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29.09.07 / Abgebrüht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

Abgebrüht
von Harald Fourier

Der 3. Oktober sei nur ein Tag, an dem Helmut Kohl die deutsche Einheit als Verwaltungsakt dekretiert habe, sagen die Kritiker des Datums für die Feiern zur deutschen Einheit. Nun jährt sich dieses „bürokratische Großereignis“ schon zum 17. Mal, und bestimmt kommt wieder jemand und fordert, den „Tag der deutschen Einheit“ auf ein anderes Datum zu verlegen. Bisher war es jedes Jahr so, behauptet der Berliner Theologe Richard Schröder. Er habe da genau aufgepaßt.

Dabei, so der Professor, sei doch auch eine Hochzeit formal gesehen nur ein bürokratischer Akt. Aber trotzdem feierten wir Hochzeiten und Hochzeitstage. Warum also nicht auch den 3. Oktober?

Und vor allem, möchte man hinzufügen: Welche Alternativen haben wir? Viele denken an den 9. November, weil wir den Mauerfall in so fröhlicher Erinnerung haben. Das spräche für ihn. Doch wer genauer hinsieht, merkt schnell: Diejenigen, die den 9. November zum Staatsfeiertag machen wollen, führen nicht zwangsläufig nur Gutes mit Deutschland im Schilde!

Vor allem die Thesen von Joschka Fischer verdienen es, unter die Lupe genommen zu werden. Fischer hatte vor Jahren schon den  9. November als Nationalfeiertag vorgeschlagen, weil dieser Tag die Doppeldeutigkeit der deutschen Geschichte besser zeige, also ihre positiven wie negativen Aspekte gleichzeitig betone – siehe Kristallnacht am 9. November 1938. Somit diene der Tag auch der Erinnerung an den deutschen Antisemitismus. Das schwebte Fischer vor.

Streng genommen gäbe es ja noch mehr  Ereignisse an diesem Tag. Da wäre das Jahr 1918. In dem ist für Republikaner, Sozialdemokraten und Kommunisten was drin. Die Revolution beendete die Monarchie in Deutschland. Philipp Scheidemann rief die Deutsche Republik aus, Karl Liebknecht die Räterepublik. Oder 1923: Die Nazis versuchten mit dem Hitlerputsch an die Macht zu kommen. Also ist auch für das  Seelenheil von Rechtsextremisten an diesem Tag gesorgt.

Aber Scherz beiseite. Wie kam der Außenminister Fischer nur auf die Idee, an ein und dem gleichen Tag ein gutes und ein schlechtes Ereignis feiern zu wollen? „Da muß man schon ganz schön abgebrüht sein, wenn man morgens zu einer Beerdigung geht – und abends zu einer Hochzeit“, meint Richard Schröder. Da hat er recht.

Ich finde: Wir sollten den Tag der deutschen Einheit und der Berlins an diesem 3. Oktober einfach feierlich begehen und  keine weiteren Gedanken an ein anderes Datum mehr verschwenden!


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