23.04.2024

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15.09.07 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-07 vom 15. September 2007

Leserforum

Pressefreiheit?
Betr.: Merkel in China

Frau Merkel mahnt Meinungs- und Pressefreiheit in China an, dazu die Einhaltung der Menschenrechte. Höflich lächelnd dürften die Chinesen das zur Kenntnis genommen haben, wohl wissend, daß diese in Deutschland auch nicht eingehalten werden. Beispiele: „Junge Freiheit“ und die jahrzehntelange politische Verfolgung Andersdenkender.  

Ernst Voigt, Delmenhorst

 

 

Mißbrauch an Macht
Betr.: Leserbrief „Höhere Bezüge ohne richtige Arbeit“ (Nr. 30)

Auch ich empfinde, daß die Diäten der Abgeordneten an sich schon zu hoch sind. Die erfolgte Erhöhung ist somit als maßlos zu werten. Das sollte das Volk sich nicht gefallen lassen und richtigen Druck dagegen machen. Einzelne Stimmen dagegen sind zu schwach.

Ich hatte dem Herrn Bundestagspräsidenten bereits im letzten Jahr den Vorschlag unterbreitet, die Erhöhung der Diäten von Abgeordneten an die Rentenerhöhung zu binden, so wie es ja auch mit dem Regelsatz für ALG-II-Empfänger passiert.

Was ist an meinem Vorschlag so abwegig? Die vom Volk an die „Hebel der Macht“ delegiert wurden, verweigern sich und sorgen dafür, daß die Almosenregel nur bei der größten Volksgruppe, den Alten und Langzeitarbeitslosen, angewandt wird.

Das sehe ich als Mißbrauch der Macht an.      

K.-H. Schroeder, Schmachtenhagen

 

 

Nicht Preußen, sondern die USA
Betr.: „Rede des LO-Sprechers Wilhelm v. Gottberg“ (Nr. 35)

Als echter Tilsiter, und deshalb häufig Tilsiter Käse essend, freut es mich, daß der Stadtname Tilsit in der Schweiz eine neue Heimat gefunden hat, wohin man auch begründet eine Verbindungslinie ziehen kann. Nicht erfreut bin ich über eine Aussage in der Rede des Vorsitzenden der LO.

Zur Sache: Die Hugenotten sind die französischen Protestanten, die genauso wie der Große Kurfürst und viele andere in Preußen reformierten Bekenntnisses waren, also nicht lutherisch, wie der größere Teil der Bevölkerung. Vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch aus Mitleid lud er 1685 die aus Frankreich verstärkt vor den Maßnahmen Ludwigs XIV. flüchtenden Hugenotten ein, sich in seinem Land anzusiedeln. Da sie wegen der Verfolgung aus Glaubensgründen geflohen waren, legten sie Wert darauf, daß ihnen im Zufluchtsland die freie Ausübung ihres reformierten Glaubens gestattet wurde. Das wurde ihnen dann auch im 11. Artikel des Einladungsedikts von Potsdam zugesichert. Nichts weiter ist in dieser Sache aus dem Edikt abzuleiten, auch nicht eine besondere religiöse Toleranz des reformierten Herrschers gegenüber den neuen reformierten Untertanen. Auch war das Potsdamer Edikt von 1685 niemals rechtliche Grundlage für die Zuwanderung anderer Glaubensflüchtlinge.

Nun zur Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die Aussage, Preußen „hatte mit dem Edikt von Potsdam 1685 des Großen Kurfürsten Glaubens- und Gewissensfreiheit als erster Staat in Europa für alle Landeskinder garantiert. Dies war ein Meilenstein in der Entwicklung der Grund- und Menschenrechte in Europa schon im 17. Jahrhundert.“ Hört sich gut an, ist aber, wie schon gezeigt, falsch. Zu bemerken ist, daß bereits vor Preußen mehrere Staaten die französischen Glaubensflüchtlinge mit inhaltlich sehr ähnlichen Edikten zur Ansiedlung einluden, so England, die Niederlande, Dänemark, Braunschweig-Lüneburg-Celle, Hessen-Kassel. Weiterhin sollte man beachten, daß in Preußen nach dem Tod König Friedrichs II. (1786) die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts begonnene Toleranzpolitik endete, zum Beispiel durch das Religionsedikt von 1788, durch Verfolgung der Altlutheraner in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, durch den „Kulturkampf“ gegen die katholische Kirche 1870/79. Erst 1847/48 erhielten in Preußen Angehörige aller Religionen die gleichen staatsbürgerlichen Rechte.

Der erste Staat der Welt, in dem 1644/63 erstmals die freie Religionsausübung in der Verfassung verankert und Staat und Kirche getrennt wurden, ist der Neu-England-Staat Rhode Island (später auch Gründerstaat der USA). Das ist das Verdienst des reformierten englischen Puritaners Roger Williams (1604–1683). Meilensteine für die Gewährung vollständiger individueller Religionsfreiheit sind die Verfassung der USA von 1787 und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 in Frankreich.          

Dr. Eberhard Gresch, Dresden

 

 

Politiker fern der Realität
Betr.: „Der Griff in die Kasse“ (Nr. 34)

Mit großem Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, daß die Parteien einen Zuschuß von Steuergeldern beantragen. Ist die Regierung in einem Selbstbedienungsladen beschäftigt? Den großen Parteiaustritt der Mitglieder haben die Parteivorsitzenden zu verantworten, denn die sollen erstmal eine sachliche und vernünftige Politik machen und sich nicht mit den eigenen Querelen und Problemen beschäftigen. Es entsteht der Eindruck, daß die Politiker fern aller Realität sind und ihrer Aufgabe, für die gewählt wurde, nicht richtig nachkommen.

Die Preise steigen, die Arbeitslosen bekommen deswegen auch nicht mehr Hartz IV, und Rentnern nimmt man ab, was man nur kann. Gerade Rentner haben auch eine große Kaufkraft und können damit die Wirtschaft weiter ankurbeln.

Es wird von Aufschwung gesprochen, man liest aber fast jeden Tag in der Presse von Stellenabbau. Oder ist der Aufschwung so zu verstehen, daß mehr Geld den Bürgern abgenommen wird? Frage, wann kommt die nächste Diätenerhöhung?         

Peter Pott, Neuss

 

 

Totengräber der Parteien
Betr.: „Die Augen zu und durch“ (Nr. 35)

Diesem Artikel kann ich nur beipflichten, ich kann nur als Ortsvereinsvorsitzender der SPD sprechen. Viele in den großen Volksparteien merken nicht, daß sie die Totengräber ihrer Partei sind, weil sie keine klare verständliche Linie zeigen, und das führt langfristig auch zum Tod der Demokratie, was ja nicht unser Wunsch sein kann.  

 Jörg Kallweit, Dortmund

 

 

Begriffe werden bewußt vermischt
Betr.: „Links, linker, am Ende“ (Nr. 33)

Die Hetze gegen Rechts scheint ihr Ziel erreicht zu haben, die Mehrheit der Bürger fühlt sich Links verbunden. Die Strategie der Hetze ist relativ einfach gestrickt: Immer wieder werden uns im Fernsehen die selben Glatzköpfe gezeigt, die alles, was rechts ist (was ist das eigentlich?) symbolisieren. Zugleich werden die Begriffe bewußt vermischt, sie reichen von nazistisch / rassistisch bis schlicht und einfach zu „rechts“ (wozu bei Bedarf auch die Union zählt). Zugleich wird auch die Zwangserinnerung an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust dazu benutzt, die ganze Generation unserer Eltern und Großeltern in den Schmutz zu zerren und jede Korrektur an diesem Erscheinungsbild als rechts abzustempeln.

Da die Linke sich dem Islam geöffnet hat, haben die Hetzer ihr Ziel erreicht: Deutschland wird es nicht mehr lange geben.           

