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01.09.07 / Das Mißtrauen wächst / Beim Fall Mügeln gibt es mehrere offene Fragen, doch die Medien enttäuschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Das Mißtrauen wächst
Beim Fall Mügeln gibt es mehrere offene Fragen, doch die Medien enttäuschen
von Hans Heckel

Die Bewohner von Mügeln sind von den Medien in zwei Kategorien unterteilt worden: Die „Beschöniger“ und „Verschweiger“ hier sowie die – wenigen – „Einsichtigen“ dort. Um zu den „Einsichtigen“ gezählt zu werden, reicht es, den Nachbarn vorzuwerfen, sie „beschönigen“ und „verschweigen“ die schlimme Wahrheit.

Wie schon viele Orte vor ihr durchlebt die sächsische Kleinstadt einen medialen Furor der Entrüstung. Die Dramaturgie solcher Entrüstungen verläuft nach einem festen Schema: Zunächst kommt es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Ausländern. Dann wird ein ausländerfeindlicher Hintergrund unterstellt und damit im Grunde genommen für gesichert erklärt. Nun steht der ganze Ort am Pranger, weil er, wenn schon nicht „mitgemacht“, so doch „weggesehen“ habe, was als kollektives Einverständnis der Bürger mit Rassisten gedeutet wird.

Es gab Jahre, da sprangen Zigtausende Deutsche auf solche Kampagnen auf. So in Magdeburg, wo sich eine junge Rollstuhlfahrerin mühsam ein Hakenkreuz selbst in die Wange ritzte, um zu behaupten, dies hätten „Nazis“ ihr angetan. Über 10000 Demonstranten schoben sich daraufhin zur Mahndemo durch die Stadt. Kurze Zeit später kam die Wahrheit ans Licht, daß die Öffentlichkeit dem Schwindel einer um Aufmerksamkeit ringenden Lügnerin aufgesessen war.

Ihren Höhepunkt erlebte die Aufwallung „gegen rechts“ im Jahr 2000 beim staatlich ausgerufenen „Aufstand der Anständigen“. Ende November erbebte das Land unter dem Vorwurf, in der Stadt Sebnitz nahe Dresden hätten „Nazis“ einen kleinen Jungen ertränkt, im Freibad, unter den Augen Hunderter gaffender Besucher. Das sei schon drei Jahre zuvor geschehen und würde seitdem „verschwiegen“. Plötzlich tauchten sogar sehr detaillierte Zeugenaussagen auf, die bis zur Kleidung und Anzahl der Täter den kompletten Ablauf der angeblichen Schandtat genau beschrieben. Doch: Es waren alles Spinnereien, wie sich schon wenige Tage später erweisen sollte. Die Sebnitz-Affäre entpuppte sich als bizarres Lügengebäude. Der Junge war krank und auf tragische Weise ertrunken. Die Mutter kam damit offenbar nicht zurecht und steigerte sich in die Räuberpistole mit der „Nazi-Attacke“ hinein.

Liegt es an diesen Erfahrungen, daß die meisten Deutschen heute eher skeptisch als empört auf die angebliche „Nazi-Schande“ von Mügeln reagieren?

Was auf dem Volksfest in der 5000-Seelen-Gemeinde vorgefallen ist, wurde mittlerweile recht genau rekonstruiert: Bis weit nach Mitternacht feierten zahlreiche Einwohner, unter ihnen acht Inder, auf dem Altstadtfest. Dann kam es zu einer Schubserei zwischen einem der Inder und einem Deutschen, die in ein Handgemenge mündete. Dabei schlugen die Inder mit aufgeschlagenen Flaschen herum, verletzten damit einen Deutschen in der Leistengegend und am Gesäß. Die Lage eskalierte, die Inder kamen schwer in Bedrängnis und flohen schließlich in eine rund 30 Meter entfernte Pizzeria, die einem von ihnen gehört. Eine größere Gruppe Deutscher folgte ihnen wutentbrannt und versuchte, gewaltsam in die verrammelte Pizzeria einzudringen, was von Einsatzkräften der Polizei verhindert werden konnte. Bei dem Angriff sollen „Ausländer raus“-Rufe gefallen sein. Die Rufe und die Tatsache, daß die Inder verletzt wurden, reichten, um in den Medien von einer „verabscheuungswürdigen Ausländerhatz“ mit „rassistischem Hintergrund“ zu berichten. Das wirft Fragen auf.

Erste Frage: Wenn unter den Mügelnern zahlreiche eingefleischte und gewaltbereite Rassisten gewesen sind, warum haben die dann zunächst bis in die frühen Morgenstunden friedlich mit den Indern gemeinsam gefeiert? Zweite Frage: Medien schockten die Öffentlichkeit mit dem Hinweis, die Inder seien „durch die Straßen gehetzt“ worden. Kann davon die Rede sein, wenn die Flucht streng genommen nur von einer Straßenseite auf die andere führte? Die dritte Frage – Wer hat angefangen? – dürfte, wie meist bei derlei Schlägereien, nur schwer zu klären sein.

Fest steht, daß die alltägliche Gewaltbereitschaft in Deutschland zugenommen hat, daß wir es immer öfter mit einer Brutalität zu tun haben, die aus früheren Wirtshaus- oder Festzeltschlägereien kaum bekannt ist. Allein: Das ist beileibe kein Sonderproblem der Neuen Länder. Daß vermeintlich harmlose Rangeleien in blutgierige Raserei ausarten, ist ein Zeitphänomen, von dem Menschen aus allen Teilen Deutschlands, Stadt wie Land, arme wie reiche Regionen, berichten können. Und nicht nur in Deutschland: England wird derzeit von grassierenden Bandenkriegen geschockt, bei denen 13jährige ihre elfjährigen Gegner mit gezielten Pistolenschüssen töten.

Interessant an den wiederkehrenden Erregungskampagnen in Deutschland ist nicht allein ihr immergleicher Ablauf, sondern auch ihr identischer Schußakkord: Der lautet stets: „Mehr Geld für …“ Etwa für Initiativen oder Stiftungen, die von gut bezahlten Mitarbeitern auf Staatskosten unterhalten werden. Die melden auch dieser Tage wieder lautstark Forderungen nach mehr Steuergeldern für ihre Vorhaben an und werden von ihren politischen Schutzpatronen von Rot und Grün heftig darin unterstützt.

Für die gewöhnlichen Deutschen wird es da immer schwieriger zu unterscheiden, ob es sich bei einer angeblich rassistischen Attacke überhaupt um eine solche gehandelt hat. Es drängt sich der Verdacht auf, daß es in Teilen der Medien, der Politik und gewissen staatlich gestützten Organisationen ein waches Interesse daran gibt, jeden irgendwie greifbaren Vorfall als rassistisches Menetekel zu deuten, um seine Forderungen dranhängen zu können. Dies aber schadet nicht bloß der Glaubwürdigkeit solcher Kampagnen und ihrer Urheber. Damit wird auch die Abstumpfung der Öffentlichkeit gefördert, das Gegenteil von jener „Sensibilität“ also, welche den Deutschen laut Aussage der Kampagnenmacher im Umgang mit dem Ausländerthema fehlt.

Foto: Die Presse stürzte sich auf die Geschichte: Der verletzte Inder Kulvir Singh im Interview


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