19.04.2024

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15.09.07 / Geduld ernsthaft auf die Probe gestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Geduld ernsthaft auf die Probe gestellt

Der Empfang war sehr freundlich. Man war erstaunt, denn schließlich hatte man schon ganz anderes erlebt. Die Mädels aber an der Rezeption blickten sofort auf, als man vor dem Tresen stand. „Guten Morgen. Haben Sie einen Termin?“ Na klar, wer würde es in Deutschland schon wagen, ohne Termin bei einem Facharzt zu erscheinen? „Hier bitte, meine Überweisung und meine Versichertenkarte.“ „Vielen Dank. Ja, Sie haben einen Termin bei Dr. Sch., waren Sie schon einmal bei uns?“ „Nein.“ „Gehen Sie bitte den Gang runter und dann rechts und warten dort.“ Wird gemacht.

„Dort“ saßen nur zwei Patientinnen, das sah gut aus. So lange würde man also nicht warten müssen. Der andere Warteraum im Eingangsbereich war ziemlich gut besucht. Kein Wunder, bei einer Gemeinschaftspraxis von fünf Fachärzten. Zwei vor mir, na, etwa 20 Minuten bis zur halben Stunde Wartezeit. Das war auszuhalten. Doch nichts rührte sich. Die einzige Bewegung brachten etwas aufgeregt hin- und herlaufende Assistentinnen, schick in Blau-weiß gekleidet. Akten und Zettel wurden von einer Ecke in die andere transportiert. Wenn doch nur eine auf die Idee kommen würde, die Wartenden zu vertrösten oder vielleicht schon einmal aufzurufen. Konnten die Gedanken lesen? „Frau ... kommen Sie.“ – Für ein kleines Zauberwort mit fünf Buchstaben war keine Zeit ... – „Ach nein, Sie müssen doch erst zum Doktor, dann machen wir das nachher, nehmen Sie wieder Platz.“

Der Doktor war endlich auch erschienen. Es konnte also losgehen. Eine Patientin wurde aufgerufen, verschwand. Dann wieder nichts. Der kleine Warteraum hatte sich inzwischen so sehr gefüllt, daß alle Plätze belegt waren. Man war konsterniert, als Patienten aufgerufen wurden, die erst später gekommen waren.

Die Assistentin gab sich alle Mühe, die Stimmung zu erhellen. Man wurde aufgerufen. „Dann machen wir doch erstmal das EKG, der Doktor muß telefonieren, das wird dauern.“

Irgendwann war man dann doch dran, mit dem Doktor einige Worte wechseln zu können. Zu mehr war keine Zeit, denn schließlich war das Wartezimmer überfüllt. Na ja, man würde schon wieder gesund werden, nur ein wenig Geduld. Die konnte man in der Wartezeit wirklich erproben.           man


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