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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007
Reise um die Welt Der Roman „Der Weltensammler“ erzählt die fiktive Geschichte des englischen Entdeckers Richard Burton. Der Leser begleitet den Abenteurer auf seinen Reisen nach Indien, Arabien und Afrika. Trotz der Tatsache, daß in der Abfolge des Romans alle drei Reisen chronologisch aufeinander aufbauen, sind sie doch in sich völlig unterschiedlich. Während der erste Teil des Buches, welcher Burtons Aufenthalt in Indien behandelt, manchmal einen recht unstrukturierten und konfusen Eindruck auf den Leser macht, ist der Plot der Reise nach Arabien, um so farbenfroher und spannender. Wie ein Chamäleon paßt Burton sich immer wieder der Kultur und dem Glauben seiner Mitmenschen an, um sich darin beinahe selbst zu verlieren. „Die Sonne muß untergehen und der Mond schrumpfen, bis Kairo sich öffnet, wie eine Muschel, und seine Schönheit in Silhouetten offenbart ... Zuerst sieht er nur das Minarett über dem Dachgesims und dann, auf einmal, die leuchtende Einladung der Gewölbe. Es ist Zeit für ein weiteres Gebet. Er hört auf den eigenen Atem, während er seine Hände in das Becken taucht und jeden Finger einzeln wäscht. Das Plätschern ist einlullend.“ Diese Fähigkeit sich fast bis zur Selbstaufgabe anzupassen, ist für die Menschen, die Burton auf Teilen seines Weges begleiten, jedoch nicht immer logisch nachvollziehbar. „Aber er konnte mir nichts vormachen, ich habe bemerkt, mit welcher Hingabe er sich den Ritualen widmete, wie viel Zeit er damit verbrachte, auswendig zu lernen, was er kaum verstand. Da verstand ich, er nahm an, in seinem Glauben genauso von einem Überwurf zum anderen wandeln zu können wie in seinem Benehmen, in seiner Kleidung, in seiner Sprache. Und als mir das klar wurde, verlor ich einen Teil meines Respekts für ihn.“ Burton selbst hält von der „beschränkten“ Einstellung seines Begleiters eher wenig, denn die Beweggründe, aus denen Burton handelt, deuten auf einen Menschen hin, der in seinem Leben schon weit gereist ist und viele Erfahrungen gesammelt hat. „Wieso haben wir so viele verschiedene Formen unseres Glaubens? Weil Anforderungen an den Glauben im Wald anders sind als in der Ebene oder in der Wüste. Weil die Gewürze vor Ort den Geschmack des gesamten Gerichtes verändern.“ Ein klares Urteil über den Roman fällt schwer. Mal spannend, manchmal etwas wirr und dann wieder mitreißend und durcheinander. Ebenso facettenreich wie die Kulissen, vor denen der Roman spielt, sind auch Aufbau, Handlung und Struktur der drei Reisen, auf welche Ilija Trojanow den abenteuerlustigen und wißbegierigen Burton entsendet. Dem Leser bleibt da nur eines, und zwar sich von Teil zu Teil immer wieder aufs neue überraschen zu lassen. A. Ney Ilija Trojanow: „Der Weltensammler“, dtv, München 2007, 517 Seiten, 10 Euro, Best.-Nr. 6341 |
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