Anton Englich, Leipzig

 

 

Ideologischer Streit darf Wiederaufbau nicht gefährden
Betr.: „Haus des Herrn soll wieder ein Bethaus werden“ (Nr. 34)

Zur Reaktion von M. Klaar auf meine „Richtigstellung: Um den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist es besser bestellt, als Sie berichten“ (Nr. 32) möchte ich nicht eingehen – jeder möge sich seine eigene Meinung bilden. Unsere Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam bleibt bei ihrem Ziel, die Garnisonkirche in ihrer historischen Gestalt wiederaufzubauen und anschließend ihre Nutzung durch die Ev. Kirche (durch wen eigentlich sonst?) zu unterstützen. Die Nutzung soll in drei Bereichen stattfinden: in erster Linie als offene Stadtkirche, sodann als Symbolkirche und Gedenkstätte für den 20. Juli 1944 und schließlich als Versöhnungskirche, wie übrigens auch die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin und die Frauenkirche in Dresden als Versöhnungskirchen genutzt werden, ohne daß dies den Unmut der Preußen- und Sachsenfreunde hervorruft.

Die Zuschrift von W. v. Gottberg „Bei einer echten Versöhnung bleibt die Identität beider Partner gewahrt“ enthält Aussagen zur biblischen, zwischenmenschlichen und politischen Versöhnung, die ich vollständig unterstütze und die dem Versöhnungsanliegen der Ev. Kirche an der Garnisonkirche entsprechen. Herr v. Gottberg schreibt, daß die Voraussetzungen der zwischenmenschlichen und der politischen Versöhnung das Aufeinanderzugehen, das Gespräch und der Wille zum Kompromiß sind.

Dies ist auch unsere Haltung, sowohl gegenüber der Ev. Kirche als auch gegenüber der ehemaligen TPG.

Die Ev. Kirche hat viele unserer von ihrem ursprünglichen Nutzungskonzept abweichende Anregungen aufgegriffen und ist für weitere Gespräche offen. Deshalb empfinde ich es als besonders bedauerlich, daß der ehemalige Vorsitzende der aufgelösten TPG  meinen wiederholten Gesprächsangeboten bisher ausgewichen ist. Ich wiederhole hiermit auch öffentlich unsere voraussetzungslose Bereitschaft zum Gespräch und zur Zusammenarbeit.

Ich hielte es für unnötig und bedauerlich, wenn eine so schöne und wichtige Aufgabe wie der Wiederaufbau der Garnisonkirche durch ideologischen Streit ihrer Befürworter und Verweigerungshaltungen gegenüber unserer Kirche beeinträchtigt würde.   

Johann-Peter Bauer, Potsdam, Vorsitzender der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e.V.

 

 

»Spiegel«-Redakteure kennen offenbar Hintergründe nicht
Betr.: „Spiegel“ zum Thema „Preußens wirkliche Gloria: Die Erfindung des modernen Staates“

Neben dem erstklassigen und mutigen Artikel zeigt das Interview mit dem australischen Historiker Prof. Clark „Ein Bollwerk der Demokratie“ den gescheiterten Versuch des „Spiegel“-Mitarbeiters, die positiven Erkenntnisse Clarks über Preußen zu negieren.

Die Frage des Interviewers „Was ist mit der preußischen Tradition des skrupellosen Angriffskriegs, mit Friedrich dem Großen, der 1740 in Schlesien einfiel?“ kann nur jemand stellen, der die geschichtlichen Hintergründe nicht kennt oder nicht kennen will, weil diese nicht in sein Konzept passen, nämlich den Schlesienkrieg Friedrichs als Beweis für die ununterbrochene Linie der alten Deutschen zu Hitlers Verbrechen anzuführen.

Schlesien, das im Jahre 990 unter die Herrschaft des polnischen Herzogsgeschlechts der Piasten kam, fiel 1523 zusammen mit Böhmen an die Habsburger, was von den noch lebenden Piasten nicht anerkannt wurde. Es bestand nämlich ein Erbverbrüderungsvertrag zwischen dem Hause der Piasten (Herzog Friedrich II. von Liegnitz, Brieg und Wohlau) und Brandenburg (Hohenzollern), der besagte, daß im Falle des Erlöschens eines Fürstenhauses das andere dieses beerben sollte. Nach Regierungsantritt von Friedrich von Preußen (1740) bot die Kaiserin Maria-Theresia (Habsburger) diesem eine erhebliche Geldsumme, wenn er auf die Rechte aus dieser Erbverbrüderung, also auf seinen Anspruch auf Schlesien, verzichten würde. Dies lehnte Friedrich ab und gab damit klar zu erkennen, daß er Anspruch auf Schlesien habe. Erbverbrüderungen (Confraternität) waren im 14. Jahrhundert zwischen regierenden Häusern durchaus üblich, so bestand zwischen Brandenburg, Sachsen und Hessen ein solcher Vertrag seit 1373 und 1457, zuletzt erneuert 1614; auch zwischen beiden Mecklenburg (M-Strelitz und M-Schwerin) bestand eine Erbverbrüderung von 1642. Ob die Brandenburg-Piasten-Confraterniät völkerrechtlich unanfechtbar war und ob ihr rechtlicher Bestand zweifelhaft war, mag unter einem anderen Aspekt interessieren; durch das Angebot der Geldzahlung gegen Verzicht auf die Erbrechte, also Verzicht auf Schlesien, läßt sich die Formulierung „skrupelloser Angriffskrieg“ nicht mehr aufrecht erhalten. Ganz zu schweigen davon hatte in der damaligen Zeit jeder Fürst das „jus belli“, das Recht, Kriege zu führen, und jemanden deshalb als „Kriegsverbrecher“ zu brandmarken, ist eine Erfindung des letzten Jahrhunderts. Den Versuch, aus den Schlesischen Kriegen des Alten Fritz eine verbrecherische Linie von unseren Vorvätern zu Hitler zu ziehen, sollte man mit einem mitleidigen Lächeln quittieren.   

Dr. Ferdinand v. Pfeffer, Lünen

 

 

Briefmarkensammlungen sind mangels Käufern fast völlig wertlos
Betr.: „Renaissance der Philatelie“ (Nr. 35)

Wäre dem so, ich wäre begeistert. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich habe etwa 70 Alben und bat meinen sehr kundigen Patensohn um Durchsicht, ob ich etwas zu einer Auktion geben könnte. Nur bei einem Album wurde er fündig, österreichische Marken kurz nach 1945. In Berlins bekanntestem Auktionshaus erfuhr ich, daß sie nur einzelne Lose aus dem Album herausnehmen und anbieten könnten (bis 2000 war alles vollständig, ungestempelt und gestempelt). Wenn ich Glück habe, komme ich auf 300 bis 400 Euro, was weit unter dem Neukauf der Briefmarken liegt.

Alles, was die deutsche Post (bis auf einige Marken gleich nach 1949) produziert hat, kann man vergessen. Was ich mit Briefmarken-Abos zum Fenster rausgeworfen habe, darüber darf ich gar nicht nachdenken. Was habe ich für tolle Markenkombinationen von der Wiedervereinigung. Unverkäuflich.

Die Firma Borek wünscht sich sicher eine Renaissance der Philatelie. Ich auch. Aber wer schreibt denn noch?           

Dieter Pfeiffer, Berlin

 

 

Das Wohl aller Bürger geht vor
Betr.: „Heizer Schell spielt mit dem Feuer“ (Nr. 32)

Bei allen Berichten über die Forderungen der Lokführer, die nicht ohne Berechtigung, aber weit überhöht sind, habe ich den Blick auf die Verfassung insofern vermißt, daß unser Grundgesetz nicht nur das Tarifrecht beinhaltet.

Der Streik der Lokführer richtete sich gegen das Volk. Millionen von Bürgern waren betroffen und werden möglicherweise nach dem August wieder betroffen sein. Es geht vorrangig nicht um das Wohl von Lokomotivführern, sondern vor dem Wohl dieser sehr kleinen Gruppe rangiert das Wohl aller Bürger der Republik, dem zu dienen alle Minister geschworen haben.

Ich meine, daß dieser Streik von Anfang an verboten werden mußte.  

Renate Rogge, Offenbach

 

 

Adel war Vorbild
Betr.: „,Aktentaschenbomber‘ ist Verharmlosung“ (Nr. 35)

Den Zusatz „feige wie der Adel nun mal ist“, empfinde ich als Ausdruck von Unkenntnis, Haß oder Dummheit. Aus welchen Quellen schöpft der Schreiber seine Gehässigkeit? Aus meinen Erfahrungen als Soldat bei der kämpfenden Truppe von 1940 bis 1945 resultiert Feigheit oder Tapferkeit nicht aus der Herkunft, sondern aus der Fähigkeit eines Individuums, seinem Selbsterhaltungstrieb zu erliegen und davonzulaufen oder ihn zu unterdrücken und der Situation gerecht zu werden. Ich habe Angehörige des Adels erlebt, die „den Schwanz eingezogen haben“, wie man im Landserjargon sagte; das war eine Minderheit gegenüber denen, die ein leuchtendes Beispiel an menschlichen und soldatischen Werten waren, und welche Tapferkeit im besten – nicht heroischen – Sinne bewiesen. Auch ein Blick auf die Anzahl von Gefallenen der Adelsgeschlechter, so Walter Görlitz „Die Junker“, Verlag C. A. Starke, zeigt die Absurdität der Behauptung.           

Hans-Henning Plock, Bad Krozingen

 

 

Er hat viel Schaden zugefügt – Würdigung Hermann Rauschnings ist unangemessen
Betr.: „Der mit dem ,Führer‘ sprach“ (Nr. 31)

Als langjähriger Leser Ihrer PAZ habe ich nicht ohne Staunen und mit steigendem Befremden die obige umfangreiche, wohlwollend-verständnisvolle Laudatio auf Hermann Rauschning gelesen. Spätestens seit der von Friedrich Schiller in seiner akademischen Antrittsrede in Jena am 26. Mai 1789 für Historiker aufgestellten Maxime „… und was hat der Mensch dem Menschen größeres zu geben als Wahrheit?“ und dem ein paar Jahrzehnte später folgendem Diktum Leopold von Rankes, daß der Historiker zu erforschen habe, „wie es in Wirklichkeit war“, galt in der klassischen deutschen Geschichtswissenschaft/-forschung das Streben nach Objektivität und Wahrheit als oberster Grundsatz. Es ist langst zweifelsfrei wissenschaftlich nachgewiesen, daß Rauschnings Hauptwerk eine Fälschung ist beziehungsweise aus Erfindungen / Lügen besteht, wofür der Verfasser sogar eine Menge Geld erhalten hat. Legt man daher an Rauschnings Handlungsweise den strengen Maßstab „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher !“ – Bertolt Brecht, Leben des Galilei – an, so ist Rauschning damit treffend und eindeutig charakterisiert. Es ist schon schlimm genug, daß selbst namhafte Historiker jahrzehntelang Rauschnings Lügen leichtfertig und kritiklos als Primär-Quelle übernommen haben. Bedenklich finde ich es allerdings auch, daß einem Menschen, der so mit der Wahrheit umgegangen ist wie Rauschning, eine so wohlwollend-verständnisvolle ,Laudatio‘ zukommt.

Oder gilt für die Beurteilung des zweifelhaften Wirkens von Leuten wie Rauschning der stalinistische beziehungsweise Spät-68er Grundsatz, daß statt der Wahrheit im „Kampf für eine (vermeintlich) gute Sache“ jedes Mittel – bis hin zu Unwahrheit und Verbrechen – erlaubt ist, wenn es nur einer „volkspädagogisch wirksamen Geschichtspolitik“ dient?

Der Verfasser Rüdiger Ruhnau hat vermutlich nicht abgeschätzt, welch einen Schaden Rauschning mit seinen Erfindungen letztendlich den Danzigern, Deutschland, der Geschichtsforschung zugefügt hat.          

Eberhard Schütze, Ottstedt am Berge

 

 

Schon Strauß sagte: »Hitler muß einmal tot sein«
Betr.: „Der Führer lebt ... in den deutschen Medien“ (Nr. 34)

Röhl sei Dank für diese hervorragende Glosse. In der Tat lebt, wie er schreibt, Hitler „62 Jahre nach seinem Selbstmord, an allen Zeitungsständen, auf allen Fernseh-Kanälen, im Straßenbild“. Und was da alles kolportiert wird, hat Röhl detailliert beschrieben, aber ein Ende solcher Berichterstattungen scheint nicht absehbar, denn immer noch findet vor allem Guido Knopp neue „Erkenntnisse“, die in Sendungen umgemünzt werden. Wie hielt es der Deutsche Sportbund mit den Nazis, wie die Schauspieler, wie diese und jene Organisation? 

