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11.08.07 / Querulant kaltgestellt / Königsberger Journalist steht vor Gericht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Querulant kaltgestellt
Königsberger Journalist steht vor Gericht
von Evgeny Dvoretski

Seit Mai dieses Jahres stehen zwei Journalisten aus Königsberg vor Gericht. Es sind der Gründer der Wochenzeitung „Kaliningradskije Novye Koljosa“ (Königsberger Neue Räder), Igor Rudnikow, der außerdem Abgeordneter der Königsberger Gebietsduma ist, und sein Mitarbeiter Oleg Beresowskij. Offiziell wird ihnen zur Last gelegt, Personen des öffentlichen Lebens verleumdet zu haben. So zum Beispiel den ehemaligen Kommandeur der Baltischen Flotte Admiral Walujew. Die Journalisten hatten, wie andere Zeitungen auch, darüber berichtet, daß auf dem Kreuzer „Aurora“ Dreharbeiten für einen Pornofilm stattgefunden hatten. Darüber hinaus wird ihnen vorgeworfen, daß sie bei einer Durchsuchung ihrer Redaktionsräume durch die Polizei OMON 22 Polizisten verprügelt haben sollen.

Der 42jährige Igor Rudnikow wurde in der journalistischen Fakultät der Militärschule ausgebildet, die er 1986 mit Auszeichnung verließ. Danach arbeitete er zehn Jahre als Korrespondent von Flottenzeitungen. Selbst Sohn eines Soldaten, schlug er mit Eifer die Laufbahn eines Offiziers der Flotte ein. In der Jelzin-Ära ließ er sich zur Reserve versetzen und seine eigene Zeitung registrieren. Er begann, über Fälle von Korruption und organisierter Kriminalität im Gebiet zu berichten, in die die damals Regierenden verwickelt waren, prangerte die Willkür und die Bestechlichkeit von Polizei und Gerichten an und ging vor allem mit der verfehlten Sozialpolitik hart ins Gericht. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen, Alten und Kindern aus armen Familien verhalf Rudnikow mit seiner Zeitung zu einem Sprachrohr. Die Konfrontation mit der Macht fürchtete er nicht. Die Auflage der Zeitung stieg in diesen Jahren auf 17500 Exemplare. Die wachsende Bedeutung des Blattes führte zur Beschlagnahmung ganzer Auflagen, der Verkauf an Kiosken wurde verboten und es durfte nur noch im Abonnement vertrieben werden. Die Redaktion wurde bespitzelt, Molotow-Cocktails wurden durchs Fenster geworfen, doch die Redaktion gab nicht auf.

1996 wurde Rudnikow zum Abgeordneten des Stadtrats in Königsberg gewählt. Als er 1998 für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, verlor er die Wahl. Anschließend wurde er am hellichten Tag auf dem Weg zu einer Stadtrats-Sitzung überfallen und überlebte schwer verletzt. Vor sieben Jahren zog er per Direktmandat als Abgeordneter in die Königsberger Gebietsduma ein. Rudnikow ist ein unbequemer oppositioneller Politiker. Er organisierte Protestaktionen, die vor allem den Belangen von ehemaligen Militärangehörigen und Rentnern Verhör schaffen sollten. Unterstützt wurde er von Vertretern der linken Parteien.

Da es Rudnikow gelungen war, Tausende zu öffentlichen Kundgebungen aufzurufen, fürchteten die Regierungsbeamten, die das vom russischen Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellte Geld für die Militärpensionäre des Kaliningrader Gebiets in Millionenhöhe nicht an diese weitergeleitet hatten, um ihre Pfründe.

Rudnikow mußte kaltgestellt werden. Zunächst wurden ihm sechs Straftaten vorgeworfen, die nun alle zu einer zusammengefaßt wurden.

Im Laufe der vergangenen Jahre hatte sich mit den Journalisten eine Untersuchungsgruppe beschäftigt, in der Richter für besonders wichtige Angelegenheiten der Gebietsstaatsanwaltschaft eingesetzt waren.

Das Verfahren findet in der Stadt Pskow und nicht in Königsberg statt. Dies hatte der Stellvertretende Vorsitzende des Obersten Gerichts der Russischen Föderation so entschieden, weil die Königsberger Richter als befangen gelten, da ihre unmittelbaren Vorgesetzten zu den angeblichen Verleumdungs-Opfern gehören.


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