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06.10.07 / Der tiefe Fall der reichen »armen Ritter Christi« / Vor 700 Jahren, am 13. Oktober 1307, begann auf Betreiben des französischen Königs die Verfolgung der Templer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Der tiefe Fall der reichen »armen Ritter Christi«
Vor 700 Jahren, am 13. Oktober 1307, begann auf Betreiben des französischen Königs die Verfolgung der Templer
von Corinna Weinert

Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre!“ lautete das Motto der Tempelritter, die in der Zeit der Kreuzzüge Jerusalem verteidigten. Ihr Orden, der offiziell „Orden der armen Ritter Christi“ hieß, entstand zwischen 1118 und 1121 aus einem Bund, den Hugue von Payens und Godefroy de Sant Omer sowie sieben weitere aus Frankreich stammende Ritter in Jerusalem schlossen. Die Ritter wollten gewissermaßen als Miliz die Pilger schützen, die nach dem ersten Kreuzzug die von den Christen eroberten Heiligen Stätten besuchten. Die neun Ritter baten den Patriarchen von Jerusalem, König Baudoin II., ihren Bund offiziell anzuerkennen.

Baudoin II. war vom Vorhaben der Ritter angetan und überließ der „militia christi“, wie sich der Bund bezeichnete, sogar einen Flügel in seinem ehemaligen Palast, der auf dem Gelände erbaut gewesen sein soll, wo einst der Tempel Salomons gestanden hatte. Der Orden nannte sich daraufhin „Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis“, was übersetzt „Heilige Ritter vom salomonischen Tempel“ heißt und später als „Templer“, „Tempelritter“ oder „Tempelherren“ abgekürzt wurde. Der Orden vereinte die Ideale von Adel und Mönchtum, zweier Stände, die bis dahin streng getrennt waren.

Rund ein Jahrzehnt nach Gründung der Ritterschaft bestätigte Papst Honorius II. auf dem Konzil von Troyes den Orden der Templer, der sich bald darauf rasch zu vergrößern begann. Der Orden wurde vom Großmeister, den die Ordensmitglieder auf Lebenszeit wählten, geführt. Erster Großmeister der Templer war Hugue von Payens.

Die Ordensmitglieder hatten dem Großmeister vollen Gehorsam zu leisten, das verlangte das Gelübde, das sie beim Eintritt in den Orden ablegen mußten. Der Orden war in drei Stände unterteilt: die Kämpfenden, zu denen die Ritter und die Brüder zählten, die Betenden und die Arbeitenden.

In Palästina waren stets etwa 3000 bis 6000 Mann stationiert, davon ungefähr 350 bis 600 echte Ritter, deren Aufgabe es war, die Pilger zu schützen und die Heiligen Stätten zu verteidigen.

Am 29. März 1139 wurde die Organisation der Templer von Papst Innozenz II. durch die Bulle „Omne datum optimum“ erneut bestätigt und der Orden direkt dem Papst unterstellt. Hiermit war er für weltliche Herrscher nahezu unantastbar. So war er nicht nur von den Steuern befreit, sondern durfte selbst Steuern erheben. Außerdem verlieh er Geld gegen Zinsen, was zwar eigentlich verboten war, aber stillschweigend hingenommen wurde. Die Templer begannen sich langsam, immer mehr auf das Geldgeschäft zu konzentrieren. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts machten die Ordensbrüder Geldanleihen zu einer regulären geschäftlichen Betätigung. Da die Templer regelmäßig Geld und Güter von Europa nach Palästina transferierten, entwickelten sie ein gut funktionierendes Bankensystem, das bald auch Herrscher und Adelshäuser in Anspruch nahmen.

Nachdem die letzten Kreuzzüge, mit denen die Christen die mittlerweile von den Moslems eroberten Heiligen Stätten in ihren Besitz zurückholen wollten, fehlgeschlagen waren, zogen sich die Templer aus Palästina zurück und ließen sich vor allem im Süden von Frankreich nieder. Sainte Eulalie bei Millau, gegründet 1158, war Hauptsitz der Templer, die durch ihre Macht und ihre enormen Reichtümer bald in Opposition zu den weltlichen und kirchlichen Herrschern gerieten.

Zwischen 1100 und 1300 verfestigten sich zunehmend die Strukturen der Königreiche. Die Monarchen betrachteten den supranational organisierten Orden zunehmend mit Mißtrauen, besonders da er das größte stehende und auch im Kampf erfahrenste Heer bildete. König Philipp IV., der in Frankreich von 1285 bis 1314 regierte, machte sich der Orden besonders zum Feind, indem er dessen Antrag auf Mitgliedschaft ablehnte. Mehrere Gelehrte empfahlen Philipp einen neuen Kreuzzug. Das Geld sollte sich der König großenteils dadurch besorgen, daß er die Templer vernichtete und ihre Güter beschlagnahmte. Da Philipp hoch verschuldet war, unter anderem auch bei der Ritterschaft selbst, beherzigte er den Rat, ohne jedoch an einen Kreuzzug zu denken. 1305 klagte er die Ordensmitglieder wegen Ketzerei und Sodomie (im Sinne homosexueller Handlungen) an.

Die Chancen für den Orden standen schlecht, da der Papst, seinerzeit Clemens V., vom König abhängig war. Philipp setzte Clemens mit Verleumdungsdrohungen gegen dessen Vorgänger unter Druck. Auch kündigte er an, die Kirche in seinem Land abzuspalten, falls der Papst die Unterstützung der Templer nicht einstellte.

Am 13. Oktober 1307 wurden in Frankreich schlagartig alle Ordensmitglieder in Gewahrsam genommen. Die fast gleichzeitigen Verhaftungen stellten eine völlige Überraschung für die Templer dar. Die Verhaftungswelle war ein gut durchorganisiertes, polizeiliches Kommandounternehmen - das erste bekannte seiner Art in der Geschichte. Schon Tage bis Wochen vorher ergingen aus der Kanzlei von Philipp an alle „Dienststellen“ in Frankreich versiegelte Briefe mit der Auflage, sie am 13. Oktober 1307 zu öffnen und dann strikt dem Inhalt gemäß zu verfahren. Die Briefe enthielten die Haftbefehle. Mit dieser landesweit konzertierten Aktion konnte erfolgreich verhindert werden, daß sich die Ordensbrüder untereinander warnten.

Die Untersuchung der Inquisition zog sich über Jahre hin. Um zu erreichen, daß der Templerprozeß mit dem Todesurteil der Angeklagten endete, wurden massenhaft falsche Zeugenaussagen produziert.

Am 18. März 1314 wurde der letzte Großmeister der Templer, Jacques de Molay, in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Bereits am 22. März 1312 hatte Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne den Orden aufgelöst. Die Güter der Templer wurden - abzüglich der Verfahrenskosten - den rivalisierenden Johannitern übergeben.

In Norditalien, Portugal und Schottland blieb der Orden der Templer unbehelligt. 1319 gründete König Dionysius in Portugal den „Orden der Ritterschaft Jesu Christi“, der auch als „Christusorden“ bekannt ist. Viele der vor dem französischen König geflohenen Templer fanden hier Aufnahme.


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