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01.09.07 / Einfach nur ein Gebäude? / Am »Tag des offenen Denkmals« können in diesem Jahr historische Sakralbauten besucht werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Einfach nur ein Gebäude?
Am »Tag des offenen Denkmals« können in diesem Jahr historische Sakralbauten besucht werden
von Helga Steinberg

In diesem Jahr wird ein neuer Rekord erreicht werden“, freut sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) und kündigt über 9500 historische Gebäude in mehr als 3000 Städten und Gemeinden an, die ihre Pforten am „Tag des offenen Denkmals“ für interessierte Besucher öffnen werden. Zum 15. Mal wird diese Aktion, die unter der Schirmherrschaft des Europarats steht, in Deutschland durchgeführt. Insgesamt waren es bisher über 45 Millionen Menschen, die sich in dieser Form für das kulturelle Erbe interessiert haben.

Das Motto des diesjährigen „Tags des offenen Denkmals“ am 9. September lautet „Orte der Einkehr und des Gebets – Historische Sakralbauten“. Eröffnet wird er von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee auf dem Haidplatz in Regensburg, dem jüngsten Mitglied auf der Liste der deutschen Unesco-Weltkulturerbestätten mit einem reichen Bestand an historischen Sakralbauten.

Doch nicht nur Kirchen, Kapellen, Klöster, Synagogen und Moscheen sollen Besucher willkommen heißen, auch „Wegekreuze, Stätten mit kultischem Hintergrund, Denkmale entlang der alten Pilgerwege, Spitäler, Schulen und Stifte, die auf kirchliche Gründer und Erbauer zurückgehen“ stehen im Mittelpunkt des Interesses. „Die Geschichte des abendländischen Europa ist viel enger mit dem religiösen Leben verwoben, als heute für den oberflächlichen Blick erkennbar. Die historischen Sakralbauten sind wie Schlüssellöcher, durch die wir das reiche sakrale Erbe Europas wiederentdecken. Und es sind erstaunlich aktuelle Inhalte, die da zum Vorschein kommen: Als mäzenatische, bildungspolitische, sozialkaritative und interkulturelle Akteure haben die großen Kirchen und Religionsgemeinschaften das Wertefundament unseres Landes maßgeblich geprägt. An zahlreichen schon bekannten oder erstmals zugänglichen Denkmalen sollen diese alten Werte und Inhalte neu lesbar gemacht werden.“

Viele der Kirchen sind oft nicht für jeden zugänglich wie etwa die Friedenskirche im Park von Sanssouci, 1845 bis 1854 von Ludwig Persius und Fried-rich August Stüler nach Entwürfen von Friedrich Wilhelm IV. erbaut. Die Kirche dient als letzte Ruhestätte von Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Friedrich III. sowie den beiden Ehefrauen. Sonst nur auf Anfrage geöffnet ist die Dorfkirche in Potsdam-Uetz, die zwischen der Residenz Potsdam und dem Sommersitz der Königin Luise in Paretz liegt. An Stelle des heutigen Sakralbaus stand schon im 14. Jahrhundert ein Gotteshaus, das von einer geistlichen Bruderschaft errichtet wurde.

Im Rahmen des „Tags des offenen Denkmals“ wird man sich ganz gewiß auch eines Themas annehmen müssen, das in jüngster Vergangengeit die Gemüter mehr denn je bewegt hat: die sogenannte Umnutzung von Kichen. Viele Gotteshäuser stehen leer, weil die Kirchenbesucher wegbleiben, weil Pfarrgemeinden zusammengelegt wurden. Sie drohen zu verfallen, wenn nicht eine neue Nutzung gefunden wird. Die oft denkmalgeschützten Gebäude zu sanieren, kostet viel Geld, meist zuviel Geld. Was bleibt da anderes als ein Verkauf des Gotteshauses, um der noch viel schlimmeren Lösung, dem Abriß, zu entgehen? Anders als die evangelische Kirche, die in einer Kirche nur einen sakralen Raum sieht, wenn dort ein Gottesdienst abgehalten wird, ist für die katholische Kirche ein Gotteshaus „nicht ein Gebäude wie jedes andere, sondern ein steinernes Glaubenszeugnis“ (Joachim Kardinal Meissner). Beide Konfessionen wünschen sich natürlich eine kirchliche oder kirchennahe Nutzung, auch sei der Einzug anderer christlicher Konfessionen durchaus denkbar. So zog die russische-orthodoxe Kirche in die Hamburger Gnadenkirche auf St. Pauli ein. Bildungs- und Kultureinrichtungen, Suppenküchen und andere soziale Gruppierungen finden eine neue Heimstatt in profanierten Kirchen. Das Konzept scheint im brandenburgischen Milow allerdings schiefgegangen zu sein. Dort rattert (wenn auch dezent) heute ein Geldautomat, wo einst der Altar stand. Die örtliche Sparkasse war der einzige Investor, der die Kirche vor dem Abriß retten konnte. Landauf, landab werden leerstehende Kirchen wie selbstverständlich als Wohnungen, Kunstschulen, Kindertagesstätten genutzt. Doch selbst denjenigen, die seit Jahren keinen Fuß in ein Gotteshaus gesetzt haben, stößt dies sauer auf. Was läuft da falsch?

Foto: Erfurt: Romantischer Garten des Augustinerklosters


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