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08.09.07 / Von der Schiefertafel bis zur Schultüte / Eine Ausstellung in Potsdam erinnert an den ersten Schultag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Von der Schiefertafel bis zur Schultüte
Eine Ausstellung in Potsdam erinnert an den ersten Schultag
von Silke Osman

Stimmen jeder Tonlage schwirrten durch den Raum. Die Aufregung war fast körperlich zu spüren. Männer und Frauen, alte und junge, unterhielten sich angeregt. Dazwischen immer wieder helle Kinderstimmen. Doch es waren nicht die der Hauptpersonen dieses Tages, es waren die Stimmen der großen und meist kleinen Geschwister, die Bruder oder Schwester bei ihrem ersten so wichtigen Gang begleitet hatten und fröhlich lachten. Die Hauptpersonen aber waren alle durch die Bank „wie vom Donner gerührt“. Mit großen Augen sahen sie sich um, so als könnten sie nicht fassen, wie ihnen geschah. Das also sollte die Schule sein? Das ihre Lehrerin? Wer würde mit ihnen die Klasse teilen? Unsicher blickten sie in die sie umgebenden Gesichter. Hier und da erhellte ein Lächeln die unsicher-finstere Mine, wenn ein Kind ein anderes erkannte. Mit dem hatte man ja schon in der Vorschule gespielt. Das beruhigte. Die kleine Aufführung der 2. Klasse war dann auch erheiternd. So schlimm konnte es ja gar nicht werden, schien mancher zu denken und folgte neugierig den anderen Kindern und der Lehrerin in den neuen Klassenraum. Dort war man erst einmal unter sich. Sollten die Erwachsenen, die Eltern und Großeltern, die Onkel und Tanten sich allein amüsieren. Jetzt wurde gelernt. Resultat war ein fröhliches Lied, mit dem die Kinder die Erwachsenen anschließend in ihrem Klassenraum begrüßten. Langsam hatte sich die Aufregung gelegt – auch bei den Eltern und Großeltern.

Kein Wunder aber, wenn an diesem Tag die Erinnerung der „Großen“ oft weit zurückging, in die Zeit, als sie selbst noch die Schulbank drückten. Man erinnerte sich an den ersten Lehrer, der noch den Stock schwingen durfte, oder an die Lehrerin, mit der man so schöne Ausflüge unternehmen konnte.

Wie Kinder ihren ersten Schultag erlebten, davon erzählen in einer Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte neben zahlreichen Fotografien und biografischen Anekdoten auch historische Schul-utensilien wie Griffelkasten, Schiefertafel, Zeugnismappen und Fibeln. Die etwa 140 Reproduktionen von historischen Fotos stammen aus der Zeit von 1888 bis zur Gegenwart und spiegeln wider, wie wichtig das Ereignis der Einschulung für die Schulanfänger und ihre Familien durch die Jahrzehnte gewesen ist. Für den Betrachter ist es interessant zu sehen, wie sich die Ausstattung der Schulanfänger, die Kleidungsstile, Schultaschen und die Schultüten seither verändert haben.

Passend zum Schuljahresbeginn lädt die Ausstellung zu einer kleinen Zeitreise ein – sowohl Familien mit Kindern, die gerade eingeschult werden, als auch Besucher, die sich gern noch einmal an ihren ersten aufregenden Schultag erinnern.

Die Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam, ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen bis 18 Uhr geöffnet,  Eintritt frei, bis 16. September.


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