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01.09.07 / Dampfende Jubilarin / Lok der Pillkaller / Schloßberger Kleinbahn feierte 90. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Dampfende Jubilarin
Lok der Pillkaller / Schloßberger Kleinbahn feierte 90. Geburtstag
von Jörg Petzold

Am 7./8. Juli 2007 feierte der Deutsche Eisenbahn-Verein (DEV) im niedersächsischen Bruchhausen-Vilsen den 90. Geburtstag seiner Lok SPREEWALD. Doch der heutige Name der Dampflok sagt nicht die ganze Wahrheit über das Leben der 1917 von der Lokomotivfabrik Jung in Jungenthal bei Kirchen / Sieg gebauten Jubilarin. Zwar war die Maschine von 1947 bis 1970 auf der Spreewaldbahn nördlich von Cottbus im Einsatz. In Dienst gestellt wurde sie aber als Lok 23 der Pillkaller Kleinbahn (ab 1938 Schloßberger Kleinbahn). Hier im Nordosten Ostpreußens versah die Jubilarin zusammen mit vier baugleichen Schwestermaschinen den Dienst auf dem 60 km langen, von der Kreisstadt Pillkallen / Schloßberg ausgehenden Meterspurnetz.

Von Juli 1917 bis Oktober 1944 zog sie Personen- und Güterzüge nach Schirwindt, Schillehnen / Schillfelde–Doristhal und Lasdehnen / Haselberg. Die letzten Wochen stand die Kleinbahnlok dann unter dem Befehl der Wehrmacht, transportierte Militärgüter zur Versorgung der Ostpreußen verteidigenden Truppenverbände und brachte Verwundete zurück. Schließlich verlud man die Maschine und brachte sie nach Mitteldeutschland. Bei Kriegsende befand sich die Lok gemeinsam mit anderen ostpreußischen Kleinbahnfahrzeugen in einem Lager der Organisation Todt bei Finowfurt in Brandenburg. 1947 übernahm die Generaldirektion der Landesbahnen Brandenburg die Maschine für den Einsatz auf der Spreewaldbahn; Anfang 1970 wurde der Betrieb auf der Spreewaldbahn eingestellt. Und auch die Lok mit der Betriebsnummer 99 56 33 wäre sicher auf dem Schrottplatz gelandet, hätte sich nicht der damals noch junge DEV um den Kauf einer Lokomotive der Spreewaldbahn bemüht. Am 4. Juli 1971 traf die zuvor hauptuntersuchte Maschine in Bruchhausen-Vilsen ein und wurde hier auf den Namen SPREEWALD getauft.

Erst nach und nach wurde den Mitgliedern des DEV bewusst, welchen Schatz sie erworben hatten. Doch der neue Namen hatte sich mittlerweile eingebürgert, besonders auch wegen eines Modells der Nürnberger Firma LGB. Eine an sich richtige Umbenennung in PILLKALLEN oder SCHLOSSBERG erschien nicht mehr möglich. Die Stimmen, die sich für eine Umbenennung aussprachen, verstummten jedoch nie ganz. In den Jahren 1991 bis 1996 wurde die Lok einer erneuten Hauptuntersuchung unterzogen. Dabei erhielt sie unter anderem einen neuen Kessel und ihr ursprüngliches Führerhaus zurück. Seither präsentiert sich die Jubilarin weitgehend in dem Zustand, den sie 1917 bei ihrer Indienststellung bei der Pillkaller Kleinbahn hatte. Heute zieht die ostpreußische Kleinbahnlokomotive mit dem brandenburgischen Landschaftsnamen die Züge einer niedersächsischen Museumsbahn. Ihre 8 km lange Einsatzstrecke Bruchhausen–Vilsen–Asendorf liegt nun fast 950 km von ihrer eigentlichen Heimat, von Pillkallen / Schloßberg, Lasdehnen / Haselberg oder Schirwindt, entfernt.

An dem Festwochenende bespannte die Jubilarin zahlreiche Sonderzüge. Abgerundet wurde die Veranstaltung von Fototerminen und einer kleinen Ausstellung zur Geschichte der Lok. Als Gratulanten hatten sich auch einige Ostpreußen eingefunden, die die Pillkaller / Schloßberger Kleinbahn noch aus eigenem Erleben kannten und bei den Fototerminen zahlreiche interessierte Zuhörer fanden.


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