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06.10.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-07 vom 06. Oktober 2007

Schafe / Warum der Ölpreis immer steigen muß, wie sich Schweizer im Ton vergreifen, und wo der Faschismus aus der Nudel kommt /
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Die schlechte Nachricht: Der hohe Euro-Kurs drückt auf unsere Exporte in Länder außerhalb der Gemeinschaftswährung, weil unsere Produkte dort teurer werden. Die gute Nachricht: Importe von dort werden billiger wegen des Euro-Höhenfluges. Eigentlich eine ganz einfache volkswirtschaftliche Rechnung. In diesen Wochen aber erleben die Deutschen, daß nicht nur gutes Gemüse schlecht werden kann, sondern auch gute Nachrichten.

Es reicht die Fahrt zur Tankstelle: Erdöl wird ja in US-Dollar abgerechnet, also mag so mancher deutsche Kraftfahrer nach Lektüre der neuesten Wechselkurs freudig erregt zum Kraftstoffhändler gejagt sein, um den Preisen beim Purzeln zuzugucken. Dort die Enttäuschung: Die Preise fallen nicht etwa, sie steigen sogar noch! Warum?

Vom großen Ölgeschäft verstehen wir kleinen Würstchen eben gar nichts. Das geht nämlich so: Weil die Hersteller wegen des hohen Euro auf dem europäischen Markt weniger verdienen, müssen sie schweren Herzens die Preise anheben, um ihre Gewinnmargen zu halten. Und wenn der Dollar wieder steigt? Dann steigt der Ölpreis ohnehin mit - aufgrund der gestiegenen Produktionskosten, die ja in Dollar anfallen. Man könnte es auch so ausdrücken: Wenn der Sack Reis in China nach vorn umfällt, steigt der Ölpreis. Und wenn er nach hinten umfällt … genau!

Ist das nicht phantastisch? Ja, so verdient man Geld, Ihr Idioten! Wir, die Idioten, sind zwar beeindruckt von diesem ausgeklügelten System. Nur behagt es uns nicht, immer am falschen Ende vom Zockertisch zu sitzen. Deshalb haben in unseren Ohren die Namen von Ölkonzernen den selben Klang wie die von berühmten Mafia-Paten.

Das läßt die Multis nicht kalt, sie bemühen sich sehr um etwas mehr Verständnis von unserer Seite … das heißt, nein, „Verständnis“ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Das würde ja bedeuten, daß uns die Multis erklären wollten, was wirklich ihre Motive sind und was sie da treiben. Genau das aber dürfte unsere Meinung über die Ölkonzerne noch weiter verdüstern, weshalb sie davon doch lieber die Finger lassen. Also sagen wir besser: Die Petroleumproduzenten hätten es einfach gern, wenn wir mit einem fröhlichen Lächeln hergäben, was sie uns aus der Tasche ziehen. Deshalb laufen in den Medien manchmal so Kampagnen, in denen sie uns mitteilen, wie emsig sie in „zukunftsweisende Technologien“ investieren zu dem einzigen Zweck, Kraftstoff zu sparen. Wir glauben dem ebenso vorbehaltlos wie der Alkoholwarnung aus der Schnapsfabrik. Was aber ungerecht ist: Warum sollten die Ölhändler nicht ehrlich daran interessiert sein, daß jeder von uns nur noch die Hälfte verbraucht, wenn wir ihnen dafür das Doppelte bezahlen müssen?

Aber hauptsächlich geht es ihnen eben um ihr angefressenes Image. Den lausigen Ruf teilen sie mit den großen Stromkonzernen, die Deutschland nach guter Eroberertradition in vier Besatzungszonen aufgeteilt haben und nun billigerweise aus ihren Erwerbungen rausholen wollen, was irgend rauszuholen ist.

Deshalb lieben wir sie auch so. Der schwedische Vattenfall-Konzern genießt in Deutschland mittlerweile eine ähnliche Reputation wie seine schwedischen Vorfahren, die im 17. Jahrhundert anläßlich des 30jährigen Krieges zu Besuch kamen. Allein in Berlin und Hamburg ergriffen zum 1. Juli rund 100000 Vattenfall-Kunden die Flucht und verstecken sich seither bei Kleinanbietern.