Man könnte ja darüber schmunzeln, wenn nicht zugleich mit jeder neuen Reportage auch wieder Schuldvorwürfe verbunden wären; denn nur diejenigen, die im aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus standen, sind ehrbare Leute, alle übrigen sind schuldig zu sprechen. Wer in den Entnazifizierungsverfahren der Nachkriegszeit als Mitläufer und damit praktisch als unbelastet eingestuft wurde, wird mehr als sechs Jahrzehnte danach als schuldig hingestellt (siehe die jüngst entdeckten NSDAP-Mitgliedschaften prominenter Deutscher).

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an eine Rede von Franz Josef Strauß, die er am 24. Mai 1976 als Gastredner auf dem CDU-Parteitag hielt und in der er sagte: „Ich war nie der Meinung, daß wir die Politik der Duckmäuserei betreiben sollten, bloß deshalb, weil es in der deutschen Geschichte große Katastrophen gegeben hat. Hitler muß einmal tot sein.“ Dem ist auch mehr als 30 Jahre später nichts hinzuzufügen!           

Wolfgang Reith, Neuss

 

 

Dämliches Dulden
Betr.: „Deutsche nur Täter, nicht Opfer“ (Nr. 33)

Wenn zugewanderte Ausländer unseren Staat ausnutzen und ihn betrügen oder sich der Integration verweigern, dann ist das zwar von uns aus zu verurteilen, aber ihnen nicht unbedingt zu verübeln, nutzen sie doch nur zu ihrem Vorteil aus, was ihnen hier geboten wird.

Was Staaten wie Polen oder Tschechien sich uns gegenüber leisten, hat die Voraussetzung, daß wir uns nicht wehren und hinnehmen, was Politikern dieser Länder paßt, die historisches Geschehen nach ihren Interessen bestimmen. Sie können das nur, weil die deutsche Seite den Rücken beugt und sich Geschichte nicht nur diktieren läßt, sondern die feindliche Auslegung von Geschichte zu ihrer eigenen macht.

Wenn Polen die Unverschämtheit besitzt, sich geklaute deutsche Kulturgüter anzueignen, dann doch wohl auch, weil es weiß, daß es nicht auf Widerstand stößt. Mit Deutschland kann man sich so etwas leisten, seht Euch doch seine Politiker und politischen Parteien an!

Friedrich Englert, Hanau

 

 

Der Adel brachte unzählige Opfer
Betr.: „,Aktentaschenbomber‘ ist Verharmlosung“ (Nr. 35)

Daß ich mit meiner um Sachlichkeit bemühten Darstellung der Fehler bei der Kostümierung des US-Schauspielers Tom Cruise als Oberst Graf Stauffenberg eine Debatte um die Redlichkeit oder Unredlichkeit der Hitler-Attentäter vom Zaun gebrochen zu haben scheine, darauf deuten vier veröffentlichte Leserzuschriften in der Preußischen Allgemeinen hin. Dies weist auf die Bedeutung dieses Themenkomplexes und seine kontroverse Diskussion auch mehr als sechs Jahrzehnte danach hin.

Mit der Diffamierung „Feige, wie der Adel nun mal ist“ offenbart der Leserbriefschreiber allerdings sein Ungebildetsein. Der deutsche Adel hat in der Geschichte einen überproportionalen Anteil an den historischen Höhepunkten – unerheblich, ob sie negativ oder positiv aufgefaßt werden. Anhand von an der Spitze stehenden Personen während des Zweiten Weltkrieges darf ich einmal auf folgende – wahllos herausgegriffene – Militärs verweisen, die – versehen mit höchsten Tapferkeitsauszeichnungen – wohl genau das Gegenteil der üblen Unterstellung beweisen: die Generalfeldmarschälle v. Bock (gefallen oder ermordet einen Tag vor Kriegsende durch Tiefflieger), v. Brauchitsch, v. Kleist, v. Kluge, Ritter v. Leeb, v. Lewinski (gen. v. Manstein), v. Reichenau, v. Richthofen und v. Rundstedt. Die Generale v. Friedeburg, Ritter v. Greim, v. Mackensen oder Sixt v. Armin (jüdischer Herkunft!) legten in Gefangenschaft beredtes Zeugnis ihrer Treue zum Deutschen Reich an den Tag. Die hingerichteten und ermordeten Generale v. Erdmannsdorff, v. Kortzfleisch, v. Pannwitz und v. Rappard können sich nicht mehr gegen das ungerechte Pauschalurteil wehren.

