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01.09.07 / Gut gemeint, aber ... / Operierte warten zu lange auf Reha und Behindertenausweis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-07 vom 01. September 2007

Gut gemeint, aber ...
Operierte warten zu lange auf Reha und Behindertenausweis
von Norbert Matern

Nach gelungener Operation steht wenige Tage später der Sozialberater der Klinik am Krankenbett des Patienten. Nach den besten Wünschen für schnelle Genesung hat er folgendes mitzuteilen: Ihnen steht ein kostenlose dreiwöchige Reha durch die „Deutsche Rentenversicherung Bund“ zu und „erschrecken Sie nicht, hier sind die Antragsformulare für einen Behindertenausweis“.

Der tüchtige Sozialberater war auch schon tätig. Er bietet dem dankbar überraschten Patienten auch gleich vier verschiedene Rehabilitationskliniken an landschaftlich reizvollen Orten an, dann aber kommt der Pferdefuß: Angetreten werden kann die Rehamaßnahme frühestens in drei Wochen. Vorher ist kein Termin frei.

Das aber, so erkennt der Patient schnell, ist zu spät. Er braucht die Hilfe erfahrener Ärzte und Physiotherapeuten sofort. Es bringt nichts, zunächst drei Wochen daheim zu verbringen. Für den Arbeitgeber bedeutet das, drei Wochen länger auf seinen Mitarbeiter zu warten, für den Pensionär, drei wertvolle Wochen für die völlige Wiederherstellung zu verlieren. Es ist schwer, ohne die internen Abläufe bei der „Deutschen Rentenversicherung Bund“ zu kennen, Vorschläge für eine schnellere Terminzuteilung zu geben. Aber sicher ist die derzeitige Regelung nicht zufriedenstellend.

Die Versicherung ist sich dessen auch bewußt. Jürgen Ritter vom Grundsatzreferat „Recht der Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben“: „Erfolgt die Einleitung der Leistung zur medizinischen Rehabilitation direkt aus dem Krankenhaus heraus, wird von einer Anschlußheilbehandlung gesprochen. Die Besonderheit dieses Verfahrens besteht darin, daß der Bescheid über die Bewilligung der Rehabilitationsleistung regelmäßig erst dann erteilt wird, wenn sich der Betroffene bereits in der Rehabilitationseinrichtung befindet. Ziel des Verfahrens ist eine schnelle und unbürokratische Versorgung des Patienten in entsprechenden Fällen.“

Das stimmt, ändert aber nichts daran, daß viele Patienten zunächst etwa drei Wochen für die Gesundheit wenig gewinnbringend daheim verbringen. Rund 426000 Leistungen für insgesamt 1,3 Milliarden Euro hat die „Deutsche Rentenversicherung Bund“ im Jahre 2006 erbracht. Die Patienten danken es ihr.

Zu lange dauert es auch bei der Ausstellung eines Behinderten-ausweises. Bei dem von uns dokumentierten Fall dauerte es genau drei Monate nach Antragsstellung, bis dem Rekonvaleszenten – es gab einen Zwischenbescheid – mitgeteilt wurde, daß sein Ausweis bei der zuständigen Paßstelle abgeholt werden könne. Nach drei Monaten jedoch haben viele Patienten wohl die schlimmste Zeit hinter sich. Vorher hätten sie gern von ihrem neuen Recht auf einen Sitzplatz in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Parkplatz Gebrauch gemacht.

Die Behörde begründet die lange Wartezeit mit der Notwendigkeit, die medizinische Situation zu überprüfen. Sie hat jedoch die Arztbriefe von Klinik und Reha vor sich – was ist darüber hinaus noch festzustellen, um einen meist zeitlich befristeten Ausweis auszustellen?


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