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22.09.07 / Für besondere Leistungen / Goldenes Ehrenzeichen für Anita Motzkus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-07 vom 22. September 2007

Für besondere Leistungen
Goldenes Ehrenzeichen für Anita Motzkus

Anita Motzkus wurde am 21. Dezember 1939 als Kind des Landwirts und Bürgermeisters Willy Motzkus und seiner Ehefrau Elfriede, geb. Teschner, Tochter des Landwirts und langjährigen Amtsvorstehers Wilhelm Teschner aus Schönrade, Kreis Wehlau, in Schönlinde im Ortsteil Wiedenau (Jodeglienen) im Kreis Gerdauen geboren.

Ihre Kinderzeit in der ostpreußischen Heimat war nur kurz. Trotzdem ist sie durch das Land und die Eltern intensiv geprägt worden. Am 21. Januar 1945 ging Anita Motzkus mit ihrer Mutter, der kleineren Schwester Ingrid und einer Tante auf die Flucht. Die Großeltern blieben in der Heimat zurück. Nach Artilleriebeschuß vor Landsberg erfolgte die Einkesselung. Planwagen und drei Pferde gingen verloren. Die Familie treckte zurück nach Schönlinde und fand die Großmutter getötet im Keller. Der Großvater war verschollen. Wenige Wochen später wurde die Mutter nach Sibirien deportiert. Die Tante starb bald darauf. Allein zurückgeblieben wurden die Kinder von befreundeten Frauen aufgenommen. Anita Motzkus fuhr in ihrer Not nach Litauen, um Lebensmittel zu erbetteln.

1947 begann eine Ausweisungswelle aus Ostpreußen. Gleichzeitig mit ihrer anderthalb Jahre jüngeren Schwester gelangte Anita Motzkus im Dezember 1947 nach Meiningen in Thüringen. Inzwischen waren der Vater aus französischer, die Mutter aus russischer Gefangenschaft in Tscheljabinsk entlassen worden. Im September 1948 erfolgte in Niedersachsen die Familienzusammenführung. Mit fast neun Jahren begann für Anita Motzkus der erste regelmäßige Schulbesuch mit anschließender Lehre in einem Architekturbüro und Abschlußprüfung vor der Industrie- und Handelskammer Lüneburg und folgendem Mittelschulabschluß, dem sich eine Reihe weiterer Fortbildungen anschlossen.

Nach einer Tätigkeit in der Kundenbetreuung einer Versicherung mit Schadensregulierung zog es Anita Motzkus, ihren ostpreußischen Wurzeln folgend, nach Hamburg: Bereits seit 1964 war sie Mitarbeiterin in der Bundesgeschäftsstelle und dem Heimatpolitischen Referat der Landsmannschaft Ostpreußen sowie der Redaktion des Ostpreußenblattes. Anita Motzkus fungierte ebenfalls als Assistentin im Pressedienst von Ruth Geede. 1968 heiratete sie den Physiker A. Jaballa und bekam drei Söhne.

Seit 1972 arbeitete Anita Motzkus als Chefsekretärin in der Neurologie / Psychiatrie des Albertinen-Krankenhauses in Hamburg-Schnelsen mit patientenberatenden Aufgaben und machte eine Umschulung zur Sozialarbeiterin; stets blieb sie sowohl in ihrem Umfeld als auch in der Öffentlichkeit eine unkonventionelle Künderin ihrer Heimat Ostpreußen und auch dem Ostpreußenblatt als freie Mitarbeiterin verbunden.

Seit Jahrzehnten gehört Anita Motzkus der Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen an. 1995 wurde sie zur Kirchspielvertreterin von Muldszen (Mulden) gewählt, 2000 in den Vorstand der Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen. Sie baute ein Bildarchiv auf und erarbeitet eine Dokumentation ihres Kirchspiels.

Nach den historischen Veränderungen zu Beginn der neunziger Jahre ergab sich die Möglichkeit, humanitäre Arbeit im Heimatkreis zu leisten. Die humanitäre Hilfe war und ist für Anita Motzkus eine besondere Herzensangelegenheit. Sie gibt immer wieder den Anstoß für Hilfsaktionen im Heimatkreis, aber insbesondere für die in Litauen lebenden Wolfskinder. Bis heute sorgt sie durch ihr Engagement für die Einwerbung finanzieller Mittel zur Durchführung dieser humanitären Aufgabe und unterhält darüber hinaus persönliche Kontakte zu den Gerdauener Wolfskindern. Zudem organisiert sie dringend benötigte Medikamente und Sachspenden.

Die hervorragenden Kontakte zwischen der Kreisgemeinschaft Gerdauen und der russischen Administration sowie der heutigen russischen Bevölkerung sind zu einem nicht unbeträchtlichen Teil ihren verbindlichen Bemühungen zu danken. Zahlreiche Besuchsfahrten wurden von Anita Motzkus durchgeführt, in denen sie sich als gewandtes und vertrauensvolles Bindeglied erwiesen hat. Auf kulturellem Gebiet zeichnete sie verantwortlich für die Nordenburg-Dokumentation anläßlich des 600jährigen Stadtjubiläums 2005. Die neue Ausstellung in der Heimatstube Gerdauen in Rendsburg wurde unter großer öffentlicher Beteiligung sowie der Patenschaftsträger Stadt Rendsburg und Kreis Rendsburg-Eckernförde feierlich eingeweiht und geht im Wesentlichen ebenfalls auf die Initiative von Anita Motzkus zurück. Seit 2003 zeichnet sie mit großem Erfolg verantwortlich für die Redaktion (Schriftleitung und Gestaltung) des Heimatbriefes Kreis Gerdauen und hat damit entscheidend dazu beigetragen, die wirtschaftliche Situation der Kreisgemeinschaft weiter zu verbessern und auf ein solides Fundament zu stellen.

In der Kreisgemeinschaft Gerdauen und in der Öffentlichkeit gilt Anita Motzkus als objektive Zeitzeugin. Unter anderem hat sie beim Filmprojekt „Die Flucht“ mit Maria Furtwängler als Beraterin in Litauen, Berlin und in ihrem Heimatkreis Gerdauen mitgewirkt.

Bereits am 31. August 1996 wurde ihre Verbundenheit mit Ostpreußen mit der Treueurkunde der LO ausgezeichnet. Das Verdienstabzeichen der Landsmannschaft erhielt Anita Motzkus am 20. September 1997. Für ihre Vorstandsarbeit in der Kreisgemeinschaft Gerdauen wurde Anita Motzkus schließlich am 8. September 2002 das Silberne Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen  verliehen.

In Würdigung ihrer außergewöhnlichen Leistungen und ihres Einsatzes für Ostpreußen und seine Menschen verleiht die Landsmannschaft Ostpreußen Frau Anita Motzkus das Goldene Ehrenzeichen


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