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08.09.07 / Ebenso praktisch wie günstig / Im Christentum gibt es keine Tradition, das ständige Tragen des Kopftuchs allen Frauen zur Pflicht zu machen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Ebenso praktisch wie günstig
Im Christentum gibt es keine Tradition, das ständige Tragen des Kopftuchs allen Frauen zur Pflicht zu machen
von Manuel Ruoff

Ist uns das Kopftuch aus der islamischen Welt vornehmlich als religiöses Symbol bekannt, so überwiegt im christlichen Abendland die profane Verwendung als praktisches Bekleidungsstück. Da es sowohl vor Kälte und Wind als auch vor Hitze und Sonne schützt, erfreut es sich traditionell auf dem ganzen Kontinent einer breiten Verbreitung, Das Kopftuch schützt jedoch nicht nur vor den Unbilden des Wetters, sondern dient auch als Zierde und modisches Accessoire. Großer Beliebtheit insbesondere bei den jüngeren Vertretern des weiblichen Geschlechts erfreut sich die Bandana, ein quadratisches Tuch, das wie ein Kopftuch im Nacken zusammengebunden und als Halstuch getragen werden kann. Grundsätzlich ist das Kopftuch in der westlichen Welt allerdings eher auf dem Rückzug. Der Trend geht grundsätzlich weg von Kopfbedeckungen, doch kommen beim Kopftuch weitere Faktoren hinzu. Zu nennen ist hier, daß das ebenso praktische wie günstige Bekleidungsstück wie für die körperliche Arbeit geschaffen scheint. Es schützt das Haar vor Verschmutzung, bändigt es gleichermaßen und schützt die bei der Arbeit gewöhnlich praktische Frisur vor Blicken. Nicht umsonst gilt es als das typische Bekleidungsmittel der Trümmerfrauen. Die Tatsache, daß körperliche Arbeit nicht als damenhaft gilt, sowie der technische Fortschritt, der dazu führt, daß zum einen die körperliche einen immer geringeren Teil unserer Arbeit ausmacht und zum anderen es deshalb eher ältere Frauen sind, die dieses Bekleidungsstück noch aus Gewohnheit tragen, machen das Kleidungsstück für Frauen unattraktiv, die glauben, Angst haben zu müssen, daß sie entweder als alt und unmodern erscheinen oder aber als derart ungebildet, daß sie mit körperlicher Arbeit ihr Geld verdienen müssen. Hinzu kommt bei vielen Frauen die Sorge, für eine Muslimin gehalten zu werden, welche das Kopftuch aus religiösen Gründen trägt.

Wenn im Abendland auch die profane Verwendung dominiert, so kennt doch auch das Christentum das Gebot der Bedeckung des Frauenhauptes mittels eines Kopftuches aus religiösen Gründen. In der Regel gilt dieses Gebot allerdings nur für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum. Entsprechend dem Bibelwort „Ein Weib aber, das da betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt“, ist es in vielen Kirchen die Norm gewesen, daß die Frauen während des Gebets und der Messe eine Kopfbedeckung tragen. Seit rund drei Jahrzehnten ist dem jedoch nicht mehr so. Ausnahmen bilden im westlichen Kulturkreis einige wenige protestantische evangelikale Freikirchen, vereinzelte Brüder- und Apostolische Pfingstgemeinden sowie die Baptisten. In manchen orthodoxen Kirchen tragen Frauen und Ordensschwestern beim Besuch der Kirche ein Habit mit einer Kopfbedeckung. Der Vollständigkeit halber sei noch auf die Papstaudienzen verwiesen, bei denen es bis heute üblich ist, als Frau mit einem (schwarzen) Kopftuch oder vergleichbaren Kleidungsstück zu erscheinen. Das Gebot des regelmäßigen Kopftuchtragens aus religiösen Gründen gibt es in unserem Kulturkreis nur bei den katholischen Ordensschwestern. Für die Bekleidung des Gros der Frauen ist diese Ausnahme allerdings irrelevant, da der Katholizismus nicht einmal suggeriert, „daß Mädchen und Frauen grundsätzlich auch einen solchen Nonnenhabit tragen müssen, um sittlichen Geboten oder der Stellung der Frau in der Gesellschaft angemessen Rechnung zu tragen“ (Peter Beer).


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