Als wenige Namen unter den Gefallenen seien an dieser Stelle einmal genannt die beiden Enkelsöhne Kaiser Wilhelm II., Leutnant Oskar (am dritten Kriegstag in Polen) und Oberleutnant Wilhelm (1940 im Frankreichfeldzug), der Nachtjagd-Kommodore und Eichenlaubträger Egmont Prinz zur Lippe-Weissenfeld (1944 über den Ardennen bei der Verteidigung gegen alliierte Luftterroristen).

Sollten aber nur Nationalsozialisten Verleumdung widerlegen helfen, so seien ihm aus der Generalität der Sturmstaffel einmal einige Namen genannt: v. Alvensleben, Prinz zu Waldeck, v. Westermann sowie die Obergruppenführer v. d. Bach-Zelewski, Frhr. v. Eberstein, v. Gottberg, Graf v. Helldorf und v. Herff. Und waren Reichsjugendführer Baldur v. Schirach, Reichsaußenminister Joachim v. Ribbentrop und sein Sohn Hauptsturmführer Rudolf als Ritterkreuzträger (oder Obersturmbannführer und Ritterkreuzträger Frhr. v. Reitzenstein, +1943 Kiew oder Sturmbannführer Prof. Dr. Rühle v. Lilienstern) in den Augen des Leserbriefschreibers auch nur „feige“?

Graf Stauffenberg hätte seinen Obersten Kriegsherrn während der Lagebesprechung im Führerhauptquartier Wolfsschanze mit drei Fingern nicht sicherer töten können als mit der Aktentaschenbombe. Zudem war seine Person als Koordinator zu den verschiedensten militärischen und zivilen Widerstandskreisen für das Gelingen des Operationsplanes „Walküre“ unabdingbar in Berlin nötig – keine andere Person hätte dies gewährleisten können. „Sicherer“ für das Gelingen wäre natürlich ein Verbleiben Graf Stauffenbergs bei der Aktentaschenbombe und bei dem zu Ermordenden gewesen – alleine Feigheit für dessen hastige Flucht von Rastenburg nach Berlin anzunehmen ist aber verfehlt!

Daß die Aktentaschenbombe in Rastenburg am 20. Juli 1944 tatsächlich viele unschuldige Kameraden traf und sie somit zu den ersten Opfern des Attentates wurden, darauf wird tatsächlich zu wenig verwiesen! Darum seien deren Namen an dieser Stelle ganz bewußt herausgestellt und geehrt: Generaloberst und Ritterkreuzträger Günter Korten (als Chef des Generalstabes der Luftwaffe), General der Infanterie Rudolf Schmundt, Generalmajor und Olympiasieger Heinz Brandt, Stenograf Dr. Heinrich Berger. General der Flieger Karl Bodenschatz, Sturmbannführer und Persönlicher Adjutant Hitlers Otto Günsche und neben Hitler 14 andere Teilnehmer der Lagebesprechung wurden teils schwer verwundet.

Leserbriefschreiber Studiendirektor Pohl irrt, wenn er schreibt, daß die Beleihung des Obersten Schenk Graf v. Stauffenberg mit dem Deutschen Kreuz in Gold nicht belegbar sei. Zum einen hat er in dem Quellenwerk von Scheibert über die hohen Ordensträger falsch nachgeschlagen (Stauffenberg ist unter „Schenk“ und nicht unter „St“ zu finden!); zum anderen sind weder bei Scheibert noch bei Veit Scherzer (Stand der mit dem DKiG beliehenen Soldaten) alle Träger aufgeführt. Scherzer ist allerdings wesentlich zuverlässiger und umfangreicher als Scheibert – fast 25 Jahre Forschungsarbeit und zahlreiche neue Erkenntnisse liegen zwischen den Erscheinungsjahren beider Quellenverzeichnisse!     

Peter Hild, Potsdam


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