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15.09.07 / Ein idealer Erholungsort für Streßgeplagte / Im Hamam läßt sich die Körperkultur des Morgenlands auch in einigen deutschen Großstädten erleben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Ein idealer Erholungsort für Streßgeplagte
Im Hamam läßt sich die Körperkultur des Morgenlands auch in einigen deutschen Großstädten erleben

Ging man früher zur Erholung in die Sauna, locken heute moderne Spa-Tempel und Beauty-Farmen mit der puren Entspannung. Voll im Trend und doch altbewährt ist der Hamam: „Das orientalische Dampfbad geht auf eine jahrhundertealte Tradition im arabischen Raum zurück und ist die ideale Erholungsart für gestreßte Manager“, sagt Ingo Hoberg, Gesundheitswissenschaftler beim Deutschen Wellness Verband.

Anders als in einer finnischen Sauna kommt es in einem Hamam nicht so sehr aufs Schwitzen an. Die Temperatur ist mit rund 40 Grad Celsius vergleichsweise moderat. Dafür ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch.

„Das bereitet die Haut auf das bevorstehende Waschritual vor“, erklärt Hoberg. Denn der semitische Begriff Hamam bedeutet „warmes Wasser“: Mittelpunkt des Wellness-Erlebnisses ist eine intensive Wasch- und Massageprozedur.

Den Erholungseffekt verdankt man im Hamam den Künsten des Tellak.

Er ist ein speziell ausgebildeter Bademeister und verwöhnt mit angenehmen Massagen, Einseifungen und Körperpeelings. Zwischendurch übergießt er den Körper des Gastes immer wieder mit Wasser, was den Kreislauf anregt und angenehm erfrischt.

Hier liegt Hoberg zufolge auch das „Geheimnis“ des Hamams: Belebende Massagen und unterschiedlich temperierte Wassergüsse machen Körper und Seele gleichermaßen wach.

„Nach dem Bad fühlt man sich wie neugeboren“, unterstreicht der Wellness-Experte.

Der traditionelle Hamam ist ein orientalischer Kuppelbau. Zahlreiche Glasfenster erhellen die verschieden temperierten Räume mit Tageslicht.

Mit einem Lendentuch (Pestemal) bekleidet betritt der Gast zunächst den Vorbereitungsraum (Sogukluk). Wassergüsse und die hohe Luftfeuchtigkeit machen die Haut geschmeidig und bereiten sie auf die Waschung vor.

Nach einer Zwischenstation in einem noch wärmeren Dampf-raum (Hararet) wartet dann im Hauptraum (Ovmalik) der Tellak, der den Gast etwa eine halbe Stunde lang auf einem beheizten Marmorstein behandelt.

Zum Schluß folgt eine Entspannungsphase, in der dem Gast Tee oder kalte Getränke gereicht werden.

Der traditionelle Hamam war früher weniger ein Wellness-Tempel als vielmehr ein Bad für die Öffentlichkeit.

Warmes Wasser gab es in den einfachen Haushalten nicht. Statt dessen besuchte die muslimische Bevölkerung einmal pro Woche – in der Regel vor dem Freitagabend-Gebet – den Hamam, um sich gründlich zu reinigen. Dabei erfüllte das Bad auch spirituelle und kommunikative Zwecke: Man traf Bekannte aus dem Dorf und unterhielt sich.

Im traditionellen Hamam wurde streng auf eine Trennung der Geschlechter geachtet. Heute sind die Regeln weniger strikt, gerade in Deutschland steht das Dampfbad häufig einem gemischten Publikum offen.

„Menschen mit Kreislauf-Beschwerden sollten allerdings vor dem Besuch einen Arzt konsultieren“, empfiehlt Hoberg. Das gleiche gelte für Patienten mit Haut-erkrankungen.

Hamams nach klassischem Vorbild findet man in Deutschland vor allem in Großstädten wie Hamburg, Berlin und München. Darüber hinaus richten immer mehr Wellness-Einrichtungen orientalische Dampfbäder ein.       ddp


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