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22.09.07 / Ost-Deutsch (33): Feld

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-07 vom 22. September 2007

Ost-Deutsch (33):
Feld
von Wolf Oschlies

Man möchte das Feld räumen angesichts der Bedeutungsvielfalt von „Feld“: Das Feld behaupten, ins Feld ziehen, im Mittelfeld spielen, feldgraue Uniform, soziologische Feldforschung und mehr. „In der welte was / velt, walt, loup, ror unde gras“, sang Walther von der Vogelweide 1200: In der Welt war/ Feld, Wald, Laub, Röhricht und Gras.

„Ins Feld, in die Freiheit gezogen“, ruft Schiller in seinem „Reiterlied“, und dieses militärisch konnotierte „Feld“ wurde auch im Osten bestellt, besonders intensiv von den großen Zaren Peter und Katharina vor über 200 Jahren. Sprachliche Spuren erkennt man bis heute – in Rängen (feldmarsal), Dienstgraden (feldfebel), Waffen (feldslanga, also Feldschlange oder leichte Kanone), Posten (vom „feldcejchmejster“, dem Kommandanten der Artillerie, bis zum „feldser“, dem Sanitätsgehilfen). Einige davon wurden nach 1917 ausgemustert, andere nicht, und alle halten sich als historische Begriffe, in unübersetzbaren Verben (wie „feldseritj“, also die Tätigkeit des Feldschers), Adjektiven („feldmarsalski“) und anderem mehr. Ähnlich war es auf dem Balkan, etwa im lange habsburgischen Bosnien, wo „felbaba“ (Feldwebel), „feldlager“ etc. weiter leben. Gar nicht zu reden von Slowaken und ihrer „feldflaska“ (Feldflasche). Etwas aus dieser Reihe tanzt nur der „feld-salat“, den junge Russen seit neuestem so gern essen.

Mir gefällt am besten der „feldjeger“, der bei Russen und Ukrainern ursprünglich der Überbringer militärischer Geheimpapiere war, seit 2002 aber der lahmen Staatspost Konkurrenz macht: Durch „feldslushba“ (Felddienst) gedrillt, von „oficery feldsvjazi“ (Feldverbindungen) geleitet, überbringen sie vor allem Wertsachen und Geldsendungen. Dieses Modell hat inzwischen in der ganzen „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“ (GUS), also den Nachfolgern der Sowjetunion, Anklang gefunden, weshalb seit Ende 2003 in Moskau ein „Koordinationsrat der zwischenstaatlichen Feldjägernetze“ existiert (dessen umständlichen Titel in den Originalsprachen ich lieber überspringe).

Es scheint, als hätten unsere östlichen Nachbarn Schillers Erkenntnis verinnerlicht: „Im Felde, da ist der Mann noch was wert“.


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