18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.10.07 / Mehr als nur peinlich / Stiftung Warentest erteilt Schulbüchern schlechte Noten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Mehr als nur peinlich
Stiftung Warentest erteilt Schulbüchern schlechte Noten
von Rebecca Bellano

Schon wieder! Nach Kritik von OECD, DGB und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln vorvergangene Woche meldet sich auch noch die bei Unternehmen gefürchtete Stiftung Warentest zum Thema deutsche Bildung zu Wort. Prädikat „mangelhaft“, so das vernichtende Urteil über einige der getesteten Schulbücher. Da hatte man bisher dem deutschen Schulsystem, den Lehrern und den Eltern die Schuld an dem mittelmäßigen Abschneiden deutscher Schüler bei internationalen Bildungsvergleichen gegeben, doch nun erhöht sich der Kreis der Angeklagten um die Gruppe der Schulbuchverlage und der in Prüfungsverantwortung stehenden Kultusministerien.

Wobei: Stiftung Warentest hat nur 17 Bücher für Gymnasien aus den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen getestet. Doch diese Bücher für die Klassen sieben bis zehn in den Fächern Biologie und Geschichte wiesen laut den Testern so manchen Patzer auf. Was auf den ersten Blick dramatisch klingt, offenbart sich allerdings bei genauem Hinsehen manchmal als ungeschickte Darstellung. So ging durch die Presse, daß ein Buch des Westermann-Verlages bei einer Nahrungspyramide den Uhu über den Fuchs gestellt habe. Der Verlag meinte hierzu jedoch, „daß der Uhu nicht den Fuchs frißt, sondern als Endkonsument keine natürlichen Feinde hat, im Gegensatz zum Fuchs“. Doch dürfen Bücher weiteren Erklärungsbedarf haben?

Auch ist es unverzeihlich, wenn Experimente mit Brennspiritus ohne Sicherheitshinweise erklärt werden oder Honeckers Rücktritt falsch datiert wird. Auch kritisierte die Stiftung Warentest die idealisierte Darstellung der Rolle der Frau in der DDR, die nicht auf den realen Umständen, sondern der DDR-Ideologie basiert.

Bei aller Kritik an den Verlagen muß man auch bedenken, daß sie Jugendlichen ohne Vorwissen viele Dinge vereinfacht erklären müssen, damit diese überhaupt etwas erfassen. Außerdem wird aufgrund des föderalen Systems in Deutschland und der daraus resultierenden gut 3000 unterschiedlichen Lehrplänen, ein hoher Druck auf die Verlage ausgeübt. Die drei großen Schulbuchverlage Cornelsen, Klett und Westermann müssen also für jeden Titel für jedes Bundesland eine eigene Ausgabe, sprich 16 an der Zahl, publizieren.

Da sich momentan aufgrund der öffentlichen Anteilnahme nach den bedenklichen Pisa-Ergebnissen deutscher Schüler die Politiker zum Handeln gezwungen sehen, kommt es regelmäßig zu Schnellschüssen und Veränderungen der Lehrpläne, auf die die Verlage wiederum reagieren müssen. Zudem legen Verlagsmitarbeiter und auch die Prüfenden in den Kultusministerien trotz umständlicher Prüfungsverfahren nicht die gewünschte Genauigkeit an den Tag. Auch darf den Verantwortlichen eine gewisse Naivität beziehungsweise ideologische Vorprägung unterstellt werden. Selbst in Fragen der Didaktik, also der Art und Weise, wie man den Lehrstoff vermittelt, scheiden sich die Geister. Die Stiftung Warentest fand jedoch einige Schulbücher, bei denen mehr Bilder und eine größere Schrift schon die Aufnahmebereitschaft der Schüler erhöhen würden. Allerdings: Bücher, die die zehn Experten des Warentestes aburteilten, kamen bei den Schülern besser weg. So gaben die 55 testenden Schüler dem „Duden Biologie“ das Prädikat „sehr gut“, während die Experten dem Buch nur ein „befriedigend“ zugesprochen hatten.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren