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08.09.07 / Ein Patron des Heiligen Reiches aus Afrika

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Ein Patron des Heiligen Reiches aus Afrika
von Manfred Müller

Hört man den Vornamen Moritz, denkt man gleich an die Lausbubengestalten Max und Moritz bei Wilhelm Busch. Nur wenige Träger des Vornamens Moritz wissen etwas über die große Wirkungsgeschichte ihres Namenspatrons Mauritius, des dunkelhäutigen römischen Soldatenheiligen aus der Thebais (Ägypten). Unter Maximian, dem Mitregenten Kaiser Diokletians, sollen die Soldaten der Thebaischen Legion mit ihrem Anführer Mauritius um 302 den Märtyrertod erlitten haben. Damals war die Legion nach Gallien beordert worden, um dort eine Revolte niederzuschlagen. Die christlichen Legionäre sollen sich geweigert haben, an heidnischen Opferzeremonien teilzunehmen und gegen Unschuldige mit Waffengewalt vorzugehen. Die Legende weiß in diesem Zusammenhang zu berichten, daß zweimal jeder zehnte Mann hingerichtet und schließlich alle niedergemetzelt wurden.

Schon um 350 ist das Fest des heiligen Mauritius am 22. September nachweisbar, im 8. Jahrhundert war es allgemein in der Christenheit verbreitet. Zentrum des Mauritiuskults war die Grabstätte des Heiligen in St. Maurice im Rhonetal (Wallis). Mauritius wurde zum Schutzheiligen Burgunds und des Langobardenreiches. Dem kriegerischen Adel dieser und anderer germanisch-romanischer Reiche imponierte die heroische Seelenhaltung des Anführers Mauritius und seine Gefolgschaftstreue gegenüber Christus, seinem obersten Feldherrn. Ähnlich empfand auch der Adel im Heiligen Römischen Reich, in das Burgund und das Langobardenreich eingegliedert wurden.

Otto der Große betrachtete Mauritius als seinen persönlichen Patron. Des Mauritius Hilfe erwartete Otto bei seinem Plan, in Magdeburg ein Erzbistum als Zentrum der Slawenmission zu errichten. 30 Jahre benötigte der Herrscher, um alle Widerstände zu überwinden. Mauritius wurde der Hauptpatron Magdeburgs. Das Domkapitel brachte der Herrscher im Mauritiuskloster unter. Otto sah Mauritius auch als Patron des Heiligen Reiches an, der dessen Ausdehnung nach Osten schützen sollte. Auch die Nachfolger Ottos aus dem sächsischen Kaiserhaus förderten den Kult dieses Reichsheiligen. Besonders zahlreich sind die unter Heinrich II. gegründeten Mauritiuspatrozinien. Vor wichtigen Feldzügen pflegte Heinrich um die Hilfe des Heiligen zu bitten.

Bei Darstellungen des heiligen Mauritius ist im Raum des Heiligen Reiches neben anderen Attributen des Heiligen auf Fahne oder Wappenschild der schwarze Reichsadler zu finden – auch dies ein Hinweis darauf, daß Mauritius über längere Zeit hin als Reichsheiliger gesehen wurde. Darauf verweisen auch Einzelheiten aus der Krönungsliturgie. Seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde der deutsche König im Petersdom zu Rom vor dem Altar des heiligen Mauritius zum Kaiser gesalbt. Nach der Krönung und vor dem Umzug des Gekrönten wurden dem Kaiser die vermeintlichen Sporen des heiligen Mauritius angelegt. Die Heilige Lanze, die aus Burgund in den Besitz der deutschen Könige und Kaiser gekommen war, galt zeitweise als Mauritiuslanze, das Reichsschwert als Mauritiusschwert.


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