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29.09.07 / Auf der Suche nach der Form / Eindrucksvolle Holzskulpturen des Bildhauers Ernst Barlach ausgestellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

Auf der Suche nach der Form
Eindrucksvolle Holzskulpturen des Bildhauers Ernst Barlach ausgestellt
von Silke Osman

Man klebt die Etiketten ,kultisch‘ und ,mystisch‘ auf meine Arbeiten und zerbricht sich den Kopf darüber, welche Rätsel ich aufgebe und mit wieviel Geschick ich deren Lösung erschwere“, beklagte sich der Bildhauer Ernst Barlach 1932. „Mein Glaube ist: Was sich nicht in Worten ausdrücken läßt, kann durch die Form verfügbar werden und in den Besitz eines anderen übergehen. Ich brauche einen Gegenstand, an dem ich mir die Zähne zu Stücken zerbeiße.“

Eine Ausstellung im Hamburger Ernst Barlach Haus will den Bildhauer Barlach „entschlacken“, will das Bild des weltfernen Gottsuchers, als der Barlach immer wieder dargestellt wird, zurechtrücken und Barlach, den Formsucher in den Mittelpunkt stellen. Und so kann der Besucher der Ausstellung den Schöpfer eindringlicher Menschenbilder wieder entdecken, kann meisterhaften Holzskulpturen begegnen und – mit dem Glück eines ruhigen Moments – mit ihnen Zwiesprache halten, vielleicht so, wie auch der Künstler es einst tat.

Zeichnungen, Gipse und Keramiken machen den Weg bis zur Skulptur deutlich. Um 1909/1911 wurde Holz Barlachs bevorzugtes Material. Kaum zu glauben, daß er etwa 100 Holzskulpturen schuf, sind heute doch meist seine Bronzen ein Begriff. Das Ernst Barlach Haus, das mit 30 Arbeiten aus Holz etwa ein Drittel dieses Werkteils besitzt, stellt mit der Ausstellung den Holzbildhauer in den Mittelpunkt, und die Ausstellungsmacher verweisen darauf, daß viele der Bronzegüsse erst nach Barlachs Tod entstanden sind und als Vorlage oft die Gipse hatten, die dem Künstler als Entwurf dienten. Vielen bekannten Werken des Bildhauers begegnet man im Haus im Jenischpark, den Schwertkämpfern, dem Wüstenprediger und vor allem dem Fries der Lauschenden – allesamt Meisterwerke, welche die große Kunst Barlachs verraten.

Die Ausstellung im Ernst Barlach Haus, Baron-Voght-Straße 50 a, 22609 Hamburg, ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 6 / 4 Euro, bis 18. November. Der Bestandskatalog der Skulpturen und Plastiken kostet 34 Euro.

Foto: Ernst Barlach: Das Wiedersehen (Thomas und Christus; Holz mit getöntem Überzug, 1926)


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