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06.10.07 / Bangen um das Augenlicht / Mediziner erwarten deutliche Zunahme von Erblindungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Bangen um das Augenlicht
Mediziner erwarten deutliche Zunahme von Erblindungen
Von Haiko Prengel

Auf die Augenmedizin in Deutschland kommen vermutlich große Herausforderungen zu: Um nicht weniger als 60 Prozent soll die Zahl der Neuerblindungen in den kommenden 20 Jahren zunehmen, prognostiziert der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA). Schuld ist die demographische Entwicklung: Weil die Bevölkerung immer älter wird, verzeichnen Mediziner eine deutliche Häufung altersbedingter Augenkrankheiten.

Schon heute werden laut BVA 85 Prozent aller Erblindungen von drei Augenkrankheiten verursacht, die vor allem Menschen im Seniorenalter treffen. Dabei handelt es sich um das Glaukom (Grüner Star), die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) sowie die diabetische Retinographie, eine diabetesbedingte Netzhauterkrankung.

Die gute Nachricht: „Bei den meisten Menschen läßt sich eine Erkrankung und damit eine spätere Erblindung vermeiden“, sagt Augenarzt und BVA-Vizevorsitzender Professor Bernd Bertram. Voraussetzung sind regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen.

Doch genau hier liegt das Problem: Über die Möglichkeiten der Krebs-Prävention etwa ist die Bevölkerung gut informiert und geht regelmäßig zur Darmspiegelung oder Mammographie. „Daß man auch etwas für den Erhalt seiner Augengesundheit tun kann und sollte, wissen dagegen vergleichsweise wenige Menschen“, beklagt Bertram.

Insbesondere beim Glaukom ist rechtzeitige Vorsorge wichtig. Bei der auch unter dem Namen Grüner Star bekannten Krankheit liegt eine Beschädigung des Sehnervs vor, häufig ausgelöst durch erhöhten Augendruck. Von den Seiten her trübt das Blickfeld immer mehr ein.

„Die Erkrankung verläuft schleichend und wird vom Patienten meist erst im fortgeschrittenen Stadium wahrgenommen“, sagt Augenarzt und BVA-Sprecher Georg Eckert. Zu diesem Zeitpunkt sei das Blickfeld schon so weit eingeschränkt, daß es zu erheblichen Behinderungen im Alltag komme. Therapieren läßt sich das Glaukom mit Medikamenten, die den Augendruck senken und die Durchblutung fördern.

Allerdings: „Was an Sehvermögen einmal weg ist, kann nicht wiederhergestellt werden“, betont Eckert.

Ratsam sei, ab dem 40. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre zur Glaukom-Vorsorge zu gehen, um es erst gar nicht zu den Schäden infolge des Grünen Stars kommen zu lassen. Die Prophylaxe mit Inspektion des Sehnervs kostet Ekkert zufolge in der Regel 20 Euro, bei einer erweiterten Untersuchung des Gesichtsfelds bis zu 40 Euro.

Auch die Früherkennungsprogramme bei der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht. Bei AMD handelt es sich um Altersschäden im Zentrum der Netzhaut. Etwa drei Millionen Deutsche sind laut BVA betroffen, damit ist AMD die Hauptursache für Erblindung und schwere Sehbehinderung im Alter.

Anders als beim Glaukom führt die AMD nicht zu Sichteintrübungen des peripheren, sondern des zentralen Blickfelds.

„Ein guter Selbsttest ist ein Blick auf die Kacheln im Badezimmer. Wenn die Fugen gewellt aussehen, obwohl sie eigentlich gerade sein sollten, stimmt vermutlich etwas mit den Augen nicht“, sagt Eckert. Der Mediziner empfiehlt, für die AMD-Vorsorge ab dem 50. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre zum Augenarzt zu gehen. Die Behandlung kostet etwa 25 Euro. Wer

lieber zu Hause bleibt, riskiert Eckert zufolge „dramatische Einbußen“ bei der Sehschärfe.

Bei der diabetischen Retinopathie kommt es zu krankhaften Aussackungen der Blutgefäße, Einblutungen in den Augenkörper trüben das Blickfeld ein.

Mit Laserstrahlen läßt sich die Erkrankung therapieren. Einzig bei dieser altersbedingten Augenkrankheit sind die Vorsorgeuntersuchungen für den Patienten kostenlos.

Diabetiker sind bereits erkrankt: „Daher ist die Untersuchung der Netzhaut bei zuckerkranken Menschen keine Vorsorgeuntersuchung im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr Pflichtprogramm“, betont Eckert.

Blinde Menschen in Deutschland

In Deutschland leben etwa 145000 blinde und rund eine halbe Million sehbehinderte Menschen. Einige blinde Menschen können Gegenstände aus der Entfernung sehen, aber nur dann, wenn sie sich zentral vor ihren Augen und nicht im Randbereich des Blick-felds befinden. Sie leiden an Gesichtsfeldeinschränkung beziehungsweise dem sogenannten Röhrengesichtsfeld. Der Grad der Sehfähigkeit wird in Prozenten oder in Form eines arithmetischen Bruchs ausgedrückt. Wenn man von Blindheit spricht, meint man eine Sehfähigkeit von zwei Prozent oder 1/50 mit Korrekturgläsern. Hochgradige Sehbehinderung liegt vor, wenn jemand trotz Brille nur fünf Prozent oder 1/20 Sehschärfe besitzt. ddp

Quelle: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband


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