zwei Wochen früher hatte Marie Theres Kroetz-Relin, Tochter der verstorbenen Schauspielerin Maria Schell und selbst Mutter von drei Kindern, auf ihrer Internetseite (www.marie-theres.com) und in der Illustrierten „Die Aktuelle“ über den Vorfall berichtet. Sie hatte kurz zuvor von der Lobby für Menschenrechte den merkwürdigen Ratgeber zugeschickt bekommen.

„Der sogenannte ,Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualerziehung vom ersten bis zum dritten Lebensjahr‘ forderte Mütter und Väter dazu auf, ,das Notwendige mit dem Angenehmen zu verbinden, indem das Kind beim Saubermachen gekitzelt, gestreichelt, liebkost, an den verschiedensten Stellen geküßt wird‘“, schreibt Kroetz-Relin, die sich nach einer vielversprechenden Karriere als Schauspielerin zunächst ganz ihrer Familie gewidmet hatte und mittlerweile eine Initiative zur Stärkung der Rechte der Hausfrauen namens „Hausfrauenrevolution“ gegründet hat. „Wie bitte? Ich war fassungslos und las weiter: ,Scheide und vor allem Klitoris erfahren kaum Beachtung durch Benennung und zärtliche Berührung (weder seitens des Vaters noch der Mutter) und erschweren es damit für das Mädchen, Stolz auf seine Geschlechtlichkeit zu entwickeln.‘ Ich war entsetzt! Diese Broschüre ist ein Freibrief für Pädokriminelle, sozusagen eine staatliche Anleitung zur Sexualisierung von Kleinkindern – ein Skandal! Bezahlt von unseren Steuergeldern!“

Parallel meldeten sich zahlreiche Polizeibeamte und ein ganzes Kriminalkommissariat bei der Lobby für Menschenrechte, um selbst etwas gegen diesen Ratgeber zu unternehmen.

Der Ratgeber sei eine „Altlast von Rot-Grün“ und der Ministerin Ursula von der Leyen nicht bekannt gewesen, hieß es dann offiziell aus dem Ministerium.

„Wir müssen die Broschüre auf jeden Fall überarbeiten, vor allem sprachlich“, erklärte inzwischen die Sprecherin von der Leyens. Man sollte ein Auge darauf haben, in welcher Form dies geschieht. Am Ende stellt sich die Frage: Wie konnte es sein, daß dieses Machwerk, gespickt mit „zweideutigen Formulierungen und zweifelhaften Tips zum Umgang mit Genitalien“ („Spiegel“-Online), überhaupt erscheinen konnte? Lesen Kinderärzte nicht die Broschüren, die sie auslegen? Wer hatte unter der rot-grünen Regierung die Verantwortung für die Freigabe der Texte? Fragen, die einer nicht nur juristischen Beantwortung harren.

Der Abteilungsleiter Sexualaufklärung der BZgA verteidigte unterdessen den Ratgeber. „Das ist alles wissenschaftlich abgesichert“, behauptete Eckhard Schroll. „Von den befragten Erzieherinnen fanden 93 Prozent die Broschüre hilfreich. Das ist zeitgemäße Sexualerziehung! … Zur inhaltlichen Änderung sehe ich aber keinen Anlaß.“ Es besteht also kein Grund zur Entwarnung, wenn solche „Sexualaufklärer“ weiter tätig sind.


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