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01.09.07 / Kopenhagen brennt / Vor 200 Jahren überfielen die Engländer die dänische Hauptstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Kopenhagen brennt
Vor 200 Jahren überfielen die Engländer die dänische Hauptstadt
von Hans Lody

Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Was einem Land widerfahren kann, wenn es sich weigert, mit den Angelsachsen ein Kriegsbündnis einzugehen, mußten die Dänen in der napoleonischen Zeit schmerzlich erfahren. Weil das um Neutralität bemühte Dänemark sich weigerte, sich in die von England geführte antinapoleonische Koalition einzureihen, beschlossen die Engländer 1801 etwas, was man je nach Geschmack als Präventivschlag oder Überfall bezeichnen kann. Hierzu entsandten sie 20 Linienschiffe unter dem Kommando von Hyde Parker. Dessen Stellvertreter war der legendäre Horatio Nelson. Am 2. April kam es auf der Reede von Kopenhagen zu einer Seeschlacht. Die Niederlage der von Olfert Fischer geführten dänischen Flotte war vollständig. 1800 dänische Seeleute fanden den Tod, während die Briten nur 264 Gefallene zu beklagen hatten. Nelson führte alle verwendbaren dänischen Kriegs- und Handelsschiffe als Beute weg. Er war es auch, der gedroht hatte, im Verweigerungsfall Kopenhagen mit seiner Artillerie in Schutt und Asche zu schießen. Seine Drohung, die dänischen Schiffe mitsamt den Gefangenen zu sprengen, befand sich auch mit dem damaligen Verständnis der Kriegsführung nicht im Einklang. Sie wird besonders in Dänemark als schwere Verfehlung angesehen, die sich nicht mit dem Image eines Gentleman verträgt.

Nachdem die Dänen ihre Flotte wiederaufgebaut hatten, führten die Briten 1807 einen vergleichbaren Handstreich durch. Am 13. August kreuzte Admiral James Gamier mit einer britischen Flotte vor der Dänenhauptstadt auf. Zusätzlich hatten die Briten diesmal rund 20000 Soldaten angelandet, um Kopenhagen von der Landseite her abzuschnüren. Eine französische Armee war weit und breit nicht in Sicht, Dänemark stand den Briten ganz allein gegenüber. Am 2. September begannen die Kämpfe. Die britische Marine nahm Stadt und Hafen von Kopenhagen unter intensives Artilleriefeuer. Die von General William Schaw Cathcart kommandierten britischen Landtruppen unterstützten mit ihrer Artillerie von der Landseite her den Beschuß. Die Beschießung der Stadt – unter anderem mit neuartigen Congreve-Raketen – verursachten neben zahllosen Bränden auch erhebliche Verluste unter der Zivilbevölkerung. Das bewußt auf zivile Ziele gerichtete Bombardement war ein Novum in der Kriegsführung. Am 7. September holten die Briten dann zum entscheidenden Schlag aus und zwangen Kopenhagens Verteidiger zur Kapitulation. Die Flotte wurde ausgeliefert. Aber dabei blieb es nicht. Die Briten plünderten die Stadt, sogar das Schiffsbaumaterial der Werften ließen sie mitgehen.

Nach diesen beiden Angriffen ist der englische Begriff „to copenhagen“ entstanden. Die Briten verwandten den Begriff um anzuzeigen, daß sie gewillt waren, eine wehrlose Marine, eine im Aufbau befindliche Seemacht ohne Kriegserklärung anzugreifen. Insbesondere im wilhelminischen Deutschland bestand die Furcht vor einem derartigen britischen Überfall. Tatsächlich schlug der „Erfinder“ der Großkampfschiffe Lord „Jacky“ Fisher kurz vor dem Ersten Weltkrieg vor, „to copenhagen the German fleet“. Für den vom Admiral vorgeschlagenen Überfall auf Wilhelmshaven mit dem Ziel, die dort im Hafen liegende Hochseeflotte zu vernichten, gab die politische Führung jedoch kein grünes Licht. Statt in Wilhelmshaven durch die Engländer erfolgte die Vernichtung dieser Flotte erst nach dem Ersten Weltkrieg in Scapa Flow durch die Deutschen.


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