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06.10.07 / Terroristen des Körpers / Tote Zähne können allerlei Unheil anrichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Terroristen des Körpers
Tote Zähne können allerlei Unheil anrichten
von Rosemarie Kappler

Die aggressivsten der gut 500 Mundbakterienarten verrichten ihre Arbeit im Verborgenen: Sie verursachen Karies, lassen Zahnstein entstehen, entzünden die Mundschleimhaut, greifen das Zahnstützgewebe an, lockern Zähne, legen Nerven blank und lahm und bilden spätestens dann einen versteckten Krankheitsherd.

Der wiederum kann Nierenleiden, Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Depressionen, Allergien, Ohrgeräusche, Sehstörungen und Rükkenschmerzen auslösen. Denn die Bakteriengifte sind in der Lage, die von den Krankheitserregern befallenen Zähne zu verlassen und über das Blut zu anderen Organen zu gelangen. Weder die Entgiftungsfähigkeiten des Körpers noch seine Abwehr durch Entzündungsprozesse können die freigesetzten Gifte vollständig beseitigen. Da ein wurzeltoter Zahn eine Entzündung nicht mehr wahrnimmt, kann es so unbemerkt zur Zystenbildung und Vereiterung im umgebenden Kieferknochen kommen. „Also raus damit“, forderten bis vor wenigen Jahren deshalb noch viele radikale Zahnärzte, weil sie ihren Patienten mögliche Folgekrankheiten ersparen wollten. Lieber Zahnersatz als eine Bakterienschleuder und tikkende Zeitbombe im Mund. Für andere hatte der unbedingte Zahnerhalt Priorität. Warum, dafür hat Matthias Hannig, Professor für präventive Zahnmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes, eine überzeugende Erklärung: „Eine idealere Lösung als den biologischen Zahnhalteapparat gibt es nicht. Wäre es anders, hätte die Natur unseren Kiefer aus Titan oder anderen Materialien gemacht.“ Im Bestreben, kranke Zähne in jedem Fall zu erhalten, wurde eifrig gebohrt, geschliffen, ausgeräumt, desinfiziert, gestopft, verfüllt, Nerven lahmgelegt und alles schön versiegelt. So mußte sich die Zahnmedizin lange den Vorwurf gefallen lassen, sie sei die einzige medizinische Disziplin, für die es annehmbar erscheint, totes und infiziertes Gewebe im Körper zu belassen. Denn bei allem guten Willen reichten die früheren Methoden der konventionellen Wurzelbehandlung einfach nicht aus, um sämtliche Bakteriennester und Infektionsherde im Zahninnern auszuräumen. Zudem waren die Werkzeuge nicht ausreichend, um auch wirklich jeden Wurzelkanal aufzuspüren und zu sondieren. „Das hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Moderne Instrumente haben die Nachteile der üblichen Wurzelbehandlung fast völlig beseitigt“, sagt Hannig und hat damit auch die in den USA entwickelte Methode der Endodontie im Blick. Wolfgang Koch, stellvertretender Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Ganzheitliche Zahn-Medizin (GZM) erläutert: „Verwendet werden hierzu winzig kleine und hochflexible Titan-Feilen, mit denen alle Abschnitte des Wurzelkanals erreicht werden können. Die Feilen werden elektronisch gesteuert.“ Der Arzt arbeitet meist unterstützt durch ein Operationsmikroskop und orientiert sich anhand einer dreidimensionalen Röntgenaufnahme. Manchmal ist es sinnvoll, einen Wurzelkanal ergänzend mit einem Laser zu behandeln, um restlos alle Gewebe-, Bakterien- und Schadstoffe zu beseitigen. Nach der Auffüllung der Kanäle wird der Zahn mit biologisch verträglichen Versiegelungszementen abgedichtet. Ganzheitlich orientierte Zahnmediziner führen im Einzelfall zuvor einen Allergietest durch. Im Gegensatz zur konventionellen Wurzelbehandlung wird die Endodontie auch von der ganzheitlichen Zahnmedizin befürwortet, obwohl auch sie letztlich einen toten Zahn im Mund beläßt. „Die Belastung des Gesamtorganismus liegt jedoch geringer, als wenn der Zahn entfernt und durch eine Brücke ersetzt würde“, versichert Koch. Weitere Informationen im Internet unter www.gzm.org.


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