29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.09.07 / Feind im Innern / Mazedonien prosperiert, doch radikale Albaner sorgen für Unruhe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Feind im Innern
Mazedonien prosperiert, doch radikale Albaner sorgen für Unruhe
von Wolf Oschlies

Bereit sein ist alles, mag sich Branko Crvenkovski, Staatsoberhaupt der Republik Mazedonien, gedacht haben, als er zum 23. August den mazedonischen Sicherheitsrat einberief. Zu diesem gehören der Präsident selber, Außenminister Antonio Miloschoski, Verteidigungsminister Lasar Elenovski sowie weitere Minister, Parlamentarier und Parteivorsitzende. Einen direkten Anlaß, über die Sicherheit Mazedoniens zu debattieren, gab es nicht, wohl aber eine mühsam gezügelte Nervosität über die Lage im benachbarten Kosovo. Dessen „finaler Status“ ist seit acht Jahren Gegenstand internationaler Beratungen und Planungen, aber konstruktive Schritte sind bislang nicht herausgekommen. Die internationale Gemeinschaft, zivil mit der UN-Übergangsverwaltung (UNMIK) und militärisch mit den Kosovo-Forces (Kfor) vor Ort, möchte die Region rasch verlassen, was bei jährlichen Kosten von rund 50 Milliarden Euro verständlich ist. Aber das Kosovo verlassen hieße, es der terroristischen UCK zu überantworten, die ohnehin die heimliche Allmacht im Kosovo ausübt.

Derzeit laufen die Dinge auf eine Teilung des Kosovo zu, denn die kompakt von Serben besiedelten Gebiete, speziell die nördliche Region Kosovska Mitrovica, sind mittlerweile der albanischen Kontrolle restlos entzogen. In Mazedonien befürchtet man, daß die Kosovaren territoriale „Kompensationen“ fordern werden und dafür die mehrheitlich von Albanern bewohnten westmazedonischen Gebiete im Blick haben. Um diese hat Mazedonien 2001 einen blutigen Krieg geführt, als ihm „etwas passierte, was es in der Menschheitsgeschichte noch nie gegeben hat: Ein souveräner Staat ist einer Aggression aus einem internationalen Protektorat ausgesetzt“. So 2001 Minister Miloschoski, der gegenwärtig eine Neuauflage der einstigen Konflikte befürchtet. So denken auch andere Politiker, und darum die jetzige Sitzung.

Mazedonien durchlebt momentan eine Phase der politischen Ruhe und ökonomischen Prosperität. Die liberal-konservative Regierung unter Premier Nikola Gruevski, einem international anerkannten Finanzexperten, konnte in den letzten zwei Wochen „Geschenke“ verteilen – Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst, Anhebung der Renten, Preisminderungen für Medikamente etc. –, woran bei ihrem Amtsantritt vor einem Jahr noch nicht zu denken war. So etwas mißfällt den albanischen Radikalen, die sich derzeit bemühen, gestrige Niederlagen in heutige Siege zu verwandeln. Die Kämpfe von 2001 wurden von einer UCK-Filiale namens „Albanische Befreiungsarmee“ (ONA) geführt, deren Veteranen, allen voran ONA-„Kommandant“ Ali Ahmeti, sich zur „Demokratischen Union für Integration“ (DUI) zusammengetan haben. Die DUI ist zwar die mit Abstand stärkste Albanerpartei in Mazedonien, aber Premier Gruevski hält sie für „undemokratisch“ und „unfähig“ und hat ihr Regierungsbeteiligung verwehrt. Das hat die DUI früher mit Straßenblockaden beantwortet und präsentiert nun ihr altes Programm unerfüllbarer Maximalforderungen, die letztlich auf eine Zerschlagung Mazedoniens hinauslaufen.

Das alles läuft unter der Losung „endgültige Implementierung des Ohrid-Abkommens“. In Ohrid – einer wunderschönen Stadt am gleichnamigen Bergsee, die beide auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes stehen – wurde im August 2001 ein Vertrag signiert, der die Rechte ethnischer Minderheiten fixierte. Da diese Rechte in Mazedonien ohnehin längst bestanden und praktiziert wurden, mußte sich im politischen Alltagsgeschäft kaum etwas ändern. Die jetzige DUI-Taktik, immer neue Postulate zu erheben und sie als Teile des Ohrid-Abkommens zu deklarieren, ist politischer Nonsens. Die DUI sieht, wie ihr Einfluß unter den Albanern in Mazedonien (knapp 25 Prozent der Bevölkerung) schwindet, während das internationale Ansehen der Republik laufend steigt. Deswegen wagt sie einen letzten Kraftakt und läßt durch Herolde wie den Angeordneten Rafiz Aliti kaum verhüllte Gewalt- und Kriegsdrohungen äußern.

Im Detail verlangt die DUI die Aufwertung des Albanischen zur „zweiten Staatssprache“, Renten für „frühere ONA-Kämpfer“, eine „Föderalisierung Mazedoniens“, eine ethnische Teilung des Hochschulwesens, albanische Flagge und Wappen neben mazedonischen Staatssymbolen.

Was die albanischen Radikalen wirklich wollen, demonstrieren sie derzeit auf zweisprachigen Orts- und Straßenschildern: Auf denen sind die mazedonisch-kyrillischen Namen durchgestrichen. Doch die Armee Mazedoniens ist gewappnet, ihre Kampfkraft wurde bereits auf Nato-Standard gebracht.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren