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18.08.07 / Ost-Deutsch (28): Ordnung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-07 vom 18. August 2007

Ost-Deutsch (28):
Ordnung
von Wolf Oschlies

Das Wort habe ich von meinem masurischen Vater noch im Ohr: Porzadek, was auf polnisch Ordnung heißt und fast so klingt wie russisch „porjadok“ oder tschechisch „porádek“. Erstaunlich nur, daß Polen, Russen und Tschechen so gern zur deutschen „Ordnung“ greifen, deren Gefährdung Walther von der Vogelweide schon 1198 beklagte: Deutsche Sprache, „wie steht din ordenunge“.

„Deutsche Ordnung“ ist bei Slawen ein feststehender Begriff. Jüngst hat der russische Dichter Vladimir Kirschin sie als Titel  einer Novelle verwendet – ganz deutsch, doch in kyrillischer Schrift. Andere Autoren nehmen lieber das russische Adjektiv und beschreiben „nemeckij ordnung“. Ähnlich klingt „neneckij ordnung“, und just so überschrieb die Moskauer Wochenzeitung „Vremja“ (Zeit) unlängst einen Bericht über Korruption im Neneckij-Gebiet, einer autonomen Region an der nördlichen Barentsee. Das Treiben der „Russen-Mafia“ in Deutschland nannten Moskauer Blätter anzüglich „novyj russkij ordnung“, neue russische Ordnung. Ähnlich halten es die Tschechen. Als ihr früherer Premier Zeman vorgab, von dubiosen Geschäften seiner Frau keine Ahnung zu haben, stichelte die Prager „Tyden“ (Woche): „Tomu se riká ordnung“ (das nennt man Ordnung).

Seit alten Zeiten ist in Süd-Böhmen, Mähren und Süd-Polen die „ordnunk“ bekannt, die derzeit als Gegenteil von Chaos wieder auflebt, manchmal drastisch wie im Polnischen: „U nas burdel, tam ordnunk“ (Bei uns ist ein Bordell, dort herrscht Ordnung). Ebenso die Tschechen, die sich mitunter einen „starken Mann“ wünschen, „kdo v tom postbolsevistickem bordelu udelal ordnunk“ (der in diesem postbolschewistischen Bordell Ordnung schafft). Es geht auch harmloser: „Chlapi, udelejte ordnunk“ (Jungs, macht Ordnung).

Was ist „Ordnung“ generell? Die Moskauer Zeitung „Trud“ (Arbeit) beobachtete, wie während der Fußball-WM 2006 Fans, die nicht in die Stadien kamen, in Kneipen ganz begeistert vor TV-Geräten saßen, also „Ordnung na futbolnom jazyke“ (Ordnung auf Fußballerisch). „Samoucelny to je nemecky ordnunk“, sagen Tschechen, die deutsche Ordnung sei ein Selbstzweck, aber für ihr Parteiengewirr „je nemecky ordnunk posledni sance“ (ist deutsche Ordnung die letzte Chance).


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