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08.09.07 / Nie aufgehört / Erinnerungen eines Breslauers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Nie aufgehört
Erinnerungen eines Breslauers

„Fange nie an aufzuhören.“ Den Titel der Autobiographie des einstigen Ufa-Stars Carola Höhn hat sich der heute 87jährige Rudi Maskus zu Herzen genommen und vor zwei Jahren damit begonnen, seine eigene Autobiographie zu verfassen. Erst wollte er nur die wichtigsten Etappen in seinem Leben festhalten, doch dann wurde dem Hochschulprofessor bewußt, daß die verschiedenen Ereignisse nur in ihrer Chronologie gebettet schlüssig waren.

Nachdem der Autor ein wenig verwirrend seine Verwandtschaftsbeziehungen mit zuviel Akribie dargelegt hat, geht er auf die Kinder- und Jugendzeit ein. „Es müssen Schutzengel gewesen sein – Das Schicksal eines Überlebenden aus Breslau in Schlesien“ beginnt ziemlich beschaulich. „Doch noch ehe es recht zum Austausch von Zärtlichkeiten gekommen war, hörte ich schon die Stimme meines besorgten Vaters, der uns suchte. Wir beide, Trautel und ich, verhielten uns mucksmäuschenstill, doch mein Vater, der bereits die Scheune betreten hatte, entdeckte uns in unserem Versteck und beendete unsere prickelnde Begegnung“, schildert Maskus sein frustrierendes Erlebnis als 15jähriger. Ansonsten scheint sich alles zum besten zu entwickeln. „Die Begeisterung der Bevölkerung steigerte sich noch, als Hitler am 13. März 1938, unmittelbar vor meiner Abiturprüfung, die großdeutsche Lösung ohne Blutvergießen mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich in Wien theatralisch verkündete.“

Da Rudi Maskus dem entsprechenden Jahrgang angehört, darf er schon vor Kriegsbeginn die Soldatenuniform anziehen, die er dann auch bis Kriegsende nicht mehr ablegen wird. Schon 1940 erleidet er eine schwerere Verletzung, sein Bruder fällt 1941. Doch trotz des Krieges findet Maskus Zeit, sich zu verlieben. Martha Musilek, großdeutsche Meisterin im Eiskunstlauf, verliebt sich auch in ihn. In jeder freien Minute sehen sich die beiden, doch 1943 gerät der Autor in russische Gefangenschaft. Trotz Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten überlebt Maskus, doch als er 1949 heimkehrt, ist seine Heimatstadt Breslau polnisch verwaltet und sind seine Eltern vertrieben. „Entsetzt war ich aber, als ich sah, wie erbärmlich meine betagten Eltern im Kuhstall untergebracht waren …“ Wie Maskus die Nachkriegszeit meisterte, eine Familie gründete, politisch engagiert war, ohne je in einer Partei zu sein, auf all das geht er in seiner Autobiographie ein. Bel

Rudi Maskus: „Es müssen Schutzengel gewesen sein – Das Schicksal eines Überlebenden aus Breslau in Schlesien“, Senfkorn, Görlitz, broschiert, 269 Seiten, 9,90 Euro, Best.-Nr. 6331


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