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08.09.07 / Ein Kratzer reicht oft aus / Der Tetanus-Erreger kann zum gefährlichen Wundstarrkrampf führen – Impfung schützt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-07 vom 08. September 2007

Ein Kratzer reicht oft aus
Der Tetanus-Erreger kann zum gefährlichen Wundstarrkrampf führen – Impfung schützt
von Rosemarie Kappler

Sommerzeit ist Gartenzeit. Dann haben sie Hochkonjunktur, die kleinen und großen Schrammen, Kratzer und Wunden. Wenn Dornen, spitze Steine, Holzsplitter, Werkzeuge oder rostige Nägel den Schutzschild der Haut durchdringen, nutzen Keime jeglicher Couleur die Gunst der Stunde zur Besiedlung. Die Völker aus den Stämmen der Staphylokokken und Streptokokken, der Salmonellen, Eitererreger, Koli- und Fäulnisbakterien warten förmlich darauf, daß unser wichtigster Schutzschild Löcher und Risse bekommt. Nicht kontaminierte Wunden gibt es deshalb nicht. „Jede verschmutzte Wunde – auch wenn es sich um eine Bagatellverletzung handelt – ist mit dem Risiko einer Infektion belastet“, heißt es beim Berliner Robert Koch-Institut (RKI).

Rechnen müssen die Eindringlinge zwar mit dem erbitterten Widerstand ganzer Batterien von Abwehrzellen, die das Immunsystem mobilisiert, um eine Ausbreitung der Erreger über das Blut- und Lymphsystem zu verhindern, denn der menschliche Körper ist sein bester Wundarzt. Doch gerade fleißige Ärzte brauchen versierte Assistenten und Helfer. Als ein solcher sollte die Tetanus-Impfung angesehen werden, die zu den wichtigsten Schutzimpfungen gehört. Das Erreger-Bakterium des Wundstarrkrampfes findet sich nahezu überall, besonders aber in der Erde, in Straßen- und Hausstaub, aber zum Beispiel auch an den Dornen von Pflanzen. Den Erregern genügen mitunter schon unbemerkt gebliebene Kratzer und Risse, um in den Körper zu gelangen. So wird beispielsweise die Tetanusgefahr, die von Holzsplittern und Dornen ausgeht, meist unterschätzt. Tetanus-Erreger bilden einen Giftstoff, der vor allem das zentrale Nervensystem schädigt. Nach zwei Tagen bis zu vier Wochen kommt es zu ersten Krankheitszeichen: Muskelschmerzen, Unruhe, Schlafstörungen und Schmerzen im Bereich der Verletzung. Schon bald folgt eine Verkrampfung von Kaumuskulatur und Gesichtsmuskeln. Schließlich wird von Kopf und Nacken ausgehend der ganze Körper von einer Muskelstarre erfasst. Dabei wird häufig auch die Atemmuskulatur befallen, was bis zum Erstikkungstod führen kann. In seltenen Fällen können die heftigen, schmerzhaften Krämpfe sogar zu Knochenbrüchen führen. Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde WHO zufolge sterben weltweit jährlich über eine Million Menschen an Tetanus.

Nach Auffassung der Experten der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI sollte jeder Mensch über einen aktuellen Impfschutz verfügen, weil die Sporen der Tetanusbazillen faktisch überall vorkommen und im täglichen Leben vielfältige Verletzungsmöglichkeiten bestehen. Die anfänglich durch die Dreifachimpfung aufgebaute Immunität muß im Abstand von etwa zehn Jahren aufgefrischt werden, „im Erwachsenenalter möglichst kombiniert mit einer Auffrischimpfung gegen Diphterie“, heißt es in den STIKO-Empfehlungen. In Deutschland wurde der Tetanus infolge der im Kindes- und Jugendalter entscheidend verbesserten Impfraten in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Erkrankung älterer Menschen. „Es gibt Anhaltspunkte dafür, daß bei Erwachsenen nur etwa die Hälfte der empfohlenen Impfungen vorgenommen wird“, so die STIKO. Das Bundesgesundheitssurvey nennt konkrete Zahlen: „Kinder im Vorschulalter weisen heute Tetanus-Impfraten von über 95 Prozent auf, die Impfraten älterer Menchen deuten dagegen auf Defizite hin. Nur 65 Prozent der 30- bis 39jährigen und sogar nur 40 Prozent der über 70jährigen haben einen aktuellen Impfschutz.“

Aus alledem ziehen die Experten am RKI den Schluß: „Dem Impfschutz der älteren Menschen sollte vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet und durch geeignete Maßnahmen gezielt verbessert werden. Dies gilt nicht nur für Tetanus, sondern auch für Diphterie, Influenza Pneumokokkenerkrankungen und in Endemiegebieten auch für die FSME.“ Informationen unter: www.rki.de


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