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08.09.07 / Ohne Designer kein Leben / Ein naturwissenschaftliches Buch bläst zur Attacke auf den Darwinismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Ohne Designer kein Leben
Ein naturwissenschaftliches Buch bläst zur Attacke auf den Darwinismus
von Markus Mockler

Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht, daß Evolution und Schöpfung im deutschsprachigen Europa noch einmal so breit diskutiert werden, wie das in den vergangenen Wochen der Fall war. Der Streit um den Vorschlag von Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU), im Biologieunterricht auch die Schöpfung anzusprechen, hat Feuilletons und Wissenschaftsteile der überregionalen Presse erobert. Im August widmeten die Magazine „Geo“ und „Wirtschaftswoche“ dem Thema einen Schwerpunkt. Weiter angeheizt wird die Debatte durch ein jetzt erschienenes Buch, das den Evolutionskritikern neue Munition aus naturwissenschaftlicher Sicht liefert: „Darwins Black Box“ von Michael J. Behe.

Die Ahnentafel, die Evolutionsbiologen für das Leben malen, sieht ganz einleuchtend aus: Es begann vor vielen Millionen Jahren mal mit einer Zelle, die auf dem Planeten Erde in einer „Ursuppe“ zufällig während eines Gewitters entstanden ist. Die pflanzte sich fort, entwickelte sich durch zufällige Veränderungen in ihrem Erbgut weiter, später gab’s Mehrzeller, die sich immer besser organisierten, dann Wasser- und noch später Landtiere – zu guter Letzt den Menschen. Das Konzept leuchtet ein, solange man sich nicht mit allzu vielen Details abkämpfen muß. Genau das aber hat der Biochemiker Michael J. Behe, Professor an der Lehigh-Universität in Bethlehem (US-Bundesstaat Pennsylvania), getan. Er ist der Frage nachgegangen, was sich auf der Ebene der Mikrobiologie, die den Forschern noch vor wenigen Jahrzehnten mangels Beobachtungsmöglichkeiten verschlossen war, tun muß, damit Evolution funktionieren kann.

Behes Hauptargument ist die sogenannte irreduzible Komplexität (vereinfacht ausgedrückt: Nur wenn alles zusammenspielt, klappt es): Am Beispiel der Mausefalle erklärt er das. Eine Mausefalle mag aus einfachen Bestandteilen bestehen – Brett, Schlagbügel, Feder, Haltedraht und Haltebügel. Doch alle Bestandteile müssen gleichzeitig vorhanden und einander zugeordnet sein, sonst schnappt die Falle nicht zu. Auf die Evolutionstheorie bezogen hieße das: Die Bestandteile der Mausefalle haben sich nebeneinanderher entwickelt und müssen auch ohne Fallenfunktion schon einen Vorteil für das Lebewesen bedeutet haben – sonst wären sie als unnütze Entwicklungen wieder weggefallen. Dann haben sie angefangen, zusammenzuwirken, und bringen nun dem Lebewesen noch mehr Vorteile. Ein neuer Evolutionssprung ist vollbracht.

Gegenüber der Komplexität in Lebewesen ist eine Mausefalle noch ein außerordentlich primitives Beispiel. Behe schildert beispielsweise den Fortbewegungsfaden einer Kolibakterie (also eines Einzellers). Dieser Faden ist über einen biologischen Motor von sensationeller Beschaffenheit mit der Zellwand verbunden. Die Achse dieses Motors hat gerade mal eine Länge von 30 Nanometern. Anders ausgedrückt: Wenn man also 35000 dieser Motoren nebeneinander legt, ergeben sie eine Breite von einem Millimeter. Dabei dreht sich dieser biologische Kleinstmotor bis zu 50000mal in der Minute. Der  Bakterienmotor besteht aus Eiweißmolekülen, die sich – wie von unsichtbarer Hand gesteuert – so aneinanderlegen, daß daraus eine Art Propeller wird. Durch welche evolutionären Schritte soll dieser Motor, der nur mit allen seinen Einzelteilen funktioniert, entstanden sein – und was soll auf dem Weg dorthin, als der Motor noch nicht funktionieren konnte, der Vorteil für die Zelle gewesen sein? Evolutionsbiologen können darüber allenfalls spekulieren.

Wie kann ein so perfektes System allein durch evolutionäre Schritte erklärt werden? Bis heute überhaupt nicht, es gibt zu dieser Frage nur Spekulationen. Behe rechnet vor, daß nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit alleine für die zufällige Entstehung des Blutgerinnungssystems das Leben im Universum mindestens 100mal so alt sein müßte wie heute geschätzt. „Während am Anfang jeder Wissenschaft die Spekulation steht, findet sie sich beim Darwinismus meistens am Schluß“, beobachtet Behe.

Daß so wenig über biochemische Evolution bekannt ist, verteidigen Evolutionsanhänger manchmal damit, daß es sich um eine junge Wissenschaft handelt, bei der noch vieles im Unklaren sei. Um so erschütternder ist Behes Auswertung wissenschaftlicher Fachzeitschriften. Darin finden sich zwar mathematische Theorien zur Evolution und ausführliche Artikel über Gen-Sequenzen, die teilweise in verschiedenen Arten verglichen werden. Behe hat aber keine substanziellen Arbeiten darüber gefunden, wie die Evolution eines komplexen biochemischen Systems vonstatten gegangen ist. Das heißt: Die Evolutionsbiologen wissen auf diesem Gebiet nicht nur nichts – sie forschen noch nicht mal über diese Frage. Behe argumentiert gnadenlos: „Wenn eine Theorie behauptet, irgendein Phänomen erklären zu können, aber nicht einmal einen Erklärungsversuch unternimmt, dann sollte sie verworfen werden.“

Menschen, die an eine Schöpfung oder zumindest an eine gelenkte Evolution („Intelligentes Design“) glauben, wird gerne vorgeworfen, sie brauchten irgendeine außerirdische Erklärung, weil sie von den Fakten zu wenig Ahnung hätten. Wer Behe genau liest, muß dieses Argument umkehren. Nicht die Kreationisten profitieren von der Dummheit ihrer Leser, sondern die Evolutionsbiologen. Sie postulieren die Entwicklung immer komplizierterer Baupläne des Lebens und sind dabei ratlos, wie es zu diesen Bauplänen gekommen ist.

Für Michael Behe ist angesichts dieser erdrückenden Befunde die Theorie des Intelligenten Designs überzeugender, die davon ausgeht, daß eine intelligente Macht (von „Gott“ wird in der Wissenschaft nicht gesprochen) die Entwicklung des Lebens gesteuert hat. Selbst Evolutionsbiologen, betont Behe, räumen ein, daß Organe und biochemische Prozesse aussehen, als habe sie jemand entworfen. Nur wollen sie an keinen Designer (Gestalter, Konstrukteur) glauben. Aber das könnte sich ändern. Lynn Margulis, eine der renommiertesten US-Zellforscherinnen, prognostiziert, daß die Geschichte den Neodarwinismus als „unbedeutendes Glaubenssystem innerhalb der ausufernden Quasireligiosität angelsächsischer Biologie“ beurteilen wird.

Nach der Lektüre von Behes Buch – er ist übrigens Katholik – fragt man sich einmal mehr, warum die evangelische Kirche – und ausgerechnet ihre Weltanschauungsbeauftragten – das Konzept des Intelligenten Designs (ID) so heftig ablehnen.

Foto: Dinosaurier-Skelett im Naturkundemuseum Berlin: Ergebnis der Evolution oder intelligenten Designs?


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