© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

Angst vor Armut

Die Kritik an den Hartz-Gesetzen und Warnungen vor kleinen Renten zeigen es: Die Deutschen haben Angst, in Armut zu leben. Dabei sind sie seltener betroffen als die meisten anderen Europäer. Für Langzeitarbeitslose und Kinder aus sogenannten „bildungsfernen“ Familien ist in Deutschland die Gefahr aber besonders groß, in erschwerten Lebensverhältnissen zu verharren.

Im Rahmen der Ratspräsidentschaft Portugals findet in Lissabon eine Konferenz zu den Themen Gesundheit, Ernährung und Armut statt. Das dürften die Portugiesen aufmerksam verfolgen, schließlich ist Portugal eines der Länder mit der höchsten Armutsquote in Europa: 2004 galt ein Fünftel seiner Einwohner als arm. Deutschland liegt auf einem relativ guten Platz. Hier gelten 13 Prozent als arm. Seltener betroffen sind nur Skandinavier, Österreicher, Niederländer, Tschechen und Slowenen.

Arm ist in Europa aber nicht gleich arm. Denn die Lebensstandards variieren und damit die Höhe des Jahreseinkommens, das ein Einwohner erwirtschaften muß, bis er nicht mehr in die Armutsstatistik fällt. Fast elf Rumänen müßten ihre je 1504 Euro Jahreseinkommen zusammenlegen, damit sie den Schwellenwert von Luxemburg mit 16375 Euro erreichen, den höchsten in Europa. Die deutsche Armutsschwelle lag 2004 mit 9891 Euro an fünfter Stelle in Europa.

Zwar ist hierzulande die Rede von zunehmender Kinderarmut. Verglichen mit den europäischen Nachbarn sind jedoch weniger Kinder betroffen. Im Jahr 2004 galten im Schnitt der 25 EU-Staaten 19 Prozent der unter 16jährigen als arm, in Deutschland waren es 13 Prozent. Zudem sind Kinder in der Bundesrepublik prozentual gesehen nicht öfter von Armut betroffen als die Gesamtbevölkerung, obwohl viele bei alleinerziehenden Eltern mit geringem Einkommen aufwachsen. IW