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06.10.07 / Auch im alten Rom beliebt / Sellerie als anregendes Lebensmittel und als Heilpflanze

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Auch im alten Rom beliebt
Sellerie als anregendes Lebensmittel und als Heilpflanze
von Anne Bahrs

Apium graveolens aus der Familie der Doldenblütler wächst als „Wildsellerie“ nur auf salzhaltigen Böden. Die Pflanze war bereits im alten Ägypten bekannt. Ihre Blätter und Blüten wurden den Verstorbenen mit ins Grab gelegt. Bei den Griechen und Römern war Sellerie dem Gott der Unterwelt geweiht und Sinnbild für Tod und Trauer. Seine blühenden Zweige wurden aber auch gepflückt, um Kränze für die Sieger der „Isthmischen Spiele“ zu binden. Denn Sellerie war auch ein Symbol für Triumph und Schönheit. Man fand auf Sizilien zwei Münzen der griechischen Stadt Seliunt (geprägt zwischen 480 und 409 v. Chr.) mit Blattzipfeln des Sellerie als Stadtwappen.

Die lateinische Bezeichnung „Apium“ wird in den Aufzeichnungen der Mönche nördlich der Alpen erst ab etwa 800 genannt. Wir wissen, daß Sellerie in St. Gallens Klostergarten um 820 als Gewürz- und Arzneipflanze auf 18 Beeten angebaut wurde. Im von Römern besetzten Germanien ließen sich Pflanzen und Samen als Verkohlungen und in Fäkalien bei archäologischen Grabungen unter anderem im Rhein-Main-Gebiet (Butzbach), auch bei Neuss und Xanten am Rhein nachweisen. Die Römer schätzten Sellerie als Gewürz so sehr wie Dill und Koriander.

Wildsellerie wächst an der Nord- und Ostseeküste, an Gräben, Bächen, Flußufern auf salzigem Boden auch bis hin zum Kaukasus. Man sammelte ihn lange als Arzneipflanze, die in Deutschland nur noch selten zu finden ist.

Sellerie-Medizin schluckte man nur widerwillig, denn sie hatte einen unangenehmen Geruch und bitter-scharfen Geschmack. Zudem war die Arznei wohl schwer zu dosieren. Vor der „Giftpflanze“ wurde gewarnt. Heute wissen wir, daß Sellerie allergische Reaktionen auslösen kann bis hin zum gefährlichen Schock.

Gärtner nahmen Sellerie in Kultur. Seine Kälteempfindlichkeit blieb, doch Dank der Zuchterfolge kennen wir nun mehr als männerfaustgroße Sellerieknollen mit schneeweißem „Fleisch“ und den für Rohkostsalate geschätzten Stangensellerie.

Die Pflanzen enthalten nur noch geringe Spuren von Furocumarinen. Den unangenehmen Geruch und Geschmack haben sie verloren, aber auch diese Kulturpflanzen wirken animierend auf Niere und Blase und sie sollen immer noch unsere Sexualorgane anregen.

Gerade das mag den Sellerie so beliebt gemacht haben! Ein Texter und Komponist jubelte: „Hermann, freu’ dich, Hermann, freu’ dich! Morgen gibt’s Sellerie-Salat.“ Der Schlager wurde im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ein „Hit“, den man noch in meiner Jugendzeit oft von alten Schallplatten hörte.

Nur noch gelegentlich werden die Droge des Sellerie, gewonnen aus den reifen, getrockneten Früchten, und das frische oder getrock-nete Selleriekraut sowie auch die frischen oder die getrockneten Sellerieknollen in der Volksmedizin als Diuretikum bei Blasen- und Nierenleiden, bei Gicht, rheumatischen Beschwerden und nervöser Unruhe eingesetzt.

Eingekochtes Selleriekraut bedingt vermehrte Harnausscheidung, hilft bei Magen- und Darmbeschwerden und gegen Appetitlosigkeit. Ausschließlich Kulturen in Deutschland, Polen und den Bal-kanländern liefern Sellerie für unsere pharmazeutische Industrie und zur Herstellung von Gewürzextrakten. Sellerieöl wird auch für kosmetische Produkte benötigt.

Gemüsegeschäfte bieten uns übers ganze Jahr große Sellerie-knollen für Gemüse und Salate an, auch geteilt und gebündelt in Porree, Petersilienwurzeln und Möhren als „Suppengrün“. Knollen- und Stangensellerie sind für Salate sehr volkstümlich geworden, haben aber auch in der „feinen Küche“ immer noch einen guten Namen.


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