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11.08.07 / Bis auf den Grund gehen / Erzählungen über das Leben im und am Meer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-07 vom 11. August 2007

Bis auf den Grund gehen
Erzählungen über das Leben im und am Meer

Das Meer. Unendlichkeit, Gefahr und Angst, aber auch der salzige Geschmack von Freiheit und Abenteuer. Die Meere kleiden sich in sanftes Blau, in Türkis, Dunkelgrau bis Schwarz, sind warm oder eisig kalt. Sie lösen in uns unterschiedlichste Gefühle aus und bergen noch tausend Geheimnisse und Überraschungen. Das Meer dient einem Viertel der Weltbevölkerung als Nahrungsquelle und ist ein riesiger CO2- und Wärmespeicher. Erst die Meere machen die Erde zu dem, was sie ist: einem blauen Planeten. Natürlich sind auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller seit Jahrtausenden der Begeisterung für Wind, Wasser und Wellen erlegen. Einige Mitglieder der Hamburger Autorenvereinigung haben in dem Band „Meere“ Seegeschichten veröffentlicht, in denen sie ganz unterschiedlich und ganz persönlich der Faszination Meer auf den Grund gehen. Von zu Herzen gehend über humorvoll bis spannend ist das Lesevergnügen, das nicht nur so namhafte Autoren wie Siegfried Lenz, Walter Kempowski oder Arno Surminski dem Literaturfreund bereiten.

In „Nach dem Sturm“ erzählt Anna Bardi die Geschichte zweier Liebender. Jonathan und Charlotte beschlossen, daß sie zusammengehörten. In dieser Stimmung der Glückseligkeit nahmen sie am Nachmittag ein Ruderboot und fuhren hinaus auf die ruhige See. Die Sonne glitzerte auf der Oberfläche, sie ließen sich dahin treiben. Eine leichte Brise kam auf, ein eigenartiges Säuseln des Windes, der Himmel wurde schwarzblau. Es donnerte und tobte. Der Seegang nahm zu und das Wasser stürzte ins Boot. Es kippte um und der Sog zog die beiden in die Tiefe ...

In seiner Kurzgeschichte „Die Wollhandkrabbe“ erzählt E. H. Beilcke von einer Segelpartie mit Jungs und Deerns und davon, wie man sich mit einer Pütz (Eimer) voll Wollhandkrabben rächen kann. „Also, diese Affen in den Zelten. Machen unsere Karin und Annegret an, bewerfen uns mit Holzstücken und Erdklumpen, beschimpfen uns als Pappnasen und Schlickratten. Aber wir haben uns gerächt.“

Auf die Spuren des Entdeckers Sir Francis Drake kann sich der Leser in einer packenden Geschichte rund um Kap Hoorn begeben. Eindrucksvoll schildert Wolf-Ulrich Cropp in „Elizabetha“ das Geschehen. „Der Windjammer pendelte wie ein Klöppel. Wieder polterte etwas an Deck, so heftig, als wäre jemand aus den Rahen gestürzt, ich wirbelte herum. Ein mächtiger Albatros war aufgeschlagen. Es ist der heilige Vogel der Seeleute, in ihm leben die Toten weiter. ,Ein böses Omen!‘ raunte das Schiffsvolk. ,Die Khersones ist verflucht! Fahren wir zur Hölle?‘“

„Meere“, herausgegeben von Gino Leineweber, beinhaltet wunderbare Erzählungen, Kurzgeschichten und Gedichte über das Leben im und am Meer. Beim Lesen spürt man Wind und Wellen, den heißen oder feuchten Sand unter den Füßen, das Schöne und Gefahrvolle, Fern- und Heimweh gleichermaßen. Die Geschichten und die Gedichte erzählen auf eindrucksvolle Weise, wie unser Lebensraum auch heute noch vom Meer mitbestimmt wird. Lesenswert.       Barbara Mußfeldt

Gino Leineweber (Hrsg.): „Meere“, Langen Müller, München 2007, geb., 256 Seiten, 16,90 Euro, Best.-Nr. 6285


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