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11.08.07 / Und wieder geht es nur um Öl / UN-Truppen nach Darfur – Zweifel am nachhaltigen Erfolg der Mission

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Und wieder geht es nur um Öl
UN-Truppen nach Darfur – Zweifel am nachhaltigen Erfolg der Mission
von R. G. Kerschhofer

Die Resolution des UN-Sicherheitsrats vom 31. Juli sieht die Stationierung einer Friedenstruppe in der westsudanesischen Region Darfur vor. Die UN-Verbände sollen zusammen mit den bereits vorhandenen Einheiten der Afrikanischen Union (AU) auf eine Stärke von 26000 Mann kommen und auch Polizeikräfte umfassen. Die Truppen sollen nicht nur sich selbst und die Hilfsorganisationen schützen, sondern auch die Zivilbevölkerung.

Na endlich, kann man sagen angesichts der Bilder, die seit Jahren aus der Krisenzone kamen. Doch auch in Afrika ist nicht alles schwarz oder weiß. Das beginnt schon bei den Opferzahlen, die wie immer bei Massenverbrechen je nach Interessenslage über- oder untertrieben werden. Da selbst bei der Einwohnerzahl des Sudan die Schätzungen zwischen 35 bis 41 Millionen liegen, ist bei der am häufigsten kolportierten Opferzahl von 200000 Vorsicht angebracht.

Die Darfur-Krise wurde vielfach als religiöser Konflikt dargestellt – hier eine muslimische Zentralregierung, da eine nichtmuslimische Bevölkerung. Das traf zwar auf den „schwarzen“ Südsudan zu. Die Darfur-Bewohner sind aber ebenfalls Muslime, was schon allein daraus hervorgeht, daß Darfur bis zur Eingliederung in den Sudan durch die Briten 1916 ein Sultanat war – das hauptsächlich vom Sklavenhandel lebte.

Es ist auch kein rassischer Konflikt, denn die „arabischen Reitermilizen“, die im Auftrag oder mit Duldung der Regierung Greuel verüben, sind keine Araber. Sie sind wie alle Sudanesen – außer die im Süden – weitgehend arabisierte Mischlinge. Echte Araber gibt es nur wenige. Um „Stammesfehden“ handelt es sich auch nicht wirklich, wenngleich Nomaden gegen Seßhafte auftreten und die seit 2003 operierenden Darfur-Rebellen selbst in ein Dutzend verfeindeter Gruppen zersplittert sind.

Also muß es um Erdöl gehen – doch liegen die sudanesischen Fördergebiete nicht außerhalb von Darfur? Nun, im Südzipfel Darfurs wurde Erdöl entdeckt, und die Gegend bis in den Tschad gilt als Hoffnungsgebiet. Die Darfur-Rebellen haben das sicher nicht selber herausgefunden – folglich ist es wieder einmal ein von außen angezettelter Kampf um Rohstoffe!

Doch wer sind die Kontrahenten? Der eine wird bereits eifrig angeprangert: China hat als Veto-Macht alle UN-Initiativen verschleppt und jetzt nur zugestimmt, weil die Resolution keine Sanktionen vorsieht. Deckt China also die Verbrechen? China tut, was auch andere tun, die Rohstoffe brauchen: Man kooperiert mit einer Regierung und kümmert sich nicht um deren Innenpolitik, solange die Kasse stimmt. So wurde China der wichtigste Partner des Sudan und dieser der drittwichtigste Partner Chinas in Afrika. Sudan-Öl geht zu 80 Prozent nach China, wo es acht Prozent des Bedarfs deckt. Westliche Firmen haben ihre Schürfrechte meist an die GNPOC verkauft – und die gehört Firmen aus China (40 Prozent), Malaysia (30 Prozent), Indien (25 Prozent) und Sudan (fünf Prozent).

Und wer sind Chinas Gegner? Die Anschwärzungs-Kampagne gegen die sudanesische Regierung geht vor allem von fundamental-christlichen und jüdischen Kreisen in den USA aus. Daher der antiarabische und antiislamische Grundton. Es gab sogar Forderungen, das sudanesische Öl unter „internationale Kontrolle“ zu stellen. Der Nachschub für die Darfur-Rebellen kommt aus dem Tschad, wo die Armee unter US-Einfluß steht. Und die Ölförderung im Tschad wird wie die Ölleitung über Kamerun zum Atlantik von Exxon-Mobile und Chevron kontrolliert. Es gibt „Ideen“, auch das Sudan-Ol diese Route fließen zu lassen statt ostwärts nach Port Sudan.

Der Sudan ist also ein Schlachtfeld im kalten Krieg zwischen den USA und China. Washington ist sauer, weil China so erfolgreich ist. Und China ist so erfolgreich, weil es die lokalen Regierungen nicht wirtschaftspolitisch entmündigt.

Doch nicht nur die Rivalität USA-China läßt am Erfolg der Darfur-Mission Zweifel aufkommen: Trotz jährlicher Kosten von zwei Milliarden Dollar kommt bei der Truppenstärke nur ein Soldat auf 200 Einwohner oder 20 Quadratkilometer. Die Moral der bisher schon stationierten AU-Truppen ist kümmerlich: Der Sold blieb oft monatelang aus, Treibstoff war knapp, und Fahrzeuge wurden zum Teil an lokale Bieter verkauft.

Foto: Ihr Schicksal interessiert die wenigsten: Zwei Mädchen in einem Flüchtlingscamp im Sudan


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