Das schmerzt, weshalb die Chefs der deutschen Vattenfall-Sektion tief zerknirscht sind. Sie wollen nun kräftig an ihrem Bild in der Öffentlichkeit pinseln, damit wir begreifen, warum es für alle gut ist, daß sie so viel an uns verdienen. In einem internen Schreiben des Konzern-Managers Hans-Jürgen Cramer, welches das „Hamburger Abendblatt“ in Teilen abgedruckt hat, kündigt er an: „Wir wollen dort sein, wo unsere Kunden sind … wir gehen in die Bezirke, die Vereine, in die Schulen und Verbände, wir sind Bestandteil des normalen Lebens unserer Kunden.“ Sehr vernünftig, daß Herr Cramer den Brief mit dem Vermerk „Nur zur internen Verwendung“ versehen hat. Nicht auszudenken, wenn das an die Öffentlichkeit gelangt! „Leute, nehmt die Wäsche von der Leine! Die Vattenfaller rücken an!“ Zum Glück erscheint das „Abendblatt“ in Hamburg - die Hanseaten gelten ja als besonders diskret. Und Sie sagen auch nichts weiter, gell?

Allerdings muß man einräumen, daß der arme Manager die Lage doch etwas arg düster zeichnet. „Teil des normalen Lebens“ seiner Kunden ist er jeden Monat mindestens einmal, wenn die Stromrechnung kommt. Das reicht uns eigentlich, ihm aber offenbar nicht, was allemal Anlaß zu weiterer Sorge bietet.

Zu Unrecht: Der Konzern will nämlich gar nichts nehmen, er will geben, genauer: Er möchte viele Vereine und Veranstaltungen sponsern, damit wir ihn wieder lieb haben. (Wieso „wieder“? Ach, Ruhe jetzt!).

So ein Sponsoring kostet natürlich eine Stange Geld, das irgendwo anders wieder hereingeholt werden muß. Aber dafür hat der Konzern bestimmt schon eine Idee. Wollen Sie einen Tip?

Andererseits: Strompreise, na ja! Was regen wir uns auf. Andere Völker hätten gern unsere Sorgen, denken Sie an die Menschen in Birma, oder in Darfur oder die armen Schweizer. Schweizer! Ja! Sie haben richtig gelesen.

In dem Nachbarland steht die NS-Machtergreifung unmittelbar bevor. Die Nazis dort nennen sich SVP und ihr Führer heißt Christoph Blocher. Starr vor Entsetzen hat ein deutsches Nachrichtenmagazin entdeckt, daß die SVP die Ausweisung krimineller Ausländer fordert und auch solche Nichtschweizer loswerden wolle, die den Sozialstaat ausbeuten. Zwar, räumt das Blatt selber ein, habe die schweizerische Linke durch ihre „Sozialromantik“ dazu beigetragen, daß der Anteil ausländischer Straftäter „überproportional“ sei. „Besorgniserregend“ aber sei, daß die SVP der Linken jetzt auch die Schuld für die Folgen ihres Verhaltens gebe. Und, so gibt das Magazin weiter zu, auch in Deutschland werde über die Abschiebung krimineller Ausländer diskutiert, aber nicht in dem „Ton“ der SVP.

Ja, so ist das: Schuld ist rechts, links sind die guten Absichten, und ansonsten kommt es auf den Ton an. Da sind wir alle gefordert: Haben Sie etwa auch schon mal jemanden als „Schwarzes Schaf“ verleumdet? Sagen Sie jetzt ja nicht, das hätten Sie aus Unbedachtsamkeit getan! Die SVP, übrigens stärkste Partei in der Schweiz, wirbt für ihre Abschiebe-Kampagne mit einem Plakat, auf dem ein weißes Schaf ein schwarzes wegschubst. Purer Rassismus, wettern die, die es wissen müssen.

Politische Konkurrenten der SVP sind außer sich über die Abgebrühtheit der Blocher-Partei. Wenn man ihr Faschismus vorwerfe, reagiere die bloß mit einem „Grinsen“. Unglaublich.

Die Schweiz also auch, wir werden langsam eingekesselt. Die „Berliner Morgenpost“ meldete vergangenen Dienstag, unbekannte Täter hätten in Eisenhüttenstadt auf einem Schulhof ein „Hakenkreuz aus Nudeln“ ausgelegt: „Der Hausmeister entdeckte das Nazisymbol gestern vormittag und verständigte die Polizei. Die Beamten suchten nach Spuren und nahmen eine Anzeige auf.“ Das Hakenkreuz sei im Anschluß an die „Arbeit am Tatort“ beseitigt worden.

Ob „Spuren“ (Parmesan? Tomatensoße?) gefunden wurden, geht aus der brisanten Meldung leider nicht hervor. Aber immerhin: Der Hausmeister hat die Gefahr für die Demokratie, die von der Teigware ausging, sofort erkannt und die Staatsmacht alarmiert.

Politisch unsensible Kollegen hätten womöglich einfach zum Besen gegriffen, das elende Symbol zusammengefegt und im Müll entsorgt, wohin es gehört. Nicht so der Eisenhüttenstädter. Seine Wachsamkeit und Zivilcourage verdienen unser aller Anerkennung.


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