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22.09.07 / Die Sparer haben Angst / Regierung verweigert klare Information – Das Mißtrauen wächst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-07 vom 22. September 2007

Die Sparer haben Angst
Regierung verweigert klare Information – Das Mißtrauen wächst
von Klaus D. Voss

So schnell können Hoffnungen auf einen Aufschwung vergehen: Die Menschen in Deutschland machen sich wieder Sorgen um ihre Arbeitsplätze – und jetzt auch noch um ihr Geld.

Die gute Nachricht ist, daß die Krise im Bankensektor mit den Mitteln des internationalen Finanzmarktes relativ gut beherrscht werden kann; die schlechte Nachricht ist, daß die Menschen aufgehört haben, Regierungen und Banken zu vertrauen.

Die Verbraucher müßten jetzt auf eine Regierung bauen können, die entschlossen die wirtschaftliche Entwicklung stimuliert und mit klaren Informationen das Risiko für die Geldanleger beschreibt. Oder einer Notenbank, die den Geldwert ebenso entschlossen schützt. Davon ist nicht viel zu erkennen. Der Geburtsfehler des Euro wiegt jetzt schwer: Die Währung vieler Herren wird verwaltet, aber nicht politisch verantwortet.

Die Bundesregierung ist jedenfalls von einer Vertrauen bildenden Informationspolitik noch weit entfernt und hängt lieber alten Glaubensbekenntnissen wie dem von einem „soliden Aufschwung“ nach.

Tatsächlich müssen sich alle, die am guten Konjunkturglauben für Deutschland festgehalten haben, aus ihren günstigen Prognosen zurückziehen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) glaubt nur noch an 2,4 Prozent Zuwachs. Ursprünglich hatten die Wirtschaftsforscher 3,2 Prozent angepeilt, dann die Vorhersage auf 2,7 Prozent zurückgenommen.

Die deutschen Unternehmen hatten in dem kleinen Zwischenhoch von der weltweiten Nachfrage profitiert, besonders von der Konsumfreude der US-Bürger. Deren Wohlstand ist, wie sich jetzt in der Krise um die Immobilienwirtschaft zeigt, höchst unsolide finanziert.

Dämpfer Nummer zwei: Die Bankenkrise aus den USA schlägt nach Europa durch. Zwar können die meisten Sparer, soweit sie bei Privatbanken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken Konten halten, zunächst noch auf die Einlagen-Sicherungssysteme vertrauen. Aber auch dieses Vertrauen wird stark strapaziert, solange niemand das Ausmaß des Immobilien-Debakels beschreiben kann.

Selbst Alan Greenspan, Altmeister der Finanzmärkte und ehemaliger Chef der US-Notenbank, gesteht in seiner eben erschienenen Autobiographie, daß er die Immobilienkrise völlig unterschätzt hat.

Risiko Nummer drei steckt in der Zinsentwicklung. Nach den wirtschaftlichen Rahmendaten müßte die Europäische Zentralbank den Zinssatz Schritt um Schritt erhöhen, um die steigende Inflationsgefahr einzufangen. Gleichzeitig muß die US-Notenbank FED den Zins senken, um Unternehmen und Verbrauchern im eigenen Land mehr „Luft“ zu verschaffen. Und darin liegt die größte Gefahr: Dieses Ungleichgewicht im Zinsniveau kann den Kurs des Euro gegenüber dem US-Dollar noch weiter treiben, über die Angstgrenze von 1,40 Dollar hinaus. Das hat die bekannte Folgen für die Exportunternehmen – ihre Gewinne schwinden weiter.

Die große Unbekannte in dieser Rechnung bleibt der internationale Finanzmarkt, der Billionen in US-Dollar angelegt hat. Was alles passieren kann, wenn die Anleger auf den attraktiven Euro umsteigen sollten, steht in keinem Lehrbuch der Weltwirtschaft.


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