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29.09.07 / Retten und Restaurieren ist das Ziel / Die »Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz« hat Ostdeutschland zum Schwerpunkt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-07 vom 29. September 2007

Retten und Restaurieren ist das Ziel
Die »Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz« hat Ostdeutschland zum Schwerpunkt

In den 1990er Jahren wurde die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit ins Leben gerufen, mit deren Hilfe auch viele ehemalige deutsche Denkmäler in der Republik Polen restauriert werden konnten. In den ersten zehn Jahren ihres Bestehens standen der Stiftung umfangreiche Finanzmittel zur Verfügung, da Polen die Rückzahlungen für den sogenannten Jumbo-Kredit, den die polnische Regierung unter Edward Gierek in den 1970er Jahren verkonsumiert hatte, in die Stiftung einzahlte. Leider wurde es damals versäumt, einen größeren Teil der Mittel für die Schaffung eines Stiftungskapitals anzulegen. Daher waren die guten Zeiten der Stiftung vorbei, nachdem Polen seine Kreditschulden nach zehn Jahren abbezahlt hatte. Heute kann die Stiftung nur noch geringe Zuschüsse zu deutsch-polnischen Projekten beisteuern und Maßnahmen der Denkmalpflege werden überhaupt nicht mehr gefördert.

Dieser Mangel an Förderungsmöglichkeiten zur Rettung von Denkmälern wurde von vielen Seiten beklagt, so daß vor drei Jahren die Idee entstand, eine neue Stiftung für diesen Zweck zu gründen. Die Väter der Idee waren Prof. Andrzej Tomaszewski, ehemaliger Generalkonservator Polens, und Prof. Gottfried Kiesow, ehemaliger Landeskonservator Hessens und Gründer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (aufgewachsen in Liebwalde bei Mohrungen). Von der Idee bis zur Gründung der Stiftung war es jedoch ein weiter Weg, da deutsche Politiker und Steuerbehörden den Initiatoren einige Schwierigkeiten bereiteten. Der Streit entfachte sich an dem Wunsch, daß deutsche Förderer Geld für ein Restaurierungsprojekt in der Republik Polen stiften und dies von der Steuer in der Bundesrepublik Deutschland absetzen können. Die Stiftung sollte ihren Sitz zunächst in Bonn haben, doch die damalige rot-grüne Landesregierung widersetzte sich dem Vorhaben. Daher verlegten die Initiatoren den zukünftigen Sitz nach Sachsen. Die Absetzbarkeit der Spenden beim deutschen Finanzamt blieb aber weiterhin ein Problem. Abhilfe schufen schließlich findige Juristen der Deutschen Bank. Neben der Denkmalpflege wurde auch die Kulturpflege als Zweck der neuen Stiftung in die Satzung eingetragen und dieser Zweck ist nach deutschem Recht steuerlich absetzbar.

Das Engagement der Deutschen Bank ist dem dritten Gründungsvater zu verdanken, Dr. Tessen von Heydebreck, einem der Vorstandsmitglieder der Bank. Der gebürtige Pommer aus Orth (Hinterpommern) steuerte aus seinem Privatvermögen das Stiftungskapital in Höhe von 100000 Euro bei und übernahm den Vorsitz des Stiftungsrates. Nach Überwindung der juristischen Anfangsprobleme wurde die „Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz“ schließlich am 18. April 2007 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Dem Vorstand gehören neben Dr. Tessen von Heydebreck die beiden schon genannten Professoren Tomaszewski und Kiesow an. Die Stiftung besteht aus einer deutschen und einer polnischen Stiftung mit jeweils identischer Satzung und denselben Vorstandsmitgliedern. Der Sitz des deutschen Stiftungszweiges ist Görlitz (am Schlesischen Landesmuseum), während sich der polnische Sitz in Warschau (im Königsschloß) befindet. Während der Anlaufphase wird die Geschäftsführung von der Niederlassung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Berlin übernommen. Als zukünftiger eigener Geschäftsführer ist Dr. Eugeniusz Gorzyca vorgesehen, der in den 1990er Jahren diese Stellung bei der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit innehatte.

Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Denkmäler des gemeinsamen deutsch-polnischen Kulturerbes zu retten und zu restaurieren. Das Arbeitsgebiet ist die ganze Republik Polen, der Schwerpunkt der Tätigkeit wird jedoch naturgemäß in den historischen deutschen Ostgebieten liegen. Als Stifter sollen insbesondere die ehemaligen deutschen Bewohner sowie in Polen tätige deutsche Unternehmen gewonnen werden. Alle Spenden an die Stiftung sind in der Bundesrepublik Deutschland voll steuerlich absetzbar. Die neue Stiftung garantiert den Spendern durch die Personen des Vorstandes und die enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, daß die Spendengelder fachgerecht und ordnungsgemäß für den vorgesehenen Zweck verwendet werden. Die deutschen Stifter müssen nicht befürchten, daß ihre Zuwendungen irgendwo in Polen versickern. Als kompetente Mitarbeiter zur Überwachung der restauratorischen Arbeiten vor Ort hat die Stiftung zunächst drei Fachleute gewonnen: Prof. Dr. Christofer Herrmann, Professor für Kunstgeschichte an der Danziger Universität, wird den nordöstlichen Bereich (Ost- und Westpreußen) betreuen. Dr. Beata Makowska, Direktorin des regionalen Dokumentationszentrums für Kunstdenkmäler in Stettin, ist für den nordwestlichen Bereich (Hinterpommern) zuständig. Dr. Ulrich Schaaf, Dozent an der Universität Thorn, übernimmt die Aufsicht über Vorhaben in Schlesien.

Die Stiftung wird sowohl eigene Projekte zur Rettung von Denkmälern entwickeln, als auch Vorschläge von Fördermitgliedern aufgreifen, die Finanzmittel für bestimmte Objekte zur Verfügung stellen möchten. Zur Zeit ist die Stiftung dabei, gefährdete Denkmäler für erste Schutzmaßnahmen auszuwählen und der Öffentlichkeit vorzustellen.      C. F.

Weitere Informationen sind unter folgender Adresse erhältlich: Deutsch-polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz, Dr. Peter Schabe, Karpfengrund 1, 02826 Görlitz, Telefon (0 30) 25 89 86 33, E-mail: Peter.Schabe@denkmalschutz.de


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