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15.09.07 / Zu mystisch / Geheimnis um Indianer-Trommel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Zu mystisch
Geheimnis um Indianer-Trommel

Manchmal werden Erwartungen enttäuscht. So auch bei „Der Klang der Trommel“. Hatte die US-Autorin Louise Erdrich in „Der Gesang des Fidelis Waldvogel“ unwiederbringlich einfühlsam einen Teil der Geschichte ihres nach Amerika ausgewanderten Vaters als Romanmotiv aufgegriffen, so hat sie sich dieses Mal ihrer durch ihre indianische Mutter vorgegebenen Wurzeln besonnen. Doch irgendwie überzeugt sie hier weniger. „Der Klang der Trommel“ erzählt drei voneinander scheinbar unabhängige Geschichten, die durch eine alte Indianer-Trommel miteinander in Verbindung treten.

Auf der einen Seite Faye Travers, Mitte 50, mit ihrer Mutter zusammenlebend und eine nicht definierbare Beziehung zu dem deutschen Steinmetz Kurt Krahe führend. Faye lebt in einer kleinen Stadt in New Hamsphire und verdient ihr Geld mit der Bewertung und Verwaltung von Nachlässen. „Ich bin nicht sentimental, ich glaube nicht daran, daß alte Dinge ein Menschenleben enthalten. Ich erlebe oft genug, daß intimste Gegenstände in andere Hände übergehen, ohne das etwas von der Liebe zu spüren ist, die sie einst umgab.“ Daß Gegenstände durchaus etwas von dem Wesen ihrer vorherigen Besitzer aufnehmen können, meint sie jedoch zu verspüren, als sie in einem Nachlaß eine alte Indianer-Trommel findet, die sie stiehlt.

Im folgenden wird vom Enkel des Trommel-Erbauers deren Geschichte erzählt. Es geht um Ehebruch, Gift-Mord, Kindstötung, indianische Riten, Wölfe und unglückliche Menschen. Dieser Abschnitt ist zwar sehr atmosphärisch dicht, wirkt aber irgendwie aufgesetzt. Genau wie der dritte Teil, in dem es um eine junge indianischstämmige Mutter geht, die ihre drei Kinder alleine in ihrem Waldhaus zurückläßt, um in der Stadt Sozialhilfe zu beantragen und sich in einer Kneipe zu betrinken, während die Kinder vor Hunger tote Fliegen essen und das Haus versehentlich in Brand setzen. Gerettet werden die Kinder von der Trommel, die der ältesten Tochter den Weg weist.

Wer mystische Untertöne mag, dem kann „Der Klang der Trommel“ zusagen, für alle anderen ist der Roman zu abgehoben. Bel

Louise Erdrich: „Der Klang der Trommel“, Eichborn, Frankfurt / M. 2007, geb., 275 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6343


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