29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.09.07 / Die Koffer-Kinder / Scheidungskinder haben meist zwei Zuhause und müssen pendeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-07 vom 22. September 2007

Die Koffer-Kinder
Scheidungskinder haben meist zwei Zuhause und müssen pendeln

Wenn Eltern sich scheiden lassen, sitzen Kinder auf gepackten Koffern. Fortan pendeln sie zwischen den Wohnungen von Mutter und Vater hin und her. Allein die Frage, bei welchem Elternteil sie hauptsächlich wohnen wollen, stürzt viele in einen Loyalitätskonflikt. „Deshalb sollten Eltern ihrem jüngeren Nachwuchs diese Entscheidung abnehmen“, sagt Diplom-Psychologe Peter Wiblishauser aus München.

Unter den frischen Eindrücken einer Trennung sei es gerade für jüngere Kinder so gut wie unmöglich, eine Entscheidung zu treffen. Das Problem: „In erster Linie möchten sie, daß ihre Eltern weiterhin zusammenleben“, sagt Wiblishauser. Deshalb befürchteten sie insgeheim, mit ihrer Entscheidung die Trennung endgültig zu zementieren.

Je älter Kinder sind, desto mehr sollten sie in die Wohnungsfrage einbezogen werden. Gerade wenn die Trennung der Eltern nicht einvernehmlich gelaufen sei, entschieden die Kinder aber meist für jenen Elternteil, dem es nach der Trennung emotional schlechter gehe.

Die Zerrissenheit zwischen Vater und Mutter bleibe aber. Gerade jüngere Kinder würden durch eine elterliche Entscheidung entlastet, unterstreicht der Münchner Psychologe. Ältere Kinder hingegen hätten klarere Vorstellungen, die mit berücksichtigt werden sollten.

Neben der klassischen Regelung – die Kinder wohnen bei der Mutter und sind jedes zweite Wochenende beim Vater – gibt es eine Vielzahl weiterer Arrangements. Egal, ob die Kinder die Wohnungen der Eltern tageweise, wöchentlich, monatlich oder jährlich wechseln, wichtig sei, daß es überhaupt eine Regelung gebe, sagt Wiblishauser. Denn: „Klare Regeln sind eine Stütze.“

Damit der Nachwuchs nicht jedes Mal mit dem halben Hausstand von einer Elternwohnung in die andere umziehen muß, sollte ein gewisser Standard in beiden Kinderzimmern vorhanden sein. „Die Kinder müssen in beiden Wohnungen das Gefühl haben, wirklich willkommen zu sein“, erklärt der Psychologe.

Erfahrungsgemäß dauere es meist bis zu einem Jahr, bis sich alle Beteiligten an die neue Situation gewöhnt haben. Einfacher und meist schneller gehe es, wenn sich die Eltern im Einvernehmen getrennt haben. Damit die organisatorischen Dinge reibungslos laufen, empfehle es sich, einen festen Gesprächstermin im Monat auszumachen. Ziel: Die Kinder sind zwar Pendler zwischen zwei Welten, aber auf keinen Fall heimatlos.             ddp


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren