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29.09.07 / Plötzlich Liebe / Unschuldiger Herzschmerz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

Plötzlich Liebe
Unschuldiger Herzschmerz

Wer glaubt schon an Liebe auf den ersten Blick? Tief im Herzen wünscht sich bestimmt ein jeder, daran glauben zu können, doch realistisch betrachtet, ist

es ziemlich unwahrscheinlich, irgendeiner x-beliebigen Person zu begegnen und ab dem Moment, in dem sich die Blicke treffen, diesem Menschen, ohne ihn auch nur im Geringsten zu kennen, mit Herz und Verstand verfallen zu sein.

Alice, eine mitten im Leben stehende junge Schriftstellerin und überzeugter Single, hätte eine solche Aussage sicherlich sofort und aus vollster Überzeugung unterschrieben, bevor, ... tja bevor sich zufällig bei einer Lesung des erfolgreichen, smarten Schriftstellers Philippe Musil nur für einen kurzen Moment ihr Blick und der des Schriftstellers kreuzen. Und von diesem Augenblick an wird ihrer beiden Leben nie wieder so sein wie zuvor.

„Alice hatte Philippe Musil gelesen. Den ganzen Philippe Musil. Drei Tage und drei Nächte lang. Alles. Angefangen beim letzten, den sie noch am selben Abend nach dem Vortrag am Büchertisch gekauft und in der Nacht darauf verschlungen hatte, dann las sie den ersten, den zweiten und so weiter bis zum fünften und vorletzten. Auch ich hatte ihn, allerdings nur mit mäßiger Begeisterung, gelesen, und als ich sie nun fragte, ob diese Literatur ihr so sehr gefalle, daß sie sie sich geradezu kurmäßig verabreichen müsse, antwortete sie: ,Ich weiß nicht.‘ Dann tauchte sie wieder in seine Bücher ein, als wolle sie es herausfinden ...“

Eine seltsame Veränderung geht danach mit Alice vor, und als ihre Freundin sie besorgt darauf anspricht, erhält sie folgende dramatische Begründung: „,Ich bin die Frau, die Philippe Musil sucht. Ich bin die Frau seines Lebens, die ideale Frau, die er überall beschreibt, in allen Interviews und in all seinen Büchern. Und ich habe Angst.‘ Es wäre zum Schreien komisch gewesen, wenn das eigentliche Problem nicht klar auf der Hand gelegen hätte. Alice ging es wirklich schlecht ...“

Völlig verzweifelt bittet Alice den Schriftsteller per E-mail um ein Treffen, dem der frauenliebende und vor allem Frauen-wie-seine Hemden-wechselnde Philippe Musil nur zu gerne zustimmt. Doch ist bei ihrer ersten geplanten Begegnung alles ganz anders, unerwartet, fremd und vertraut zugleich.

„Als sie um 14 Uhr 30 ins Flore trat, das Haar von einem feinen Regen gekringelt und vor lauter Liebe so atemlos wie sonst nach einer halben Stunde Jogging – ,als wäre ich mein ganzes Leben gerannt, um zu ihm zu gelangen‘ –, trafen sich Alices und Philippe Musils Blicke, ohne daß die beiden sich im Raum hätten umsehen müssen. Und da brach so etwas wie ein gewaltiger Donnerschlag los, der das ganze Geschwätz ringsum hinwegfegte.“

Hoffnungslos romantisch, manchmal voller Ironie und dann wieder schonungslos realistisch berichtet Catherine Siguret von einer folgenschweren Begegnung zweier Menschen, die erst so einige Komplikationen, Schmerzen und Verwirrungen schafft, ehe sie sich als das herausstellt, wonach wir doch alle irgendwie suchen, die einzige und wahre Liebe.

Ein charmant geschriebener, bittersüßer Roman über zwei Menschen, die ohne ihr Wissen, und vor allem ohne ihr Einverständnis, vom Schicksal dazu auserwählt wurden, sich zu lieben.            A. Ney

Catherine Siguret: „Drei Tage und drei Nächte“, Droemer Verlag, München 2007, geb., 174 Seiten, 14,90 Euro, Best.-Nr. 6367


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